Heimische Unternehmen können auch im Winter Gewinne erzielen

Die jüngste Kältewelle in unseren Breiten kam überraschend. Ebenso könnten bei diversen Ölwerten und Versorgertitel sowie einigen Spezialunternehmen bald die Quartalszahlen überraschen.

Europa vereist bis zu unter -40 Grad Celsius und es könnte so noch bis Feber weitergehen – schlecht für alle, die sich bereits an die globale Erwärmung gewöhnt haben, aber gut für eine Gruppe börsennotierter Unternehmen:

Die offensichtlichsten Profiteure sind Versorgerwerte. Zum Heizen wird mehr Strom, Heizöl, Erdgas und Fernwärme benötigt. An der Wiener Börse ist der große Gewinner somit EVN. Deren Aktienkurs stieg seit Ende November 2016 um 7,7 % (bis 11. 1. 2017). Die Temperaturen sind ähnlich niedrig wie im Feber vor fünf Jahren als EVN die bisher höchsten Verbrauchswerte verzeichnete. Rund ein Drittel des Stromes stammt derzeit aus Windkraft, der Rest aus Wasserkraft sowie drei thermischen Kraftwerken. Auf Basis eines Kurses von 11,55 € ist EVN mit einem KGV 2015/16 von 13,1 und einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von 0,74 günstig bewertet, zumal für das laufende Quartal positive Gewinnüberraschungen denkbar sind. Bereits in der 2. Dezemberhälfte einen Anstieg um vorübergehend rund 10 % zeigte Verbund, vor allem im Zuge der bevorstehenden Einigung mit der Energie Steiermark über sämtliche noch offenen Themen im Zusammenhang mit dem Fernwärmeliefervertrag aus dem Kraftwerkestandort Mellach. In diesem Zusammenhang erhöhte Verbund auch die Gewinnprognose für 2016. Dies dürfte aber bereits eingepreist sein. Was aber noch nicht eingepreist ist, wäre der erhöhte Strombedarf infolge der Kältewelle. Wer hingegen echte Schnäppchen unter den Versorgern sucht, wird alternativ zu Verbund bei der deutschen RWE (DE00070 37129) fündig, die auf Basis eines Kurses von 12,23 € mit einem für 2017 geschätzten Forward-KGV von 11,1 bewertet ist – und dies in einem äußerst schwierigen Umfeld. Hier  brachte der Börsengang der Tochtergesellschaft für erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb, innogy SE (DE000A2 AADD2 / Erstnotiz in Frankfurt am 7. 10. 2016) eine finanzielle Stärkung. Aus Bestandsverkäufen flossen RWE 2,6 Mrd€ zu. Die aktuellen Witterungsbedingungen in Europa könnten einen stärkeren Kursausbruch nach oben bewirken.

Erdöl & Erdgas-Werte

Neben diesen Versorgerwerten, sollte noch ein Blick auf den Öl&Gas-Konzern Total  (FR0000120271/Forward-KGV für 2017: 11,7 und Dividendenrendite von 5 %) sowie das weltgrößte Erdgasförderunternehmen, die russische Gazprom (US3682872078), geworfen werden. Vor allem in Russ-land herrscht nämlich eine besonders hartnäckige Kaltfront. Gazprom hat bereits 2016 eine Rekordmenge an Erdgas nach Europa und in die Türkei geliefert und gewinnt mit fortschreitender Dauer aktueller Wetterverhältnisse immer mehr an Bedeutung.

K+S – die „Streusalz-Aktie“

Von Glatteisgefahren hingegen profitiert der weltweit größte Salzproduzent, die deutsche K+S (DE000KSA G888). Derzeit wird nämlich, vor allem in Deutschland und Österreich, auf die Straßen Salz in rauen Mengen gepulvert. Hinzu kommt noch, dass sich die zweite Sparte des Unternehmens,  Kali- und Magnesiumprodukte, auf Expansionskurs befindet. Ende August 2016 startete die Inbetriebnahme der neuen Kali-Produktionsanlagen in Kanada, deren Kapazität bei 2 Mio Tonnen liegt und im Juli 2016 kündigte K+S die Übernahme eines chinesischen Herstellers von magnesiumsulfathaltigen Düngemitteln an. Der Aktienkurs des Unternehmens setzte im Oktober 2016 zu einer kräftigen Aufwärtsbewegung an. Auf Basis eines Kurses von 23,45 € ist K+S mit einem geschätzten Forward-KGV 2018 von 12,5 bewertet. Bedenkt man, dass zuletzt die Analysten ihre Gewinnprognosen nach oben revidierten, so besteht noch weiteres Kurspotenzial, zumal aus dem Salzgeschäft bald positive Meldungen kommen könnten.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)