Portfolio-Manager und private Banker für den Aktienmarkt langfristig optimistisch
Brexit und US-Wahl verunsichern. Auf der anderen Seite liegen die „risikolosen“ Zinsen nahe oder teils unter Null. Deshalb sind und bleiben Aktien der wichtigste Portfolio-Baustein.
Am Bondmarkt ist derzeit nicht viel zu holen. Klar auf den Punkt bringt es uns gegenüber Robert Karas, Leiter Asset Management der Schoellerbank: „Die Mischung aus Niedrigzinsumfeld und unserem hohen Qualitätsanspruch drückt uns bei Anleihen auf das enttäuschende Renditeniveau von Null. Wir empfehlen, schlechte Qualität zu meiden, da das Risiko unserer Meinung nach nicht kompensiert wird. Daher halten wir uns von High Yield und Emerging Markets Bonds fern.“ Gegenüber Hochzinsanleihen derzeit ebenfalls auf Distanz geht Monika Rosen, Chefanalystin Bank Austria Private Banking: „Äußerste Vorsicht lassen wir bei Hochzinsanleihen walten. Dort stellt die Liquiditätssituation ein mögliches Problemfeld dar.“ Hingegen weisen Schwellenländeränder für sie „langfristig Potenzial auf und bleiben vorerst übergewichtet“. Eine anhaltend expansive Geldpolitik der EZB erscheint für Uli Krämer, Leiter Portfolio-Management der Kepler-Fonds KAG, wahrscheinlich. Für ihn machen im aktuellen Umfeld breit gestreute Rentenveranlagungen Sinn.
Inflationsgeschützte Anleihen wurden sowohl vom Bank Austria Private Banking als auch der Schoellerbank als Portfolio-Baustein angeführt. Dazu Karas: „Nach wie vor setzen wir auf inflationsgeschützte Anleihen, die 2016 in unseren Portfolios einen sehr guten Beitrag leisteten. Sollten die Inflationserwartungen in Zukunft ansteigen, wird diese Assetklasse als eine der wenigen profitieren.“ Für Rosen spricht unter anderem der Basiseffekt im Zuge der Ölpreisstabilisierung für ein Anziehen des Inflationsniveaus im Euroraum. „In Folge sollte das Renditeniveau von Anleihen der Kernländer leicht ansteigen. In Reaktion darauf haben wir einen Teil der EUR-Staatsanleihen verkauft und den Erlös in globale inflationsindexierte Staatsanleihen umgeschichtet.“
Trotz aktueller „Performance-Bremsen“ führt an Aktien kein Weg vorbei. Dazu Krämer: „Aufgrund der aktuell in erster Linie von der politischen Seite ausgehenden Unsicherheiten muss immer wieder mit er-höhter Volatilität gerechnet werden. Trotzdem sind wir überzeugt, dass die Beimischung einer breit gestreuten Aktienveranlagung auch im
aktuellen Umfeld Sinn macht.“ Nach Einschätzung von Kepler sollte an den Aktienmärkten „ein leicht freundlicher Unterton vorherrschend sein“. Laut Rosen sollten sich trotz Unsicherheitsfaktoren die positiven Argumente für Aktien langfristig durchsetzen: „Die Konjunktur läuft immer noch recht gut, die Geldpolitik bleibt expansiv bzw. im Fall der USA sind eventuelle Straffungen nur sehr moderat, Bewertungen außerhalb der USA sind nicht überzogen und Dividendenrenditen attraktiv. Folglich sehen wir uns in Bezug auf unsere Vermögensallokation weiter gut positioniert und gewichten Aktien gegenüber Anleihen über.“ Die vom Bank Austria Private Banking favorisierten Regionen sind Europa, Japan und die Schwellenländer. Letztere sollten von der expansiven Geldpolitik globaler Notenbanken und einer Erholung der Rohstoffmärkte profitieren, während die USA wegen relativ hoher Bewertung in Kombination mit rückläufigem Gewinnwachstum sowie der Präsidentenwahl-Unsicherheiten untergewichtet wurden.
Für Karas bleiben Aktien die attraktivste Anlageklasse: „Langfristig sehen wir die aktuellen Bewertungen noch immer auf Kaufniveau. Besonders hoch gewichtet sind wir in der Region Asien, da wir hier in Summe die attraktivsten Bewertungen sehen.“ Gemäß Anlagestruktur einer „Individuellen Vermögensverwaltung mit Einzeltiteln“ mit bis zu 50 % Aktienanteil sind Aktien derzeit mit 38 % gewichtet.
Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)