2017 gehören Wandelanleihen ins Portfolio
Aufgrund des turbulenten Jahresbeginns an den Aktienmärkten war 2016 nicht das beste Jahr für Wandelanleihen. Für 2017 erwarten Experten eine deutlich bessere Entwicklung.
Das Jahr 2016 wird sicherlich nicht als das beste für Wandelanleihen in die Geschichtsbücher eingehen – allerdings auch nicht als das schlechteste. „Dass die Aktienmärkte zu Jahresbeginn entgegen allen Erwartungen stark gefallen sind – allein der Euro Stoxx 50 ist zwischen Anfang Jänner und Mitte Feber um 18 % zurückgegangen – hat sich auch auf die Assetklasse ausgewirkt“, erklärt Gerhard Kratochwil, Managing Director beim Wandelanleihenspezialisten Convertinvest, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.
„Zwar haben Wandelanleihen nicht im selben Ausmaß verloren wie Aktien, zwischenzeitlich stand aber ein Minus von rund 6 % zu Buche“, so der Experte weiter. Der turbulente Jahresstart hat jedenfalls dazu geführt, dass die Assetklasse im weiteren Jahresverlauf Abflüsse verzeichnet hat. Laut Kratochwil hätten Anleger bis zum Ende des dritten Quartals rund 8 Mrd€ aus europäischen Wandelanleihen-Publikumsfonds, die ein Gesamtvolumen von 72 Mrd€ aufweisen, abgezogen.
Die Folge der satten Abflüsse aus der Assetklasse: Wandelanleihen sind billiger geworden. „Wir sehen derzeit eine ähnliche Situation wie auch 2008 und 2011: Nach einem schwachen Jahr mit fallenden Bewertungen haben sich Convertibles 2009 und 2012 bekanntlich überproportional stark entwickelt“, so Kratochwil. Das sei im Übrigen in den vergangenen 30 Jahren immer der Fall gewesen. Nachsatz: „Attraktive Bewertungen könnten durchaus eine Jahresperfomance von 3 bis 4 % bringen.“
Angesichts der vom Convertinvest-Experten angeführten Ausgangslage gibt er sich für 2017 „verhalten positiv“. „Wir erwarten Aufwertungen.“ Für Wandelanleihen spreche auch ihre geringe Zinssensitivität. Sie sei die einzige Assetklasse, die von einem Szenario mit steigenden Zinsen profitiert. „Erholt sich die Wirtschaft und steigen die Zinsen, so haben Convertibles immer eine sehr gute Performance aufgewiesen“, so Kratochwil. Ein anderes Bild zeige sich beispielsweise bei High-Yield-Anleihen: Eine Zinsanhebung von 100 Basispunkten würde eine Performance von 4 % auf Jahressicht ruinieren.
Schaut man sich die Performance der vier Convertinvest-Fonds im bisherigen Jahresverlauf an, so sind zwar keine Jubelstürme angebracht, Trübsal blasen allerdings auch nicht. Die Wertentwicklung liegt in einer Bandbreite zwischen vermeintlich mageren -2,30 (Convertinvest All-Cap Convertibles Fund) und +1,21 % (Convertinvest International Convertibles). Allerdings haben sie alle eines gemeinsam: Sie haben – teilweise recht deutlich – ihre Benchmark geschlagen.
Auf Europa und die USA ist man bei Convertinvest derzeit neutral gestimmt. „In den USA befinden sich die Aktienbewertungen auf einem Zehnjahreshoch. Dazu kommt, dass Trump immer für Überraschungen gut ist“, so Kratochwil. In Europa erwarte man, dass sich der Brexit auswirken werde – zwar nicht auf die Unternehmensergebnisse, aber auf das Sentiment. Asien habe man untergewichtet. So sehe man in Japan nach wie vor strukturelle Defizite.
Weniger vorsichtig auf asiatische Wandelanleihen ist man bei Fisch Asset Management eingestellt. „Wir sehen aktuell Asien als chancenreich an, da dort im Vergleich zu den westlichen Industrienationen ein höheres Wirtschaftswachstum und dementsprechend auch vermehrt Wandelanleihenemissionen zu erwarten sind“, sagt der Portfoliomanager Stefan Meyer. Bereits heuer wären etwa in China interessante Papiere auf den Markt gekommen. „Für Wandelanleiheninvestoren heißt es daher verstärkt Asien zu beobachten, auch wenn das dortige Marktvolumen hinter den USA und Europa liegt“, so Meyer.
Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)