Welche Zykliker jetzt interessant sind

Zyklische Aktien führen derzeit die Performance-Liste der Wiener Börse an. Experten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung – zumindest auf kurze Sicht – weiter fortsetzen wird.

An der Wiener Börse hat sich im vergangenen Herbst eine interessante Entwicklung vollzogen: Zyklische Aktien standen in der Gunst der Anleger wieder ganz weit oben. Von der zyklischen Sektorrotation haben laut Bernd Maurer, Deputy Head Company Research bei der Raiffeisen Centrobank (RCB), vor allem Titel wie Polytec, Raiffeisen Bank International (RBI), Palfinger und Wienerberger profitiert. Die zuletzt starke Entwicklung anderer Werte, wie etwa Semperit, sei dagegen stärker auf unternehmensspezifische Gründe zurückzuführen, wie der Experte im Gespräch mit dem Börsen-Kurier erklärt.

Outperformance hält an
Für Thomas Neuhold, Head of Austrian Equity Research bei Kepler Cheuvreux, stehen die Chancen nicht schlecht, dass zyklische Unternehmen sowie Financials den Markt auf kurze Sicht weiter outperformen. In die gleiche Kerbe schlägt Maurer. „Es schaut gut aus, dass die zyklische Rotation an der Wiener Börse weiter anhält“, sagt er. Allerdings würden mit den Kursen auch die Erwartungen der Marktteilnehmer steigen. Nachsatz: „Für die Unternehmen wird es damit schwieriger die Erwartungen auch zu erfüllen.“

Stabiles Umfeld wichtig, Zinsentwicklung beachten
Für eine Fortsetzung der seit mehreren Wochen andauernden Entwicklung müssten laut Maurer vor allem zwei Faktoren erfüllt sein: Weiterhin gute und über den Erwartungen liegende Wirtschaftsdaten in Europa und den USA sowie ein anhaltend verbessertes Umfeld für Finanzwerte. Letztere hätten zuletzt vor allem von der wieder steileren Zinskurve profitiert.

Andritz: attraktiv gegenüber Peergroup
Die beiden Top-Empfehlungen der RCB aus dem Zykliker-Universum der Wiener Börse sind aktuell jedenfalls Andritz und STRABAG. „Für die Aktie des Anlagenbauers spricht vor allem die Bewertung, die unter dem Fünfjahresdurchschnitt liegt, sowie die Attraktivität im Vergleich zur Peer Group“, erklärt Maurer. Dazu komme die Aussicht auf mögliche Großaufträge im weiteren Jahresverlauf. Davon habe die Aktie in der Vergangenheit häufig profitiert. Ende Dezember des Vorjahres wurde jedenfalls die Empfehlung „Kaufen“ bestätigt und gleichzeitig das Kursziel von 53 leicht auf 55 € erhöht.

STRABAG profitiert von Deutschlands Bautätigkeit
Der heimische Baukonzern STRABAG profitiert laut Maurer wiederum von der zunehmenden Bautätigkeit in Deutschland und Osteuropa. Bekanntlich wurden von der deutschen Bundesregierung Infrastrukturinvestitionen in großem Ausmaß beschlossen. „Die Bautätigkeit in Zentral- und Osteuropa wird wiederum von Mitteln aus dem EU-Investitionsfonds getragen“, so Maurer. Anfang Dezember haben die RCB-Experten die Empfehlung für die Aktie von „Halten“ auf „Kaufen“ hinaufgestuft und das Kursziel von 32 auf 39 € erhöht.

Empfehlung: Bauwerte
Auch bei der Erste Group schätzt man zyklische Aktien derzeit wieder als attraktiver ein. Ganz oben auf der Liste der Top-Empfehlungen steht ebenfalls Andritz, weiters auch Raiffeisen Bank International, der Bauwert Porr sowie Palfinger. Für die RBI würden jedenfalls die stärkere Kapitalposition, die Aussicht auf deutliche Gewinnsteigerungen sowie die Bewertung sprechen, erklärt Christoph Schultes, Senior Analyst CEE Equity Research. Bauwerte würden wiederum von den zahlreichen Infrastrukturprojekten in Deutschland profitieren.               

Autor im Börsen-Kurier: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)