Der Wintercheck für Ihr Depot

An eine Optimierung und Neuausrichtung des Depots angesichts möglicher Veränderungen 2017 sollte gedacht werden. Der Börsen-Kurier gibt dazu wichtige Impulse.

Überteuerte US-Aktien, steigende Zinsen, die Rückkehr der Inflation und zunehmende handels- und geopolitische Unsicherheiten, mit diesen Rahmenbedingungen müssen Anleger derzeit leben. Vor allem die politischen Einflussfaktoren könnten für Verunsicherung sorgen: So entscheidet sich nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump am 20. Jänner, ob er tatsächlich hohe Strafzölle auf mexikanische und chinesische Produkte verhängt und auch wie sein geplantes Infrastrukturprogramm umgesetzt wird. Hinzu kommen 2017 Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Angesichts politischer Risiken sollte man vor allem in der ersten Jahreshälfte einen höheren Cashanteil (bis zu mehr als 30 % des Portfolios) halten, denn dies sichert Handlungsfähigkeit in Sondersituationen.

Was reduzieren oder verkaufen?
Aufgrund steigender Renditen sollten langlaufende Staatsanleihen und Investmentgrade Corporate Bonds aus den entwickelten Volkswirtschaften gemieden werden. Auch High Yield Corporate Bonds sollten reduziert werden. Nachdem im Energiesektor die Spreads wieder zurückgingen und im BofA Merrill Lynch US High Yield Master II Index die Renditeabstände zu US-Treasuries am 15. 12. 2016 mit 4,20 %-Punkten den tiefsten Stand seit September 2014 erreichten, ist das Gewinnpotenzial begrenzt. Vorsicht auch bei EM-Bonds: Steigende Dollar-Zinsen können in manchen Schwellenländern zu massiven Kapitalabflüssen und Flucht in den US-Dollar führen. Sobald es erneute Rückschläge an den Anleihen- und Aktienmärkten der Schwellenländer gibt, kann hier antizyklisch über EM-Bond-Lokalwährungs-Fonds und breit gestreute EM-Aktienfonds ein günstiger Einstieg erfolgen.

Ebenfalls reduziert werden sollten US-Aktien. Das 12-Monats-Forward-KGV im S&P 500 liegt Mitte Dezember mit 17,1 weit über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 14,4. Ob wirklich eine Beschleunigung des Gewinnwachstums der S&P-500-Firmen auf 11,2 % (FactSet-Konsens) im 1. Quartal 2017 (4. Quartal 2016 nur +3,2 % erwartet) eintritt, bleibt abzuwarten.

Was kaufen und übergewichten?
Aktien des Euroraums können übergewichtet werden. Mit einem Forward-KGV von 15,3 günstiger als der US-Markt bewertet sind nämlich die Werte des Euro-Stoxx-50-Index, die teilweise auch vom starken Dollar profitieren. Innerhalb Europas etwas stärker gewichtet werden können der niedergeprügelte italienische Aktienmarkt und Österreich. Zusätzliche Chancen bieten wegen steigender Öl- und Rohstoffmärkte Kanada und Australien, während in Japan zwar das Konjunkturprogramm der Regierung optimistisch stimmt, aber eine Zurückhaltung der Notenbank bei weiteren Wertpapieraufkaufprogramme als Bremse wirken könnte. Daher: Japanische Aktien gut selektieren und Japan neutral gewichten.

Von den Branchen her sollten global Öl&Gas, Ölfeldausstattung, Rohstoffgewinnung, Baumaterialien, Baumaschinen und Bergwerksausrüstung neben Großunternehmen der Bauindustrie (profitieren von Infrastrukturprogrammen) übergewichtet werden. In Europa kann noch an der Aufholjagd der Banken- und Versicherungswerte partizipiert werden. Wegen der Rückkehr der Inflation können erste Positionen in Inflationsschutz-Anleihenfonds aufgebaut werden. Gold- und Silberminentitel hingegen sollten erst bei erkennbarer Bodenbildung oder bei Goldpreisen von unter 1.050 USD/Unze akkumuliert werden.

Darüber hinaus sollte auch auf die Transaktionskosten geachtet werden. Ein Brokervergleich könnte sich lohnen und als Alternative zu Fonds bieten sich oft kostengünstige ETFs.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)