conwert Übernahme wird goutiert

Vonovia hat conwert-Aktionären überraschendes Übernahmeangebot gemacht. Experten sprechen von einem fairen Angebot.

Der deutsche Wohnkonzern Vonovia hat es auf die conwert – die in Börsekreisen schon seit längerem als heißer Übernahmekandidat gehandelt wird – abgesehen. Anfang der vergangenen Woche kündigte das Unternehmen ein rund 2,9 Mrd. Euro schweres Übernahmeangebot an. Dieses sei auf der Grundlage eines Business Combination Agreements (BCA) erfolgt, das der Verwaltungsrat und die Geschäftsführenden Direktoren der Conwert mit dem Vorstand der Vonovia unterzeichnet haben, heißt es in einer conwert-Aussendung.

Konkret plant Vonovia allen conwert-Aktionären für je 149 conwert-Aktien 74 Vonovia-Aktien anzubieten. Basierend auf dem Schlusskurs der Vonovia-Aktie am 2. September 2016 entspricht dies einem Gegenwert von 17,58 Euro pro conwert-Aktie. In Bezug auf den volumengewichteten durchschnittlichen conwert-Börsenkurs der letzten sechs Monate beträgt die Prämie 23,8 %. Als Alternative zum Umtauschangebot plant Vonovia eine in Österreich verpflichtende Barzahlung von 16,16 Euro je conwert-Aktie anzubieten.

Angebotsunterlage im November

Die Übernahme wird nur dann vollzogen werden, wenn Vonovia auf mehr als 50 % an conwert kommt. Die genauen Einzelheiten werden in der Angebotsunterlage enthalten sein, die voraussichtlich am 17. November veröffentlicht wird. Im Falle des Erfolgs des Angebots würden jedenfalls sämtliche Verwaltungsratsmitglieder ihr Amt zur Verfügung stellen und Vonovia zwecks Neubesetzung des Verwaltungsrats eine außerordentliche HV einberufen. Die Wiener conwert-Zentrale soll erhalten bleiben und auch das Listing an der Wiener Börse bestehen bleiben.

Als uns die Deutsche Wohnen AG letztes Jahr für unser Aktienpaket (3Banken-Generali-Fonds hielten damals insgesamt einen Anteil von rund 2 %, Anm.) nur 11,50 Euro angeboten hat, haben wir dankend abgelehnt, da wir wussten, dass die conwert deutlich mehr wert ist“, so Martin Rupp, Fondsmanager bei der 3Banken-Generali Investmentgesellschaft, gegenüber dem Börsen-Kurier. Zu dem Zeitpunkt habe man den Wert auf rund 13,5 bis 14 Euro pro Aktie geschätzt. Als dann die Aktie dieses Kursniveau erreicht habe, habe man als Value-Investor konsequent Kasse gemacht.

„Das überraschende Angebot der Vonovia scheint uns daher mehr als fair“, so Rupp weiter. Es sei auch aus Sicht des deutschen Wohnkonzerns durchaus nachvollziehbar, da so versucht werde, die eigene relative Überbewertung zu nützen. Der Fondsmanager glaubt im Übrigen, dass die meisten conwert-Aktionäre das sehr faire Angebot annehmen werden. Bei einem Squeeze Out (Ausschluss der Minderheitsaktionäre, Anm.) würde er sich in diesem Fall daher eher wenig Hoffnung auf eine Nachbesserung machen.

„Das Angebot der Vonovia ist vor allem deshalb attraktiv, weil die conwert-Aktionäre in den vergangenen Jahren einiges mitgemacht haben“, sagt auch IVA-Präsident Wilhelm Rasinger im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Er verweist auf die Probleme, die es  mit den jeweiligen Kernaktionären – sprich: Hans Peter Haselsteiner, dem israelischen Milliardär Teddy Sagi oder der Adler Real Estate AG – gegeben habe. Vonovia sei dagegen ein ordentlicher, verlässlicher und vor allem professioneller Kernaktionär.

Dass nun erfolgte Übernahmeangebot des deutschen Wohnkonzerns ist für Rasinger jedenfalls eine Bestätigung der guten Arbeit, die bei conwert über das vergangene Jahr geleistet wurde. „Dem Vorstand und Verwaltungsrat ist es gelungen, das Unternehmen zu stabilisieren und viele Probleme einer Lösung zuzuführen“, so der Anlegerschützer. Die Entscheidung ob man als Aktionär das Angebot annehmen soll, könne jedenfalls erst gegen Jahresende getroffen werden. Nachsatz: „Dann wird man auch sehen, ob eine Barabfindung oder ein Aktientausch attraktiver ist.“

„Friendly Take Over“

„Bisher ist Vonovia jedenfalls sehr professionell vorgegangen, man kann durchaus von einem Friendly Take Over sprechen“, so Rasinger weiter. Dieser Ansicht ist man offensichtlich auch bei der conwert, was diverse Stellungnahmen in den vergangenen Tagen bekräftigen. Laut einer Aussendung des Unternehmens beabsichtigt der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Alexander Proschofsky, das Übernahmeangebot für die von ihm direkt und indirekt gehaltenen conwert-Aktie anzunehmen.

conwert hat sich – vorbehaltlich rechtlicher Prüfungen – ebenfalls dazu verpflichtet, die vom Unternehmen gehaltenen eigenen Aktien (1,7 %, Anm.) anzudienen.

Auch Adler Real Estate hat sich im Übrigen dazu verpflichtet, den gesamten direkt oder indirekt gehaltenen Conwert-Anteil (26,2 %, Anm.) im Rahmen des Umtauschangebots anzudienen.

Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)