Aufwärtstrend in europäischer Infrastruktur-Branche hält an

Die heimischen Baukonzerne Porr und STRABAG entwickeln sich im laufenden Geschäftsjahr positiv. Beide Unternehmen weisen ein gut gefülltes Auftragsbuch auf.

Die Top-50-Unternehmen der europäischen Baubranche haben mittlerweile im Hinblick auf ihren Markt- bzw. Börsenwert das Niveau von 2007 wieder übertroffen“, heißt es in der Studie „European Powers of Construction“ des Beratungsunternehmens Deloitte. Im Vergleich zum Vorjahr sei etwa der Gesamtumsatz um 5 % und die Marktkapitalisierung um 21 % gestiegen.

Wie wird es weitergehen? Laut der Studie wird die Baubranche in Europa aus jetziger Sicht auch in den kommenden Jahren weiter wachsen. Damit der Aufwärtstrend weiter anhalte, brauche es allerdings eine rege Investitionstätigkeit – vor allem von öffentlicher Seite.

„Infrastruktur-Plays wie STRABAG und Porr sollten weiter von Projekten in Deutschland und Österreich profitieren“, sagt Christoph Stangelberger, Manager des Allianz Invest Austria Plus, gegenüber dem Börsen-Kurier. Beide Unternehmen hätten ein gut gefülltes Orderbuch. Tatsächlich liegt der Auftragsbestand der STRABAG (laut Deloitte Platz 6 unter den 50 größten Baukonzernen Europas) – nach neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 – bei 14.990,68 Mio Euro und damit um 9 % über dem Vergleichszeitpunkt des Vorjahres. Wie das Unternehmen in der vergangenen Woche mitteilte, sei vor allem die Entwicklung in Deutschland stark. Dank zahlreicher Hoch- und Verkehrswegebauten sei dort der Bestand um knapp 30 % gestiegen.

Rekord-Auftragsbestand
Kein anderes Bild bei der Porr (Platz 25 im Deloitte-Ranking). Per 30. September erreichte der Auftragsbestand ein neues Rekordniveau und konnte im Vergleich zum Vorjahr um 11,5 % gesteigert werden. Beim Auftragseingang wurde wiederum ein Plus von 8,4 % auf 3.390 Mio Euro verzeichnet. Zu den größten Auftragseingängen im laufenden Geschäftsjahr zählen etwa unter anderem der Autobahnabschnitt D4/R7, die Umfahrung Bratislava in der Slowakei, das Al-Wakrah-Fußballstadion in Katar sowie ein Bürogebäude in Zürich für die Schweizerischen Bundesbahnen.

„Der aktuelle Auftragsstand der Porr sollte ein zweistelliges Bauleistungswachstum im Geschäftsjahr 2016 ermöglichen“, meint Erste-Group-Analyst Daniel Lion. In den ersten neun Monaten 2016 stieg die Produktionsleistung jedenfalls um 9,8 % auf 2.788 Mio Euro. Erneut erwies sich dabei die Business Unit 1 – Österreich, Schweiz und Tschechien als Wachstumsmotor. Weiters stieg das EBT gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres um 25 % auf 40,8 Mio Euro, das Periodenergebnis sogar um 27,9 % auf 30,7 Mio Euro. Lion bestätigt im Übrigen seine Kaufempfehlung für die Aktie und kündigt gleichzeitig an, das Kursziel (60,9 Euro Anm.), das mittlerweile übertroffen wurde, anzupassen.

„Im dritten Quartal bestätigte sich unsere Strategie des intelligenten Wachstums mit Fokus auf die bonitätsstarken Heimmärkte erneut“, so Porr-CEO Karl-Heinz Strauss. Auf Basis der hervorragenden Geschäftsentwicklung rechnet er für das Gesamtjahr mit einer positiven Ergebnissteigerung.

In diesem Zusammenhang leiste die „Roadmap 2020“, das konzerninterne Projekt zur Digitalisierung und Prozessoptimierung, einen wesentlichen Beitrag.

„Die Profitabilität zieht aufgrund des höheren Geschäftsvolumens an und setzt somit den positiven Trend in Richtung einer EBT Marge von 3 % auf Jahresbasis fort“, so Lion. Allerdings geht der Analyst davon aus, dass die Porr das Ziel, die Vorsteuermarge auf 3 % anzuheben, frühestens 2017 schaffen wird können.

Beim Konkurrenten STRABAG gibt man sich wiederum zuversichtlich das Ziel einer EBIT-Marge von 3 % 2016 zu erreichen – „sogar, wenn man einen nicht-operativen Ertrag im zweiten Quartal außer Acht lässt“, wie CEO Thomas Birtel meint.

Komfortabler Auftragspolster
„In das kommende Jahr werden wir mit einem komfortablen Auftragspolster starten, der vor allem vom Kernmarkt Deutschland – in dem wir marktführend sind – getragen ist“, führt Birtel weiter aus. Daher dürfe man davon ausgehen, dass man künftig beim Umsatz mit dem Markt wachsen werde.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 lag die Leistung jedenfalls bei 9.561,06 Mio Euro, was einem Rückgang von rund 7 % entspricht. Der konsolidierte Konzernumsatz ging um 6 % auf 8.938,46 Mio Euro zurück.

„Die Bauleistung und der Umsatz sinken zwar wie erwartet immer noch im Jahresvergleich, die Dynamik ist aber abnehmend und sollte in den kommenden Quartalen ins Positive drehen“, so Lion. Trotz der geringeren Bauleistung stieg das Konzernergebnis in den ersten neun Monaten um 79 % auf 104,34 Mio Euro.

Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)