China treibt Reformen weiter an

Die Auswirkungen der angekündigten US-Zölle auf chinesische Exporte bleiben abzuwarten. Chinas Wirtschaftsreformen bieten indes auch Anlegern interessante Investmentchancen.

Eigentlich hatte das chinesische Jahr des Hundes durchaus beschwingt begonnen. Bis vor wenigen Wochen. Dann verkündete US-Präsident Donald Trump Einfuhrzölle in Höhe von rund 60 Mrd USD auf chinesische Importe – eine martialische Reaktion von China lies dann auch nicht lange auf sich warten.

Zu einer handfesten Auseinandersetzung muss es aber nicht zwangsweise kommen. Alexander Wolf, Senior Emerging Markets Economist bei Aberdeen Standard Investments, meint jedenfalls: „Chinas Reaktion dürfte deutlich von Verhältnismäßigkeit geprägt ausfallen, um eine Eskalation zu vermeiden.“ Bleibt noch die Frage zu den Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft. Bislang waren die Prognosen positiv, ein dramatischer Konjunktureinbruch längst vom Tisch.

Zölle sollten Konjunktur kaum dämpfen
Chi Lo
, Senior Economist Greater China bei der BNP Paribas AM Hong Kong, meint, solange die Zölle auf ausgewählte Produkte abzielten, wären die Auswirkungen überschaubar. Sie könnten das Wirtschaftswachstum schlimmstenfalls um 0,1 %-Punkte schmälern. „Dabei kann China Exportrückgänge in die USA locker wettmachen, etwa mit neuen Absatzmärkten entlang der Seidenstraße.“

Insgesamt dürfte Chinas Wirtschaftswachstum heuer leicht auf 6,5 % sinken. „Das liegt vor allem daran, dass die Regierung das Schuldenniveau reduzieren möchte“, erklärt der BNP-Experte. Zugleich werde aber eine weitere Entwicklung von vielen Experten unterschätzt, meint Lo: „Chinas Industrialisierung verlagert sich zunehmend ins Inland, damit in ärmere Regionen.“ Das verhelfe den Menschen dort zu mehr Einkommen, „sie kurbeln damit den Konsum an“.

China-Fonds als Investmentchance
Interessierte Anleger können breit gestreut etwa mittels Fonds auf China setzen. Zu den langjährigen Topperformern zählt laut Morningstar der „Janus Henderson Horizon China Fund“ (ISIN: LU05729 44774). May Ling Wee, Co-Manager für chinesische Aktien-Stategien, setzt dabei den aktuellen Schwerpunkt auf Konsumtitel, wie sie im Gespräch mit dem Börsen-Kurier erklärt: „Das Einkommen steigt, die Konsumenten werden anspruchsvoller.“ Und die Shopping-Palette ist durchaus umfangreich, sie reicht von Autos und Reisen bis hin zu Ausgaben für die Gesundheit und Internetdiensten. Im Industriebereich verweist Wee auf steigende Cashflows und sinkende Schulden bei den Unternehmen. Das sei ein Grund, weshalb sie unter anderem auf ausgewählte, gut geführte Banken setze.

Der „UBS (Lux) Equity Fund – China Opportunity“ (LU0067 412154) kann sich ebenfalls gut behaupten. Auch hier findet das Fondsmanagement derzeit Gefallen vor allem am Nicht-Basiskonsum sowie am Gesundheitssektor. Etwas zurückhaltend ist man hingegen bei Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Energie.

Mit dem „DB X-Trackers CSI 300“ (LU0779800910) setzt man auf die 300 größten Aktien aus dem A-Aktien-Universum. Grundsätzlich haben Unternehmen auf den Festland-Börsen einen starken Fokus auf den Binnenmarkt. Und mit dem „Vontobel-China-Policy-Performance Indexzertifikat“ (DE000VZ60CP6) setzt man auf 22 Unternehmen, die von aktuellen Reformen profitieren könnten. Der Schwerpunkt liegt auf der Urbanisierung sowie dem Immobilien- und Finanzsektor.

Autor: Mag. Raja Korinek (redaktion@boersen-kurier.at)