Investments in österreichische Unternehmensanleihen: Die Jagd nach Rendite

Die mickrigen, zum Teil negativen Veranlagungszinsen zwingen Investoren, ihrem Portfolio Alternativen beizumischen. Ein Blick auf den Anleihemarkt der Wiener Börse lohnt sich in diesem Zusammenhang.

Das Bondsegment der Wiener Börse bietet attraktive Investmentmöglichkeiten, versichert Christian Riegler, Leiter des Anleihe-Fondsmanagements der 3 Banken-Generali-Investment-GmbH. Er muss es wissen, waren die Oberösterreicher doch die bislang Einzigen, die 2006 einen Fonds mit konkretem Fokus auf österreichische Unternehmensanleihen aufgelegt hatten. Ein Projekt, das infolge der mauen Liquiditätsbedingungen an der Wiener Börse allerdings wieder eingestellt wurde. Mittlerweile wird dieser Ansatz ausschließlich den geduldigeren Großkunden angeboten.

Seither hat die Wiener Börse jedenfalls so manche Initiative gesetzt, um den Handel insbesondere für Privatinvestoren aufzuwerten. Etwa mit der Einführung des Marktsegmentes Corporates Prime 2013, das bis dato vor allem von mittelständischen Unternehmen genutzt wird. Hier wird der Privatinvestor mit Informationen angesprochen, die über die gesetzlichen Veröffentlichungsbestimmungen hinausgehen. So kann er über die Website etwa die Entwicklung relevanter Unternehmenskennzahlen ebenso abrufen wie den jeweiligen Prospekt mit den anleihespezifischen Bedingungen. Ein großer Wurf ist der Wiener Börse freilich im Juni 2015 mit der Verpflichtung von vorderhand drei Market Makern gelungen, etwa der Raiffeisen Bank International. „Im Gegensatz zu dem im Anleihehandel üblichen Over-the-Counter-Markt, also dem außerbörslichen Handel zwischen den Finanzunternehmen, verpflichten wir uns, für aktuell 72 Anleihen täglich fortlaufende Börsepreise zu quotieren“, berichtet Michael Kuen, Head of Fixed Income. Damit zählt die Wiener Börse in diesem Segment nicht nur zu den Pionieren eines aktiven Handels in Europa, sondern unterstützt handelsfreudige Anleiheinvestoren, die ihre Preisvorstellungen für Kauf oder Verkauf etwa über Limits somit schneller realisieren können als bei der sonst hierzulande üblichen einmaligen Quotierung pro Tag.

Unterscheidungsmerkmale

Bei der Wahl des Investments ist freilich Obacht geboten, denn der Teufel steckt im Detail – sprich in den Rentenkonditionen. Dabei gilt es, zwischen so genannten Senior- und Hybrid-Anleihen zu unterscheiden.

Erstere entsprechen der gängigen Variante eines Bonds, der zu einem gewissen Zeitpunkt, sprich nach einer gewissen Laufzeit, zu 100 % des Nennwertes (Nominale) getilgt wird. Die jährliche Verzinsung ergibt sich aus Laufzeit und Bonität des Unternehmens, womit der Aufschlag im Verhältnis zum risikolosen Zinssatz, der sich an den Leitzinsen der Zentralbanken orientiert, bestimmt wird. Hier ist darauf zu achten, ob die Anleihe – etwa mit Realwerten – besichert oder unbesichert ist, wie Riegler betont: „Es geht um die Abstufung bei der Rangfolge, wer im Konkursfall wann bedient wird.“ Wobei Senior-Anleihen gleichrangig mit den anderen Gläubigern sind – im Gegensatz zu nachrangigen Bonds, bei denen im Fall der Fälle der Verlust des Kapitaleinsatzes eher eintritt.

Hybrid-Anleihen hingegen haben Eigenkapitalcharakter, weil sie in der Regel ewig laufen, und sind deshalb bei den Emittenten beliebt. Damit rücken sie freilich nahe an die Kategorie der Aktien, die anfälliger auf Marktschwankungen sind. Dieses Risiko erklärt die höhere Rendite ebenso wie die Ausgestaltung: „Wenn ein Unternehmen keine Dividende zahlen kann, dann entfällt

auch die Couponauszahlung“, weiß Riegler. Je nach Emittent kann die Auszahlung ganz ausfallen oder bei einer der nächsten Dividendenausschüttungen nachgeholt werden.

Für den Privatinvestor von Interesse ist freilich auch der so genannte Bid-/Offer-Spread, jener Wert, der darüber Auskunft gibt, wie groß die Spanne zwischen An- und Verkauf ist, so Georg Nitzlader, Fondsmanager des Raiffeisen-Euro-Corporates: „Je breiter, desto illiquider.“ Als Richtwert für die Liquidität gelte eine Spanne von fünf bis zehn Basispunkten multipliziert mit der Laufzeit: „Liegt die Spanne zwischen Kauf und Verkauf zum Beispiel bei zehn Basispunkten, so liegt diese bei einer siebenjährigen Anleihe bei etwa 0,7 %, bei einer dreijährigen Anleihe bei 0,3 %“, rechnet Nitzlader vor.

Ein weiteres Auswahlkriterium ist das Emissionsvolumen, das für international beachtete Benchmark-Anleihen bei rund 500 MioE liegt, und etwa im Fall eines (für österreichische Unternehmen seltenen) Ratings auch auf dem Radar der EZB im Zuge ihres Anleihekaufprogramms erscheint. Das sei zwar für die Unternehmen von Vorteil, nicht aber für den Privatinvestor: „So wird der Markt ausgedünnt“, sagt Riegler.

Martin Cech, Senior-Fondsmanager des Erste Responsible Bond Euro Corporate, berücksichtigt ergänzend auch eine starke Retail-Werbung – abgesehen von den nachhaltigen Kriterien wie insbesondere dem Ausschluss geächteter Waffen oder der Kohleproduktion. Er hofft auf Nachahmer der 2014 begebenen Verbund-Anleihe, wie er dem Börsen-Kurier erklärt: „Der erste österreichische Emittent eines Green-Bond hat sich im Vorfeld dazu kommittiert, den Emissionserlös von 500 MioE ausschließlich für nachhaltige, ökologische Projekte zu verwenden.“

Privatinvestoren, die sich für ein Investment in heimische Anleihen interessieren, müssen sich jedenfalls mit dem einzelnen Unternehmen auseinandersetzen. Das Spielfeld ist groß: 2015 wurden 137 Corporates mit einem Volumen von 20,6 Mrd. Euro begeben. Freilich nur ein Teil davon im Corporates Prime Market.

Autorin: Mag. Caroline Millonig (redaktion@boersen-kurier.at)