Osteuropas Aktienmärkte stehen in den Startlöchern

Sie litten besonders heftig unter dem Abschwung in der Eurozone sowie der Ukraine-Krise, doch jetzt könnten Osteuropas Aktienmärkte zu einem neuen Aufschwung durchstarten.

Die Turbulenzen der jüngsten Vergangenheit hinterlassen tiefe Spuren an den Märkten in Osteuropa, von Europas Wirtschaftsabschwung bis hin zur Ukraine-Krise. Allein seit Mitte 2015 bis dato hat der CECE  Index fast 30 % verloren, während die meisten entwickelten Märkte in der Zeit recht ansehnlich zugelegten. Der CECE Index umfasst den Czech Traded Index, Hungarian Traded Index und den Polish Traded Index. Besonders heftig litt aber die rohstofflastige Börse in Moskau.

Doch inzwischen könnte sich eine Trendwende abzeichnen. Nikola Stephan, Volkswirtin bei der DekaBank, wirft einen Blick auf die Regionen: „Nach einer schwacher Performance aufgrund globaler Unsicherheiten und niedriger Rohstoffpreise haben sich Emerging Markets zuletzt leicht erholt.“ Auch die osteuropäischen Märkte hätten von den lockeren globalen Liquiditätsbedingungen profitiert, meint Stephan: Zudem konnte die Börse in Russland „mit der Ölpreiserholung zulegen“. Sollte der Aufwärtstrend, damit auch der makroökonomische Kurs Russlands anhalten, seien weitere Gewinne möglich, „auch wenn ein Großteil der vorherigen Verluste bereits Anfang des Jahres wettgemacht wurden.“

Andere osteuropäische Länder sollten sich aufgrund einer soliden Binnennachfrage weiterhin gut behaupten können, meint die Deka-Expertin weiters, „auch wenn hier EU- bzw. länderspezifische Entwicklungen, wie zum Beispiel der umstrittene wirtschaftspolitische Kurs der polnischen Regierung, das Aufwärtspotenzial begrenzen könnten“.

8 % seit Jahresbeginn
Allein das heurige Geschehen lässt sich freilich noch ein wenig präzisieren. So konnte seit Jahresbeginn Emerging Europe um gut 8 % zulegen: „Dahinter stecken vor allem eine Währungsaufwertung und verbesserte Bewertungen der Aktien“, erklärt Sam Vecht, Fondsmanager des BGF Emerging Europe Fund (ISIN: LU0011850392). Nun müssten die Unternehmensergebnisse anziehen, damit die Erholung auch nachhaltig sei. Und: Erste Anzeichen einer zaghaften Konjunkturerholung seien bereits spürbar, meint Vecht.

Anlage im Detail
Chancen nutzen die Fondsmanager dabei allemal. So hat Martin Hdrina, Fondsmanager des Deka-ConvergenceAktien (LU0133666759) die aktuell größten Positionen in Sberbank (US80585Y3080), Lukoil (US6778621044) sowie Magnit (US55953Q2021), sprich auf russische Titel gelegt. Wobei freilich auch die Benchmark ein Schwergewicht in dieser Region hat. Auch im JP Morgan Emerging Europe Equity (LU00517590 99) spielt Russland eine große Rolle, entsprechend ist die Region mit mehr als 60 % gewichtet.

An zweiter Stelle liegt im JP-Morgan-Fonds die von politischen Turbulenzen gebeutelte Türkei, gefolgt von Ungarn, bis hinzu Kasachstan und Weißrussland. Investiert wird aber sehr unternehmensbezogen (also ein Bottom-Up-Ansatz). Dennoch macht Fondsmanager Oleg Biryulyov Trends ausfindig. „Ein Schwer-punkt liegt auf dem Binnenmarkt. Davon dürften etwa die Bereiche Konsum, Banken und Dienstleistungen profitieren.“ Der Vorteil, laut Biryulyov: Diese Branchen seien tendenziell weniger zyklisch als etwa Titel aus der Energiebranche. Was aber nichts daran ändert, dass die zweite größte Position im Fonds auf Gazprom (US3682872078) entfällt. Ein weiteres wichtiges Thema seien Ausschüttungen. Denn die Dividendenrenditen am breiten Markt liegen „bei knapp weniger als 5 %“. 

Black-Rock-Experte Vecht verweist weiters auf seine Untergewichtung in Zentraleuropa, sprich Tschechien, Ungarn und Polen. Begründet wird das mit der großen Abhängigkeit der EU-Konjunktur. Übergewichtet bleibt Vecht hingegen in den GUS-Regionen, aber auch in Griechenland. „Die Hellenen dürften von den sinkenden Renditen bei griechischen Staatsanleihen profitieren, nachdem neue Schuldenverhandlungen offenbar konkreter werden.“ Solange die weltweiten Märkte jedenfalls nicht von neuen Turbulenzen gebeutelt werden, dürfte der Aufholprozess in Takt sein.

Autorin: Mag. Raja Korinek