Crowdinvesting boomt in Österreich

Crowdinvesting erfreut sich in Österreich zunehmender Beliebtheit. Dahinter stehen vor allem attraktiven Renditeaussichten. Risiken bleiben aber immer.

Der österreichische Crowdinvesting-Markt entwickelt sich äußerst dynamisch. Im ersten Halbjahr konnten die heimischen Plattformen rund 16,75 MioE einsammeln. Kleines Detail am Rande: Dabei handelt es sich um fast zwei Drittel des gesamten Vorjahrsvolumens. Hinter dem Boom stehen vor allem schöne Renditeaussichten: Im Durchschnitt stellten die Crowdinvesting-Kampagnen für insgesamt 74 Projekte in der ersten Jahreshälfte 2018 jährliche Zinszahlungen von 5,86 % vor Steuern in Aussicht.

Beliebt: Immobilienprojekte

Mit den meisten Veranlagungsmöglichkeiten sind im anhaltenden Niedrigzinsumfeld bekanntlich deutlich geringere Renditeaussichten verbunden. Die Sparbuchzinsen bleiben weiterhin – gelinde gesagt – mager und auch die ATX-Entwicklung lässt mit einem Minus von 3,66 % seit Jahresbeginn zu wünschen übrig. Hoch im Kurs stehen bei den Österreichern vor allem Immobilien-Finanzierungsprojekte. Nicht weniger als 40 Projekte und 72,3 % des Gesamtmarktvolumens konnten in der ersten Jahreshälfte dem Segment zugeordnet werden.

Dass die traditionell sparbuchaffinen Österreicher punkto Veranlagung im internationalen Vergleich ein anderes Verhalten an den Tag legen, ist hinlänglich bekannt. Das zeigt sich laut dem Crowdfunding- und Crowd-investment-Portal Crowd-Circus auch beim Crowdfunding.

Während nämlich Schwarmfinanzierungslösungen in den meisten Ländern hauptsächlich zur Finanzierung gemeinnütziger Projekte („Crowddonating“) oder zur Realisierung von innovativen Prototypen eingesetzt würden, wären es hierzulande nahezu ausschließlich renditefokussierte Crowdinvestings.

Laut CrowdCircus beteiligen sich die Österreicher in der Regel über „partiarische Nachrangdarlehen“ an Projekten. Damit sind allerdings nicht unbeträchtliche Risiken verbunden. Im schlimmsten Fall müssen Investoren auch mit dem Risiko eines Totalverlusts rechnen. Der Hintergrund: Im Falle einer Liquidation oder Insolvenz, werden zuerst die anderen Fremdkapitalgeber bedient. Auch wenn sich die Zahl der Crowdfunding-Pleiten in Österreich bislang in einem überschaubaren Rahmen bewegt, so mussten einige Kleinanleger bislang sehr wohl Verluste hinnehmen.

Wie kann man beim Crowdinvesting auf Nummer sicher gehen? Zumindest bei der Finanzierung von Immobilienprojekten gibt es einige Anhaltspunkte bzw. wichtige Kriterien, die in die Überlegungen miteinbezogen werden sollten. Experten empfehlen etwa unter anderem die Lage, Bauqualität sowie etwaige Nachhaltigkeits-Zertifizierungen von Bauprojekten unter die Lupe zu nehmen. Auch sei es kein Fehler, sich eine zweite Meinung eines fachkundigen Beobachters einzuholen.

Interessante Projekte

Das größte Crowdinvesting-Projekt, das im ersten Halbjahr 2018 – im Übrigen über die auf Immobilien spezialisierte Plattform „Rendity“ – abgewickelt wurde, war mit einem Volumen von 1,5 Mio Euro der Luxusneubau „No10“ in der Renngasse im ersten Wiener Gemeindebezirk von J.P. Immobilien. Am zweitmeisten – konkret 1,21 Mio Euro, davon aber nur 0,7 Mio Euro im Jahr 2018 – konnten über die Plattform Conda im Rahmen der Kampagne Greenstorm  (E-Bike-Projekt, Anm.) eingesammelt werden. Auf dem dritten Platz rangiert das Projekt Swimsol (schwimmende Solarplattformen, Anm.) der Plattform Greenrocket.

Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)