Großes Potenzial in Nischensegmenten

Heimische Immobilienunternehmen blicken optimistisch in die Zukunft. Zu den größten Potenzialträgern gehören für sie derzeit deutsche Wohnimmobilien.

Der Oktober hat es wahrlich in sich in München. Unmittelbar nach dem Ende des Oktoberfests startete mit der Expo Real bereits der nächste Event. Auch wenn die Fachmesse für Immobilien und Investoren weitaus weniger Besucher anlockt als „die Wies’n“, wo sich heuer rund 6 Mio Menschen einfanden, so sind die Veranstalter dennoch zufrieden. Bereits im Vorfeld hatte Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, einen Rekord-Anmeldestand bei den Ausstellern (2.041) vermeldet.

Die Stimmung unter den Branchenplayern scheint jedenfalls zu passen. So hat eine Online-Umfrage des Veranstalters unter 1.380 Immobilien-profis vor der Expo Real ergeben, dass 66 % der Befragten weiterhin positive Verhältnisse in der Immobilienwirtschaft sehen. Nicht weniger als 62 % erwarten in Deutschland steigende Investitionssummen in Immobilien, rund 31 % zumindest gleichbleibende.

Westeuropa: Hohes Preisniveau
Aber auch der Börsen-Kurier hat sich unter heimischen Expo- Real-Teilnehmern umgehört. “Wir blicken grundsätzlich positiv in die Zukunft, was das Investitionsvolumen betrifft”, meint Daniel Folian, stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim börsenotierten Hotel- und Büroimmobilienentwickler Warimpex. Er hat den Eindruck, dass sich die Preise in Westeuropa auf hohem Niveau stabilisiert haben und nicht mehr steigen werden. „In der CEE-Region schaut das anders aus und wir rechnen hier weiterhin mit Wertzuwächsen“, so Folian.

Auch bei der CA Immo ist man für die Zukunft optimistisch eingestellt. „Investoren haben nach wie vor starken Anlagedruck, der sich vor allem in Immobilieninvestments entlädt“, so CEO Andreas Quint gegenüber dem Börsen-Kurier. Wirtschaftswachstum gepaart mit niedrigen Zinsen und politischer Unsicherheit begünstige das Immobiliengeschäft – und es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich diese Rahmenbedingungen so bald merkbar ändern.

„Zurzeit beobachten wir in vielen unserer Märkte ein sehr hohes Preisniveau“, sagt Ernst Vejdovszky, CEO der S Immo. Vor allem Deutschland habe in den letzten Jahren eine sehr dynamische Entwicklung verzeichnet, und auch die CEE-Märkte würden sehr stark performen. „In diesem Umfeld ist es für uns entscheidend, Nischen zu finden, in denen sich ein Investment für unsere Anleger noch lohnt“, so Vejdovszky. Sein Unternehmen konzentriere sich derzeit auf mittelgroße deutsche Städte mit entsprechendem Wachstumspotenzial – sowohl demographisch als auch wirtschaftlich. Attraktiv wären beispielsweise Märkte wie Leipzig, Rostock oder Kiel.

„Generell wäre meine Erwartung, dass Deutschland zumindest noch ein bis zwei Jahre einen sehr dynamischen Investmentmarkt sieht“, so Vejdovszky weiter. In Österreich gehe er von einem gleichbleibenden Niveau aus – auch hier gebe es immer wieder ausgewählte attraktive Investitionsmöglichkeiten. In Osteuropa sehe er ein stark steigendes Interesse – sowohl auf der Investoren- als auch auf der Mieterseite.

Laut der Expo-Real-Umfrage sehen die Befragten unter den Immobiliensegmenten drei große Potenzialträger: Wohn-immobilien, City-Logistik-Objekte sowie Gesundheits- und Pflegeimmobilien. Damit sollen Nischensegmente abseits der klassischen Anlageobjekte wie Büro und Einzelhandel auf das größte Interesse stoßen. „Dass der zunehmende Zuzug in städtische Ballungsräume das Thema urbanes Wohnen beflügelt, ist klar und wird sich unserer Einschätzung nach auch weiter fortsetzen“, so Quint. Davon profitiere man allerdings auch als innerstädtischer Büro-Bestandshalter. Schließlich wollen die Menschen nicht nur urban wohnen, sondern auch innerstädtisch und in einem attraktiven Umfeld arbeiten.

CEE: B-Städte interessant
Auch für Folian zählen die angeführten Nischensegmente – „ganz allgemein“ – zu den größten Potenzialträgern. „Im Besonderen muss man immer schauen, wo was konkret entwickelt wird.“ Beispiel sehe man in der CEE-Region durchaus größeren Bedarf an Büroflächen in Städten abseits der großen Metropolen. So erfreue sich beispielsweise ein neues unternehmenseigenes Büroprojekt im polnischen Lodz einer guten Nachfrage. Ähnlich sei auch die Lage in Krakau.

Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)
Foto: Pixabay/Free-Photos