„Langer, brutaler Zyklus“

Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment muss starke Umsatzeinbußen hinnehmen, auch das Ergebnis rutscht ins Minus. Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann erklärt im Gespräch mit dem Börsen-Kurier, warum er dennoch optimistisch in den Zukunft blickt.

Wenn bei der Präsentation von Bilanzzahlen Formulierungen wie „extrem schwieriges Umfeld“ fallen, lässt das zumeist nichts Gutes erahnen. Tatsächlich befindet sich die Erdölindustrie in einer angespannten Situation, was auch Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) zu spüren bekommt: Der Umsatz ging im ersten Halbjahr 2016 um 52,9 % auf 88 Mio Euro zurück, wobei SBO im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch vom Rekordauftragseingang 2014 profitierte. Das EBITDA beträgt aktuell minus 5,7 Mio Euro (1. Halbjahr 2015: 45,1 Mio Euro).

Umsatzeinbußen von mehr als 50 % und ein Ergebnis das ins Minus rutscht – wie dramatisch sind diese Zahlen? „Dramatisch sind sie nicht und können es auch nicht sein. Dass wäre nur dann der Fall, wenn die Existenz des Unternehmens gefährdet wäre. Davon kann aber keine Rede sein“, so Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann (Foto) im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die „solide Eigenkapitalquote von 54,7 %“ und die „hohen liquiden Mittel von fast 140 Mio Euro“. Grohmann fährt fort: „Ja, wir befinden uns in schwierigen Zeiten und sind natürlich in einem zyklischen Sektor tätig. Der aktuelle Zyklus erweist sich dabei als länger und brutaler als jeder andere zuvor. Das trifft die gesamte Industrie, unsere Mitbewerber und natürlich auch uns. Allerdings verfügt SBO eben über ein solides Balance Sheet und eine gute Finanzausstattung. Wir sind also gerüstet, wenn die Branche wieder an Fahrt gewinnt.“ Wann könnte dass der Fall sein? Grohmann will sich hier nicht genau festlegen: „Der Abschwung ist noch nicht vorbei. Es verdichten sich zwar die Anzeichen dafür, dass Angebot und Nachfrage am Ölmarkt schrittweise wieder in Einklang kommen, aber man kann noch nicht von einer Trendumkehr sprechen. 2017 könnte diese Balance aber möglicherweise wiedergefunden werden.“

Grund für die Probleme des Sektors ist laut dem Vorstandsvorsitzenden schlichtweg, dass zuviel Öl produziert wird, vor allem die Saudis pumpen immer mehr „schwarzes Gold“ aus dem Boden und überfluten damit den Markt. Deshalb haben die großen Ölkonzerne den Sparstift angesetzt und Investitionen zurück geschraubt. „Die Erdöl-Nachfrage zeigt sich aber stabil und stark. Es scheint auch, dass die Sparmaßnahmen der Ölgesellschaften am Markt ankommen, sprich dass die Produktion der Nicht-Opec-Ländern zurückgeht: Heuer sollen es 900.000 Barrel weniger sein.“

So blickt der SBO-Chef doch optimistisch in die Zukunft, in der Zwischenzeit hat er seinem Unternehmen ein „Fitnessprogramm“ verpasst: „Die ersten Restrukturierungsmaßnahmen haben wir bereits Ende 2014 begonnen. Es wird zu einer Marktbereinigung kommen, die vielleicht nicht alle Konkurrenten so gut überleben wie wir.“ Auf Ölpreis-Prognosen will sich Grohmann nicht einlassen: „Diese sind ähnlich wie Lotterielose zu handhaben, denn zu viele Einflussfaktoren lassen hier keine stringenten Vorhersagen zu. Ich rechne jedoch damit, dass der Aufwärtstrend nach dem Rückschlag im August weiter geht. Mit Volatilitäten ist aber zu rechnen, bis dann hoffentlich die endgültige Erholung kommen wird.“

Oleg Galbur, Analyst bei der Raiffeisen Centrobank, bezeichnet die neuen Zahlen wiederum als „schwach“, aber im Rahmen seiner Erwartungen. Wobei er hinzufügt: „Es war klar, dass die Nachfrage nach Produkten und Serviceleistungen im Ölfeld-Equipment-Breich zurückgehen würde, was aus den geringeren Investitionen der großen Ölkonzerne resultiert. Somit sind die Ergebnisse von SBO keine Überraschung.“ Auch Galbur lobt das starke Balance Sheet und die komfortable Cash-Position, weniger gut gefällt ihm, dass es bei den Kundenaufträgen keine Verbesserung gegeben hat. Der Experte hat die Aktie nach wie vor mit Reduzieren eingestuft. Das Kursziel liegt aktuell bei 47,5 Euro.

Autor: Mag. Harald Kolerus (redaktion@boersen-kurier.at)