Mit chinesischen Clean-Tech-Aktien zu Outperformance

Wo ist der größte Clean-Tech-Markt der Welt? Und warum kann staatliche Wirtschaftslenkung auch Vorteile bringen?

Es ist immer dasselbe Ritual. Wenn europäische Regierungen oder die EU über strengere Umweltgesetze räsonieren, kommt prompt der Konter der betroffenen Industrien: Man möge doch bitte vorher auf globaler Ebene durchsetzen, das die großen Umweltsünder-Staaten (USA, China, Indien) zuerst mal unsere Standards erreichen. Dort signifikant sauberer zu werden hätte weit mehr globalen Nutzen als wenn die ohnehin schon relativ sauberen Europäer noch ein halbes Prozent rausquetschen.

Wenn wir heute an China und Umwelt denken, fallen uns Wasser- und Luftverschmutzung ein, Menschen mit Gesichtsmasken, ein. Aber es gibt auch eine andere Seite der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Das Riesenreich der Mitte ist bereits zum weltgrößten Clean-Tech-Markt aufgestiegen. Schon die Hälfte der Investments dieses Zukunftsmarkts spielt sich in China ab (und nur 25 % in den USA bzw. 20 % in Europa). Und: Umweltschutz ist von der Chinesischen Regierung zur Top-Priorität erklärt worden. Deshalb sehen Marktbeobachter China und Umwelt als fesselnde, strukturelle Langfriststory und als einen der attraktivsten „Growth cases“ überhaupt.

Bestärkt wird deren Überzeugung von Staatspräsident Xi Jinping, der kundtat: „Das erste was ich am Morgen tue, ist, die Luftqualität Pekings zu checken … Was ich mir wünsche ist, dass wir jeden Tag einen blauen Himmel, grüne Hügel und saubere Flüsse sehen – nicht nur in Peking, sondern überall in China.“

Vielleicht hat Präsident Xi Jinping ja eine eigene Luftqualitäts-App, François Perrin hat jedenfalls eine solche auf seinem Smartphone. Bei seinem kürzlichen Wien-Besuch sprach der Börsen-Kurier mit ihm darüber, warum er so bullish auf Chinas Umwelttechnologieaktien ist. Der gebürtige Franzose ist Portfoliomanager Hong Kong und North Asia, hat 18 Jahre Fondsindustrieerfahrung, arbeitet in Hong Kong und managt für den führenden Emerging & Frontier Market Manager East Capital den ersten und bisher einzigen China Environmental Fund (Class A EUR, ISIN: LU0289591256).  „Dieses Investmentfeld ist einfach zu groß, um es zu ignorieren“, meint Perrin.

Gute Aussichten

Denn die chinesische Regierung will so viel Geld in Umwelttech-Investments stecken, das dem Dreifachen des gesamten schwedischen Bruttoinlandsprodukts entspricht. So hat sie im Fünfjahresplan 2016 – 2020 die ursprünglich geplante Summe sogar verdoppelt. Außerdem hat das Land bereits 2015 Deutschland überholt, was den Solarpanel-Markt betrifft. Heute werden bereits 80 % aller Solarpanels in China produziert und das Land ist damit der weltgrößte Markt geworden. Hinzu kommt, dass es bei den chinesischen Titeln noch „massive“ Abschläge bei der Price/Earings-Ratio im Verhältnis zu ihrem Wachstum gebe, man also unterbewertete Unter-nehmen aus „High-Quality-Growth“-Sektoren vorfinde: „Cheap plus strong momentum plus strong track record.“

Für wen?

Umweltschutzstrategien und die Ausrichtung des chinesischen Regierungsplanes würden für einen mindestens 3 bis 5-jährigen Investmenthorizont sprechen und für eine „Buy and Hold“-Strategie, meint Asienkenner Perrin.

Im österreichischen Markt sieht der franko-asiatische Portfolio-Manager „starkes Potenzial“, denn bei uns herrsche gewachsenes Umweltbewusstsein: „Das ist in der DNA der Menschen hier.“ Interessant sei sein Investmentansatz sowohl für Retail-Funddistributoren als auch für Institutionelle wie Pensionsfonds und Fund of Funds mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Man erhalte Zugang unter anderem zum weltgrößten Solarmarkt und Langfristsicherheit durch den industriegetriebenen Fünfjahresplan der Chinesischen Regierung. Der im Übrigen gar nicht so sehr top-down sei, sondern „der Druck kommt von der Bevölkerung“ und die Staatsverwaltung folge dem, indem sie das investierte Geld leveragt und die Umweltunternehmen zu globalen Key-Providern macht.

Autor: Mag.Manfred Kainz (redaktion@boersen-kurier.at)