Analyse: SBO im zyklischen Abschwung

Die Oilfield Service-Industrie (SBO) ist vom stärksten Abschwung seit mehr als 30 Jahren betroffen. SBO schaffte es, in diesem Umfeld noch einen positiven Cash Flow zu erzielen und hat gut auf die Durststrecke reagiert.

In den beiden Segmenten von SBO, nämlich Präzisionsbohrstrangteile und Ölfeld-Ausrüstung (z.B. Bohrmotoren, Circulation -und Completion Tools) lässt sich im aktuellen Umfeld kein gutes Geschäft machen. Seit Beginn des Abschwungs in der zweiten Jahreshälfte 2014 ging bis zum Tiefststand im 2. Quartal 2016 die Zahl der weltweiten Bohranlagen um 62 % auf 1.405 zurück. In den USA lag der Rückgang sogar bei 79,5 %. Die Ölgesellschaften hatten ihre Ausgaben für Exploration und Produktion bereits 2015 um 21 % gesenkt und für 2016 wird ein weiterer Rückgang um 26 % erwartet.

In den ersten drei Quartalen 2016 brach der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48,3 % auf 133,1 Mio€ ein und sogar das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) rutschte mit 7,2 Mio€ ins Minus (Vorjahreszeitraum noch +55 Mio€). Der Verlust/Aktie weitete sich von
-0,13 auf -1,43 € aus. Der Auftragseingang ging in den ersten neun Monaten 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24,5 % auf 116,5 Mio€ zurück, verbesserte sich aber gegenüber dem 1. und 2. Quartal, wobei es zur Ausrufung einer Bodenbildung noch zu früh ist. Fakt ist auch, dass der Auftragsstand binnen eines Jahres bis 30. 9. 2016 von 40,2 auf 17,4 Mio€ zusammenschrumpfte und das Unternehmen mittlerweile von kurzfristig eingehenden Aufträgen lebt.

Da SBO die Ausgaben flexibel anpasste, konnte noch ein positiver Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit von 28,9 Mio€ (1-9 2015: 86,1 Mio€) erzielt werden.

Die Investitionen in Sachanlagevermögen und immaterielle Vermögenswerte (CAPEX) wurden gegenüber den ersten drei Quartalen 2015 um 48,7 % auf 9,4 Mio€ zurückgefahren.

Das Unternehmen expandierte im 2. Quartal mit der Übernahme von 68 % der US-Gesellschaft, Downhole Technology (Kaufpreis 103 MioUSD), noch stärker in die „Komplettierung“, also Produkte für den anschließenden Schritt im Lebenszyklus einer Bohrung mit welchem diese für die Öl- und Gasförderung vorbereitet wird – eine Entscheidung die sich langfristig bezahlt machen sollte. Trotz dieser Akquisition lag die Nettoverschuldung bei lediglich 56,1 Mio€ (Gearing 13,8 %). Bei Cashreserven von 141,6 Mio€ und einer Eigenkapitalquote von 54,8 % besteht noch ein dicker Sicherheitspolster für eine Schrumpfungsphase, die bis 2018 noch andauern könnte. Mittels Fusionierung von Tochtergesellschaften, Reduktion der CAPEX, Personalabbau unter Wahrung des Know-how-tragenden Kernteams sollte die Durststrecke gut überstanden werden.

Für den nächsten Aufschwung der Branche ist das Unternehmen gut gerüstet, zumal dieser im nordamerikanischen Markt seinen Ausgang nehmen sollte. Dort ist SBO mit Bohrmotoren und im Well-Completion-Bereich gut positioniert.

Fazit: Die SBO-Aktie kann bei Schwäche über einen mittelfristigen Zeitraum schrittweise akkumuliert werden. Geduld ist allerdings erforderlich!

Autor: Michael Kordovsky (boersen-kurier.at)

 

Im Gespräch mit SBO-CEO Gerald Grohmann

Wie seit längerem vermutet, verstärken sich beim Ölpreis Anzeichen einer Bodenbildung. Im Ergebnis der ersten drei Quartale 2016 freilich trägt Schoeller Bleckmann noch die Last mangelnder Investitionen der Ölbranche.

Bereits seit Anfang des Jahres weist der CEO der Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG Gerald Grohmann (Foto) darauf hin, dass die Öl- und Gaspreise nicht ewig im Keller bleiben können, da sich die produzierenden Länder mit ihrer Politik des „offenen Ölhahns“ auf Dauer nur selbst schaden.

Daran hat sich bis jetzt nichts geändert, die Ölpreisbildung der nächsten Zeit ist seriös nicht vorherzusagen. Gleichzeitig kommen zu den bisherigen Parametern (Konkurrenz zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, Russlands Bedarf nach schnellem Cash) noch die Unsicherheiten dazu, die sich aus den bisherigen wirtschaftspolitischen Ankündigungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump ableiten lassen.

Aus Trumps Aussagen ließe sich noch gar nicht allzu vieles ableiten, meint Grohmann gegenüber dem Börsen-Kurier, denn vieles sei dem Wahlkampf geschuldet. Ob all die Ankündigungen dann auch umgesetzt würden, könne erst die Zukunft zeigen. Selbst unter Annahme des Szenarios, dass der neue US-Präsident die Öl- und Schiefergasindustrie substantiell fördern würde, werde die nähere Zukunft der Öl- und Gaspreisbildung ohne Verwendung einer Glaskugel nicht absehbarer, denn theoretisch könnte ein Revival von Schiefergas die Preise auch noch weiter drücken.

Auch die zweite relevante Ankündigung Trumps, Handelsbarrieren aufzubauen, könne in Bezug auf deren Folgen noch nicht wirklich bewertet werden. „Handelsrestriktionen tun der Wirtschaft allerdings nur selten gut“, bezieht sich Grohmann auf die Erfahrung aus der Geschichte.

So liegen die Auswirkungen des Parameters OPEC auf der Zeitachse vermutlich sogar näher als diejenigen des Parameters Trump. Diese denkt ja seit einiger Zeit an Förderkürzungen. Dazu fand erst vor ein paar Tagen in Wien abseits der öffentlichen Wahrnehmung ein „technisches Vorbereitungsmeeting“ der OPEC-Mitglieder statt, in dem sich vor allem der Iran und der Irak wieder einmal nicht auf künftige Ölfördermengen geeinigt haben sollen. Als gesetzt gilt dabei, dass man in der OPEC
gerne Vladimir Putin zu einer gemeinsamen Förderreduktion ins Boot holen möchte. Ein solcher Gleichschritt ist bis heute ausgeblieben. Nun gilt das Augenmerk einer OPEC-Sitzung auf Ministerebene am 30. 11. ebenfalls in Wien (nach Redaktionsschluss, Anm.).

Die künftige Auftragslage der Ölausrüsterindustrie hängt von diesen Entscheidungen hochgradig ab. Finanziell gut aufgestellte Unternehmen wie SBO mussten heuer zwar starke Umsatz- und Ertragsrückgänge hinnehmen, konnten aber auch in dieser Situation noch einen positiven operativen Cashflow erzielen. CEO Grohmann bleibt daher bei seinem Ausblick, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Preisen und in der Folge mit der Auftragslage der Zulieferindustrie nur mehr aufwärts gehen kann, die Frage ist nur: wann?

Das Gespräch führte Mag. Tibor Pásztory (redaktion@boersen-kurier.at)