Erste grüne Staatsanleihe kommt aus Polen
Vergangene Woche gab Polen erfolgreich die erste grüne Staatsanleihe der Welt aus. Der polnische Staat will umweltfreundliche Investitionen mit dieser neuen Quelle finanzieren. Die größten Ankäufer waren deutsche und österreichische Investoren.
Polen führte die erste grüne Staatsanleihe-Emission der Welt erfolgreich durch. Dem polnische Staat gelang der Verkauf von Anleihen im Wert von insgesamt 750 Mio Euro; das ist wesentlich mehr als die geplanten 500 Mio Euro. Die Emission war dreifach überzeichnet, die Nachfrage betrug rund 1,5 Mrd Euro. Die Laufzeit der Anleihen beträgt fünf Jahre. Die Rendite entspricht der Durschnittsrendite ähnlicher polnischer Staatsanleihen plus 48 Basispunkte – weniger als die geplanten 60 Basispunkte.
Grüne Anleihen bedeuten einen noch kleinen, aber sich dynamisch entwickelnden Teil des globalen Anleihenmarkts. Laut Schätzung der Climate Bonds Initiative lag das Emissionsvolumen von grünen Anleihen in diesem Jahr weltweit bei 77 Mrd USD. Rund ein Viertel der Emittenten waren Unternehmen sowie Entwicklungsbanken mit einem staatlichen Hintergrund, Polen ist der erste Staat unter den grünen Papier-Verkäufern. Polen überholte damit Frankreich, Luxemburg und Nigeria, die in diesem Jahr ähnliche Premieren vorhatten. Bspw. Frankreich kündigte im September den Verkauf einer grünen Staatsanleihe an, aber der Nachricht folgte keine Aktion.
Es ist überraschend, dass Polen das Rennen gewann – fanden die von Bloomberg gefragten Experten. Das Land stand nämlich im Streit mit der Europäischen Union aufgrund des Themas Umweltschutz. Polen initiierte kürzlich ein Gesetz, dass die Installation der Windkraftwerke im Land erschwert. Das Ziel ist die Verteidigung des Kohlenbergbaus, welches ein weiterhin wichtiger Industriezweig ist.
Mindestens 55 % des Primärenergiebedarfs des Landes und 92 % der Stromerzeugung basieren auf Kohle – so der aktuelle Bericht der IAE (Internationale Energieagentur). Andererseits unterschrieb Polen die Pariser Klimakonvention und verpflichtete sich zur Verminderung der Schadstoff-emission. Potentielle Investoren zeigten sich daher während der Roadshows wegen der halbherzige Haltung der polnischen Regierung skeptisch. Um die Sorgen der Investoren zu mindern, betraute die Regierung eine unabhängige Analystenfirma, Sustainalytics, mit der Qualifikation des Regelsystems der polnischen grünen Anleihe-Emission. Die Analysten nannten das System transparent, stark und authentisch. Sie stellten fest, dass die Rahmenbedingungen den Forderungen der grünen Anleihen-Regelungen der ICMA (Internationale Capital Market Association) erfüllten, schreibt zumindest das Magazin moderninvestor.com.
Die führende Bank bei der Emission war die HSBC. Sie übernimmt die Verantwortung, dass die Erlöse vom Verkauf der grünen Anleihe nur für umweltfreundliche Zwecke verwendet werden.
61 % der Anleihen landeten in der Hand von Instituten, die für grüne Investitionen spezialisiert sind. Ein Großteil der Käufer waren deutsche und österreichische Investoren, sie zeichneten 27 % des Pakets.
Diese erfolgreiche Emission ist gleichzeitig ein Marketing Erfolg für Polen nach dem heftigen Streit mit der Europäischen Union – so Peter Schottmüller, der Experte der Frankfurter DEKA Investment zu Bloomberg. Das war wichtig für Polen, da der polnische Anleihenmarkt eine Verkaufs-Welle in den vergangenen Wochen erfahren hat, nicht nur wegen der nicht so anlegerfreundlichen Schritte der Regierung, sondern auch wegen der Fed-Zinserhöhung und der deutlichen Kursrückgänge bei Schwellenländer-Anleihen.
Autor: András Lovas-Romváry, Budapest (redaktion@boersen-kurier.at)