Mix aus Faktoren drückt auf die Kurse

Kryptowährungen, wie der Bitcoin, mussten seit dem Ende des Vorjahres empfindliche Kursverluste hinnehmen. Ein neuerlicher Höhenflug ist derzeit nicht in Sicht.

Ist der Hype rund um den Bitcoin und andere Kryptowährungen schon wieder vorbei? Auch wenn es vielleicht etwas verfrüht scheint, hier eine klare Aussage zu treffen, so ist sicherlich die Euphorie unter den Investoren fürs Erste verflogen.

Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich: Alleine der Kurs des Bitcoin und damit jener Kryptowährung mit der weltweit größten Marktkapitalisierung, ist seit dem Erreichen des historischen Höchststands von in etwa 20.000 USD im Vorjahr auf zuletzt nur rund 6.190 USD abgestürzt. Kaum besser erging es anderen Krpytowährungen.

Gewinne realisiert

Laut CoinMarketCap, einem Kryptowährungs-Kursdatenanbieter, weisen die etwas mehr als 2.000 Kryptowährungen heute eine Marktkapitalisierung von rund 201 MrdUSD auf. Detail am Rande: Im vergangenen Dezember waren es noch um die 800 MrdUSD. Hinter dem drastischen Rückgang sehen Experten eine Reihe von Faktoren: Der wohl gewichtigste ist dabei, dass viele Investoren nach den rasanten Kursanstiegen im Vorjahr schlicht und einfach Gewinne realisiert haben. Nicht wenige davon,
die schon eine Weile investiert waren, konnten sich über ein ansehnliches Sümmchen freuen. Andere hätten sich wiederum aufgrund von Sicherheitsbedenken – ausgelöst durch diverse Hackerangriffe – von ihren Kryptowährungen getrennt.

Für Mati Greenspan, er ist Senior-Market-Analyst bei der Social-Trading-Plattform eToro, dürften auch die zunehmenden Regulierungsbemühungen auf die Kurse der digitalen Währungen gedrückt haben. „In diversen Schlüsselmärkten ergeben sich für Krypto-Enthusiasten daraus Erfolge und Rückschläge“, meint er. Dass die US-Börsenaufsicht Securities Exchange Commission (SEC) noch immer keinen Bitcoin-gedeckten ETF genehmigt habe, sorge ebenfalls für negative Stimmung unter den Anlegern. Dazu kommen noch Gerüchte, dass Goldman Sachs möglicherweise doch von den Plänen abweicht, einen „Bitcoin Trading Desk“ zu eröffnen – auch wenn das Unternehmen selbst erklärte, noch keine endgültige Entscheidung getroffen zu haben.

Trotz der sehr schwierigen Rahmenbedingungen sieht Greenspan auch einige Hoffnungsschimmer. So verfüge der neue, von US-Präsident Donald Trump nominierte, SEC-Kommissar Elad Roisman Berichten zufolge über eine deutlich kryptofreundlichere Einstellung als sein Vorgänger. „Roisman könnte die Spitze zugunsten eines Bitcoin-gedeckten ETFs und anderer Krypto-Produkte anführen“, sagt er.

Zusammenbruch?

Weniger Anlass zum Optimismus gibt eine aktuelle Studie von Juniper Research („The Future of Cryptocurrency: Bitcoin & Altcoin Trends & Challenges 2018 – 2023“, Anm.). Demnach könnten dem Markt für Kryptowährungen noch schwierigere Zeiten bevorstehen, als das im „Seuchenjahr“ 2018 bislang der Fall war. Schlimmstenfalls drohe sogar ein völliger Zusammenbruch bzw. eine Implosion.

Die Studienautoren verweisen in diesem Zusammenhang auf zwei einschneidende Entwicklungen: den starken Rückgang in der Zahl der täglichen Bitcoin-Transaktionen sowie den Einbruch des Transaktionsvolumens. Tatsächlich: Wurden Ende 2017 noch rund  360.000 Bitcoin-Transaktionen pro Tag gemessen, waren es diesen September nur noch 230.000. Noch dramatischer fiel der Rückgang des Transaktionswertes aus: Zwischen Ende 2017 und September 2018 steht ein Einbruch von rund 3 Mrd. USD zu Buche. Ein weiteres Anzeichen der Schwäche des Marktes für Kryptowährungen ist für die Studienautoren, dass er von Entwicklungen wie der Brexit-Krise oder dem Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht profitiert hat. Dies wären eigentlich ideale Rahmenbedingungen für einen Wechsel von traditionellen  hin zu Krypto-Währungen.

Alternative Blockchain

Während ein Einstieg in Kryptowährungen zum jetzigen Zeitpunkt als äußerst riskant eingeschätzt werden kann – es sei denn man gehörte zur Gruppe der „Krypto-Afficionados“, die die aktuelle Situation als „vorübergehenden Bärenmarkt“ sehen und dementsprechend auf die günstigen Einstiegskurse verweisen, so gilt die zugrundeliegende Technologie, die Blockchain, als durchaus interessante Investmentmöglichkeit. Kurz zusammengefasst: Sie ermöglicht die digitale – und fälschungssichere – Dokumentation von Transaktionen.

Die Blockchain ermöglicht jedenfalls vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in zahlreichen Sektoren – angefangen von der Finanzwirtschaft, über das Gesundheitswesen, bis hin zur Energiewirtschaft. Anleger können hier zwischen Einzelinvestments, Indizes oder Zertifikaten wählen.            

Autor: Mag. Patrick Baldlia (redaktion@boersen-kurier.at)
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