„Denken in Generationen“

Eigentümergeführte Aktiengesellschaften bieten viele Vorteile, meint Birgitte Olsen im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Mit speziellen Investmentfonds kann diese Sparte auch gut abgedeckt werden.

Oft hört man ja, die Welt der Finanzen werde hauptsächlich von herzlosen Großkonzernen dominiert, deren CEOs seien vor allem an schnellen Profiten und den eigenen, hochdotierten Managergehältern interessiert. So kann das allerdings nicht unwidersprochen stehen gelassen werden, insbesondere wenn von eigentümergeführten Firmen die Rede ist. „Enterpreneure denken in Generationen und nicht in Quartalen. Das schlägt sich letztlich in der positiven Entwicklung nieder: Verantwortungsbewusstsein, ein hohes Maß an Identifikation und persönliches finanzielles Engagement führen zu überdurchschnittlichen Ergebnissen von solchen Unternehmen“, so Birgitte Olsen, Lead Portfolio Manager für Entrepreneur-Strategien bei Bellevue Asset Management, zum Börsen-Kurier. Als eigentümergeführt gelten dabei börsennotierte Gesellschaften, die von einem Eigentümer oder einer Eigentümerfamilie mit mindestens 20 % der Stimmrechtsanteile maßgeblich beeinflusst werden.

Solche Aktiengesellschaften zeichnen sich laut der Expertin unter anderem durch ihre „extrem soliden Bilanzen“ aus: „Der Verschuldungsgrad ist im Schnitt grundsätzlich tiefer als der breite Markt. Diese Solidität gereicht natürlich nicht zuletzt in Krisenzeiten zum Vorteil. Die eigentümergeführten Unternehmen wollen sich in keine Abhängigkeit von Banken begeben und tätigen ihre Investitionen aus dem selbst erwirtschafteten Cash flow. Studien haben gezeigt, dass rund 70 % des Familienvermögens in das eigene Unternehmen gesteckt wird. Übermäßigen Gehälter und Boni fallen hingegen in der Regel weg.“

Bellevue hat nun drei Fonds im Programm, die die genannten Vorteile nützen: BB Entrepreneur Europe (ISIN: LU04 15391860), BB Entrepreneur Europe Small (LU0631859229) und BB Entrepreneur Switzerland (CH0023244368, in Schweizer Franken.).

Fondsmanager unterwegs
Anlagestrategie- und Prozess basieren dabei immer auf genauer Unternehmensanalyse und fundiertem Stock Picking: „Wir nehmen uns viel Zeit für die Fundamentalanalyse und kritische Durchleuchtung. Hierbei spielen Unternehmensbesuche eine große Rolle, im Schnitt führen wir 400 Company Meetings pro Jahr durch, Ende Feber waren es heuer bereits 85. Im Schnitt selektieren wir 30 bis 40 Aktien, die uns besonders gut gefallen, in den einzelnen Fonds“, so Olsen. Hier stehen mittlere und kleinere Gesellschaften mit einer Kapitalisierung unter 5 MrdE im Vordergrund, denn gerade unter diesen eher unbekannten Aktiengesellschaften seien „wahre Perlen“ zu finden. Die Expertin hatte für den Börsen-Kurier auch zwei anschauliche Beispiele parat: „Interessant ist etwa die dänische ASETEK, die sich auf die Kühlung von Computern und Servern mittels Wasser spezialisiert hat. Wir sehen bei diesem ,Liquid cooling’ großes Wachstumspotenzial. Corticeira Amorin aus Portugal wiederum stellt Korken vor allem für Weinflaschen her und nimmt rund ein Drittel des Weltmarktanteils in diesem Segment ein. Hier sind durchaus innovative Lösungen zu finden, wie etwa die Entwicklung eines Korkens, der garantiert niemals ,korken’ soll, also kein Schimmel-induziertes TCA entwickelt.“

Mit der Entwicklung der BB Entrepreneur-Fonds zeigt sich Olsen jedenfalls zufrieden, so hat etwa der BB Entrepreneur Europe Small in den vergangenen drei Jahren beinahe 20 % p.a. zugelegt. Er wurde auch bei den Lipper Fund Awards zum besten europäischen Nebenwertefonds der vergangenen drei Jahre gewählt.

Die Bellevue Group ist selbst eigentümergeführt und befindet sich mehrheitlich im Besitz der Mitarbeiter und Kernaktionären.

Autor: Mag. Harald Kolerus (redaktion@boersen-kurier.at)