Heimische Banken stabiler als behauptet
Die Medien stellen das schlechte Abschneiden der RZB im Stresstest der EBA in den Vordergrund. Doch bei den heimischen Großbanken hat sich einiges zum Besseren gewendet.
Die European Banking Authority (EBA) veröffentliche am 29. Juli die Resultate ihres Bankenstresstests, der 51 Kreditinstitute von 15 EU- und EEA-Ländern enthielt, die im jeweiligen Rechtssystem zusammen für rund 70 % der Bilanzsummen verantwortlich sind. Aus Österreich vertreten waren die Erste Group und die Raiffeisen-Landesbanken-Holding GmbH (Hauptaktionärin der RZB). Simuliert hat die EBA dabei die Auswirkungen folgenden Szenarios: 3-jährige Rezessionsphase in der EU mit realer BIP-Schrumpfung um 1,2 bzw. 1,3 % in den beiden ersten Jahren und 0,7 % BIP-Wachstum im 3. Jahr (2018). Im Ausgangspunkt des Stresstests lag die harte Kernkapitalquote (transitional) bei durchschnittlich 13,2 %, jene der Raiffeisen-Landesbanken-Holding bzw. Erste Group bei 10,47 bzw. 12,35 %.
RZB: Transformationsprogramm zu wenig berücksichtigt
Das war vor allem für die Raiffeisen-Landesbanken-Holding eine schlechte Ausgangsbasis. Deren CET1 Ratio (transitional) wäre im Basisszenario bis Ende 2018 auf 12,36 % gestiegen, während sie im ungünstigen Szenario zum 31.12.2018 bei nur 6,14 % (transitional) lag, was den drittletzten Platz einbrachte. Das wäre ein Rückgang der harten Kernkapitalquote (CET1 Ratio) um 432 Basispunkte. Im Vergleich dazu lag der Rückgang in der gesamten Testgruppe bei 380 Basispunkten, also von 13,2 auf 9,4 %. Der Löwenanteil dieser simulierten Verluste ist dabei auf Kreditverluste zurückzuführen, wobei die simulierte Krise in Osteuropa besonders stark „wüten“ würde. Dazu RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner: „Das von der EBA konstruierte ungünstige Szenario bezog sich auf sehr niedrige BIP-Prognosen für die Märkte in CEE und eine besonders negative NPL-Entwicklung.“ Da dem Stresstest die Bilanz per 31.12.2015 zugrunde liegt, fehlen den Szenarien wichtige Eckpunkte eines laufenden Transformationsprogramms zur Stärkung des Eigenkapitals der RBI (60,7 %-Beteiligung der RZB), wie zum Beispiel den beabsichtigten Verkauf der polnischen Einheit, den bereits abgeschlossenen Verkauf der slowenischen Bank, den Rückzug aus den USA und die Redimensionierung in Asien sowie die weitere Reduktion der risikogewichteten Aktiva in Russland. Hinzu kommt der angekündigte Teilverkauf der UNIQA und die Vereinfachung der Gruppenstruktur. Selbst eine Fusion der RZB mit der RBI steht zur Diskussion und könnte bei positiver Entscheidung bis Ende März 2017 über die Bühne sein. Alleine die Veräußerung von 17,64 % an der UNIQA an die UNIQA-Privatstiftung erhöht die Kernkapitalquote der RZB um 0,6 %-Punkte.
Kein Stress für Erste Group
Keinen Grund zur Sorge gibt es bei der Erste Group, deren CET-Ratio (transitional) im Negativ-Szenario des Stresstests von 12,35 auf 8,19 % (-416 BP) zurückging. Dazu Andreas Treichl, CEO der Erste Group: „Wir konnten dieses gute Ergebnis im Stresstest erzielen, obwohl im ungünstigen Szenario sowohl für unsere Region als auch für unser Geschäftsmodell einer Retail-Bank im Vergleich zu anderen europäischen Regionen und Banken besonders harte hypothetische Parameter zur Anwendung kamen.“ Beispielsweise simulierte der Stresstest über drei Jahre einen Rückgang des BIP um bis zu 4,2 % in den CEE-Märkten der Erste Group bei gleichzeitigem Einbruch der dortigen Wohnimmobilienpreise um bis zu 20,5 % (EU: -10,9 %). Auch Abwertungen der für die Erste Group relevanten CEE-Währungen um 8 bis 23,2 % wurden angenommen. Mit einer harten Kernkapitalquote von 13,3 % im Juni 2016 ist die Erste Group auf adverse Szenarien bestens vorbereitet.
Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)