Tauziehen um den Börsenrückzug geht in die nächste Runde

Die BWT-Aktie ist in den vergangenen drei Jahren um 51 % gestiegen und verzeichnete in den letzten drei Monaten sogar ein Plus von knapp 13 %. Das erste Halbjahr entwickelte sich erfreulich, und die Tatsache, dass der Kampf um das Delisting nun vor dem OGH ausgetragen wird, zieht Investoren an.

Die Börse hat ihre Schuldigkeit getan, der Kapitalbedarf ist längst gedeckt und in absehbarer Zeit sind keinerlei Kapitalerhöhungen mehr geplant. Was bleibt, sind der laufende administrative Aufwand und die Kosten der Börsennotiz. Der BWT verursachen die Börsenotiz und die damit verbundenen Veröffentlichungspflichten jährliche Kosten von 560.000 Euro und Wettbewerbsnachteile, da Mitbewerber durch Pflichtmitteilungen an Informationen gelangen, die sie von einer nicht-börsenotierten Gesellschaft nie erhalten würden. Da hilft nur eines: Mehr als 90 % der Anteile erwerben und den Squeeze Out durchführen. Eine Akkumulation über die Börse hätte aber mangels liquiden Handels den Aktienkurs weit nach oben getrieben. Effizienter erschien ein Übernahmeangebot.

Am 15. September 2014 unterbreitete Großaktionär und Firmenchef Andreas Weißenbacher über die Aqua Invest GmbH ein Übernahmeangebot in Höhe von 17 €/Aktie, das 5,66 % bzw. 7,66 % über dem Durchschnittskurs der vergangenen drei bzw. sechs Monate (bis 26.8.14) lag. Die Aqua Invest befindet sich zu diesem Zeitpunkt zu 100 % im Besitz der FIBA Beteiligungs- und Anlage GmbH, die ihrerseits über einen Treuhänder von der WAB-Stiftung Weißenbachers kontrolliert wird. Zum Zeitpunkt des Angebots hielten die Bieterin und gemeinsam mit ihr vorgehende Rechtsträger 73,72 % der stimmberechtigten Aktien und ohne eigene Aktien sogar 78,44 %. In den Jahren 2011 bis 2014 durchlief der Aktienkurs eine Durststrecke – nicht zuletzt infolge schwacher konjunktureller Rahmenbedingungen. Der Gewinn/Aktie (nach IFRS) bröckelte von 2012 auf 2013 von 0,87 auf 0,64 Euro ab. Was den Aktionären blieb, war die Hoffnung auf bessere Zahlen infolge einer konjunkturellen Erholung. Entsprechend verhalten war der Anklang dieses Angebots. Bis 29. September 2014 konnten auf diese Weise lediglich 6,06 % des Grundkapitals akkumuliert werden, wodurch der Anteil auf 79,78 % des Grundkapitals stieg – zu wenig für einen Squeeze Out.

BWT-Aktie bleibt vorerst an der Börse
Findige Juristen sahen dann in der Verschmelzung der BWT AG mit ihrer 100 %igen nicht börsenotierten Tochtergesellschaft, der BWT Holding AG, die Lösung, zumal es nach deren Rechtsauffassung „keine Alternative zur rückwirkenden Verschmelzung gäbe, da ein Delisting im Gegensatz zum geregelten Freiverkehr nicht für den amtlichen Handel gesetzlich geregelt sei.“ Die BWT notiert aber im amtlichen Handel. Somit fasste die 25. Ordentliche Hauptversammlung vom 25. 8. 2015 den Beschluss dieser Fusion, der jedoch von einer Gruppe von Kleinaktionären angefochten wurde.

Der Firmenbuchrichter verweigerte die Eintragung der Verschmelzung ins Firmenbuch und am 11. 4. 2016 folgte ein Urteil des Landesgerichts Wels, in dem es der Auffassung der Kläger folgte und laut Medienberichten der Meinung war, dass ein Delisting ohne gleichzeitiges Barabfindungsangebot nicht zulässig sei. Doch schon am 3. 8. 2016 erhielt die BWT AG die Entscheidung des Oberlandesgerichts Linz zugestellt, mit der dieses die von Aktionären der Gesellschaft erhobenen Klagen auf Aufhebung bzw. Nichtigerklärung des in der Hauptversammlung vom 25.8.2015 gefassten Beschlusses abweist.

Nun ist die Rechtsmittelfrist abgelaufen und der Oberste Gerichtshof (OGH) muss klären, ob die geplante Art des Delistings auch rechtmäßig ist. Das verschafft den verbleibenden Streubesitz-Aktionären Luft und sie können auf weitere Kursanstiege hoffen – und dies unabhängig vom konkreten Verlauf des 2. Halbjahres, denn es besteht durchaus die Chance, dass der OGH den Klägern Recht gibt und es dann zu einem großzügigen Übernahmeangebot kommt.

Fundamentale Verbesserung auf den 2. Blick
Die fundamentale Situation des Unternehmens hat sich nämlich verbessert, auch wenn der Gewinn/Aktie in den Jahren 2013 bis 2015 bei je 0,64, 0,61 bzw. 0,63 Euro stagnierte. Der Umsatz stieg in diesem Zeitraum von 507,7 auf 535,30 Mio Euro, während sich der Cash Flow aus der Geschäftstätigkeit von 31,5 auf 45,9 Mio Euro verbesserte und die Eigenkapitaldecke gleich um 10,7 auf 183,3 Mio Euro wuchs.

Erfreulich war auch das 1. Halbjahr 2016 mit einem um Veränderungen in der Konzernstruktur bereinigtem Umsatzplus um 9,4 %. Vor allem die Haustechnik in Deutschland und Österreich sowie das Pharmageschäft zeigten entsprechende Umsatzanstiege. Im 2. Halbjahr ist die Integration der im Point-of-Use-Consumer Geschäft tätigen BWT BARRIER Gruppe ein Thema und in Dänemark wird ein neues Werk zur Produktion von Point-of-Use-Consumer Produkten gebaut.

Für das Gesamtjahr erwartet die BWT-Gruppe einen Konzernumsatz von 600 Mio Euro, wobei Werbeaufwendungen und Ertragsrisiken unter anderem am russischen Markt voraussichtlich keine wesentlichen Steigerungen des Konzernergebnisses ermöglichen sollten. Doch es kann auch positive Überraschungen geben.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at