DAX-Konzern bietet für BUWOG

Noch vor Weihnachten wurde bekannt, dass Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia den Aktionären der österreichischen BUWOG ein Übernahmeangebot unterbreitet. Vonovia SE ist schon seit geraumer Zeit auf Einkaufstour. Welche Absichten der Konzern mit dem neuesten Deal verfolgt, fragte der Börsen-Kurier in einem Interview den Leiter Investor Relations, Rene Hoffmann.

Börsen-Kurier: Vonovia hat bekannt gegeben, den österreichischen Immobilienkonzern BUWOG zu übernehmen. Erst im vergangenen Frühjahr hat Vonovia sich den Konkurrenten conwert einverleibt. Welche Chancen sehen Sie auf dem österreichischen Markt?

Rene Hoffmann: Der Wohnungsbestand der BUWOG ergänzt den von Vonovia erworbenen conwert-Bestand in Österreich. Gemeinsam mit dem Portfolio von conwert würde Vonovia dort dann rund 24.000 Wohnungen bewirtschaften. Damit gehört Österreich nachhaltig zu unserem Immobilienbestand.

Börsen-Kurier: Die BUWOG verwaltet rund 50.000 Wohnungen, rund die Hälfte davon in Deutschland. Was macht das BUWOG-Portfolio für Vonovia mit derzeit 350.000 Wohnungen so attraktiv?

Hoffmann: Die Wohnungen der BUWOG liegen in Deutschland hauptsächlich in den sich dynamisch entwickelnden Metropolen Berlin und Hamburg sowie in Kiel und Lübeck. Damit ergänzt dieses Portfolio unser eigenes ideal und kann somit von unseren Größenvorteilen, unserer Handwerkerorganisation und unseren Immobiliennahen Dienstleistungen profitieren.

Börsen-Kurier: Vonovia bietet 29,05 Euro je BUWOG-Aktie, was einem Übernahmepreis von
5,2 Mrd Euro entspricht. Ist das Übernahmeangebot sowohl aus BUWOG- als auch aus Vonovia-Sicht gerechtfertigt?

Hoffmann: Die Prämie von 18,1 % ist unseres Erachtens ein attraktives Angebot für die Aktionäre der BUWOG und ein fairer Preis. Der Mehrwert für die Vonvoia-Aktionäre liegt nicht zuletzt darin, dass wir, ohne die Anzahl der Aktien zu erhöhen, unser Portfolio vergrößern, Kostenvorteile generieren und somit unser Ergebnis und unsere Dividendenfähigkeit weiter erhöhen.

Börsen-Kurier: Das offizielle Übernahmeangebot ist für Februar angekündigt. Dann müssen 50 % plus eine BUWOG-Aktie Vonovia angedient werden. Wie werden beide Aktionärsgruppen bzw. beide Unternehmen von der Übernahme aus Ihrer Sicht profitieren?

Hoffmann: Die Aktionäre der BUWOG profitieren über eine Gewinnrealisierung, die mehr als 18 % über dem Schlusskurs vor Ankündigung liegt. Die Vorteile für die Aktionäre der Vonovia liegen in den erwarteten Kostenvorteilen in Höhe von rund 30 Mio Euro pro Jahr. Zudem wirkt sich die Übernahme auch positiv auf unsere Ertragskraft aus dem operativen Geschäft, den FFO 1, und damit unmittelbar auf unsere Dividende aus.

Börsen-Kurier: Vonovia wird die Übernahme ausschließlich fremdfinanzieren. Welche Vorteile hat dies?

Hoffmann: Wir finanzieren aktuell vornehmlich über unbesicherte Unternehmensanleihen und brauchen keine Kapitalerhöhung. Dies wiederum steigert die Ertragskraft und die Dividende pro Aktie.

Börsen-Kurier: Mit der BUWOG-Übernahme avanciert Vonovia auch in Österreich zum Marktführer. Gewinnen vor allem die Aktionäre oder auch die Mieter?

Hoffmann: Wir haben unsere Eigentümer und unsere Mieter gleichermaßen im Blick. Die langfristige Zufriedenheit unserer Kunden steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Durch die neue Größe, die wir mit der BUWOG in den jeweiligen Städten erreichen, können wir unseren Bestand dort noch effizienter bewirtschaften und weitere Skaleneffekte realisieren. Das bedeutet: Modernisierungen werden zum Beispiel günstiger. Das sind ganz klare Vorteile für unsere Mieter.

Börsen-Kurier: Sie haben angekündigt, künftig jährlich 4.000 neue Wohnungen zu bauen. Welche Pläne verfolgt Vonovia damit?

Hoffmann: Wir wollen durch unser Neubauprogramm organisch wachsen und natürlich auch die Wohnsituation in den Städten entspannen. Die rund 10.000 Wohnungen, die derzeit schon in der Pipeline sind, sind ein sehr guter Start.

Börsen-Kurier: Einige BUWOG-Manager werden auch im fusionierten Konzern strategische Positionen einnehmen. Welche Rolle wird BUWOG künftig im Gesamtkonzern spielen?

Hoffmann: Wir wollen Vonovia gemeinsam weiterentwickeln. Vor allem die Kompetenz im Development ist sehr wertvoll. Zudem ist es wichtig, jemanden, der das Österreichgeschäft kennt, im Vorstand zu haben.

Börsen-Kurier: Welchen Einfluss hat das gegenwärtige Umfeld aus Niedrigzinsen und enorm steigenden Mieten auf den neuen gewachsenen Konzern?

Hoffmann: Das Zinsumfeld ermöglicht uns historisch günstige Finanzierungskonditionen. Steigende Marktmieten zeigen, dass die wachsende Nachfrage nach Wohnungen zumindest in den Ballungszentren weiterhin ungebrochen ist. Deshalb ist der Neubau ja so wichtig. Wir bewegen uns also in einem günstigen Umfeld.

Börsen-Kurier: Ist die Einkaufstour mit dem BUWOG-Zukauf beendet?

Hoffmann: Wir sind immer offen für attraktive Immobilienportfolien, aber wir haben keine Notwendigkeit zu kaufen. Wir sind hier opportunistisch unterwegs – insofern ist das nicht planbar.                                    

Autor: Christiane Süßel, Frankfurt (redaktion@boersen-kurier.at)