Rom im Verteidigungsmodus

Eine drohende weitere Rating-Abstufung des Apenninenstaates verschärft die Bankenkrise. Eine flache ökonomische Entwicklung setzt sich unterdessen fort.

Die Suche nach einer EU-konformen Lösung zur finanziellen Stabilisierung italienischer Banken läuft weiter und ist ein komplexes Unterfangen. Zum aktuell ungünstigen Zeitpunkt gesellt sich nun eine angekündigte Rating-Überprüfung des Landes durch die bedeutendste kanadische Bonitätsagentur DBRS (Dominion Bond Rating Service).

Begründet wird diese „Überprüfung“ neben der gravierenden Lage mehrerer italienischer Banken mit der hohen Staatsverschuldung und der lahmenden Wirtschaftsleistung. Eine tatsächliche mögliche Abstufung erfolgt zumeist zwischen sechs und zwölf Wochen nach dem Überprüfungshinweis.

Die Relevanz der DBRS unter internationalen Ratingagenturen ist erst hinter den Marktführern Standard & Poors, Moody’s und Fitch einzureihen. DBRS, 1976 gegründet und nun Teil der Carlyle Group, hatte sich jedoch bis heute erfolgreich gegen US-Agenturen in Nordamerika behauptet.

Brisant für den italienischen Staat ist die Tatsache, dass der größte kanadische „Bonitäts- Wärter“ zu den von der EZB anerkannten Gesellschaften gehört. Zu erwähnen ist zudem, dass nur noch die DBRS die „A“-Status-Klassifizierung (dritte Bonitätskategorie) der italienischen Bonds bisher hochhielt. Als Folge des EZB-Ankaufsprogramms ist eine teurere Refinanzierung der Republik nicht zwingend, jene der Bankinstitute, die unter der Last von Bergen fauler Kredite leiden aber wohl unausweichlich.

Störfeuer für die Politik
Den offensiven Weg eines Einspruches gegen eine Abstufung, räumt Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan ein. Begründet wird dieser Schritt des Matteo Renzi-Regierungsteam mit einer beklagten Regelverletzung zur zeitlichen Ankündigung abseits des üblich vorgesehenen Mitteilungszeitraumes. Denn eine Abstufung, die die Status-Qualität unseres südlichen Nachbarlandes mindert, kommt Italiens Kabinett unter der Führung der Partito Democratico (PD), die seit Februar 2014 im Amt ist, zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Denn weiter anziehende  Finanzierungskosten der notleidenden Kreditinstitute, sind im Falle einer geringeren Staatsbonität darüber hinausgehend ein Hemmschuh zu Kreditvergaben.

Das noch im Herbst geplante Referendum zur Reform der italienischen Verfassung spielt im Fokus der DBRS eine gewichtige Rolle. Im Lichte eines ungewissen Ausgangs dieses Referendums erkennt die Agentur aus Toronto ein zunehmend instabiles Element im Mittelmeerland. Heikel für die Regierung Renzi ist die Tatsache, dass der als EU-loyaler Politiker und im linken Spektrum Italiens angesiedelte Parteichef seine Zukunft mit dieser Abstimmung deutlich verflochten hat.

Das 2. Quartal als Warnzeichen
Bis zum Vorjahr stand Italiens Ökonomie nicht für eine sehr moderate aber immerhin stabile Expansion. Etliche Daten  (inklusive der Arbeitslosenquote) lagen wenigstens im Verhältnis zu Frankreich auf bevorzugtem Niveau. Davon abgedriftet ist das Zahlenwerk aber mit den Ausweisen zum 2. Quartal. Das BIP reduzierte sich von April bis Juni auf -0,7 % zum Vorjahreszeitraum und deutet bei einer fortgeführten Tendenz die Etablierung einer Rezession an. Die Inflationskernrate liegt im selben Berichtszeitraum mit -0,1 % im deflationären Territorium, die Gehälter stiegen aber immerhin um 0,7 %. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um weitere zwei Zehntel auf 11,6 %.

Dazu weisen die letzten Daten (Mai) eine Reduktion der Absätze der Industrie um deutliche -2,7 % auf. Ebenso im leicht roten Bereich liegen die Einzelhandelsabsätze. Die
demographische Struktur der alternden Gesellschaft drückt sich unweigerlich im Konsumverhalten aus. Positiv zu erwähnen ist nach wie vor der Handelsbilanzüberschuss.  Dieses Zahlengeflecht gilt es aber im Rahmen einer Gesamt-Staatsverschuldung von 133 % des BIP zu betrachten.

Autor: Roman Steinbauer (redaktion@boersen-kurier.at)