Im Fokus: die heimischen Aktien mit dem größten Kurspotenzial

Mit der Verleihung des ersten „Wiener Aktien Award“ kürte das Finanzjournalistenforum jene im ATX-Prime-Market der Wiener Börse gelisteten Unternehmen, die bis März 2018 die besten Chancen auf Kursgewinne haben und somit spannende Investmentideen bieten. In den historischen Räumlichkeiten des Palais Esterházy der Capital Bank AG.

„Die Crème de la Crème des österreichischen Kapitalmarktes haben wir zur Bewertung gebeten“, leitet Christian Jauk, Vorstandsvorsitzender der steirischen Capital Bank – Grawe Gruppe AG, die Gala zum ersten „Wiener Aktien Award“ ein, zu der auch der Börsen-Kurier geladen war. Die zwölf hierzulande bewährtesten Fondsmanager und Aktienanalysten waren zuvor aufgerufen gewesen, die 40 im ATX-Prime-Segment gelisteten Unternehmen zu bewerten – nach dem Schulnotensystem und in Hinblick auf ihre Zwölf-Monats-Performance bis März 2018.

Wie treffsicher die konzentrierte Umfrage unter Initiator Martin Kwauka, Vermögensberater und Gründer des Finanzjournalistenforums zur Stärkung der Kommunikation zwischen Finanzjournalisten und Kapitalmarktunternehmen, ist, unterstreicht seine Datenauswertung des renommierten Analyseunternehmens Morningstar, die neun von zehn Österreich-Aktien-Fondsmanagern im Zehn-Jahres-Zeitraum von März 2007 bis März 2017 eine bessere Performance als dem ATX attestiert: „Das Besondere an der Wiener Börse ist, dass sich hier, etwa im Gegensatz zu den passiv geführten, indexabhängigen ETFs, spezifisches Unternehmens-Know-how tatsächlich bezahlt macht“, so Kwauka.

Umso wertvoller also die Aktienempfehlungen der zwölf Experten für Anleger.

Die Sieger
Die besten Kursaussichten hat Agrana. Das zeigt die Durchschnittsnote von 1,5 – und gemäß Börsen-Kurier-Auswertung der höchste Konsens unter den Experten. Auf Platz zwei folgt Palfinger mit der Note 1,8 und auf Platz drei Strabag mit 1,9 – beide mit durchschnittlichem Konsens.

„Agrana vereint viel von dem, was Anleger suchen: ein stabiles Geschäftsmodell, eine geschickte Expansionsstrategie und eine solide Bilanz“, so Wolfgang Ules, Leiter Asset, Product and Quality Management in der Capital Bank. Als führender Zuckerproduzent in Zentral- und Osteuropa, Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen und größter europäischer Erzeuger von Fruchtsaftkonzentraten sowie namhafter Hersteller von Stärke-Spezialitäten ist Agrana mit einem Umsatz von rund 2,5 Mrd€ in der Tat breit aufgestellt. Die Erhöhung des Streubesitzes von 7,3 auf rund 18,9 % infolge der jüngsten Kapitalerhöhung ist ein klares Bekenntnis zum Kapitalmarkt Österreich – und wird auch von Edith Frank, Marketing- & Corporate-Communications-Leiterin der Wiener Börse, besonders geschätzt, ist doch die Wiener Börse unter ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Christoph Boschan bemüht, die Handelbarkeit der gelisteten Aktien zu erhöhen. Auch für Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-GmbH, ist Agrana der Favorit schlechthin: „Deren Unternehmensentwicklung hängt nicht von Konjunktur-, sondern von Wetterprognosen ab.“ Gebraucht werden die Produkte immer – ein stabiler Portfolio-Baustein also.

Im Übrigen setzt er derzeit voll auf zyklische Werte, wie das Bauunternehmen STRABAG unter der Führung von Vorstandsvorsitzenden Thomas Birtel: Auch hier gilt die breite Aufstellung über Hoch- und Ingenieurbau sowie Transportinfrastruktur und Sondersparten wie Tunnelbau als stabiler Wachstumspolster, ist das Unternehmen doch neben Österreich und Deutschland etwa im gesamten osteuropäischen Raum führend. Aktuell profitiere man etwa vom erhöhten Infrastrukturbudget in Deutschland und einem Rekordauftragsniveau.

Auch die Nummer Zwei, Palfinger, punktet mit einer breiten Produktbasis und einer klugen Expansionspolitik: Der weltweite Top-Produzent von Lade-, Forst- und Recyclingkranen sowie Containerwechselsystemen und Hebelösungen für den Offshore-Bereich ist auf dem besten Weg von Europa aus die wachstumsstarken Märkte in den USA sowie China, Brasilien und Russland zu erobern.

Ein klarer Deal etwa für Friedrich Mostböck, Head of Group Research der Erste Bank: „Die organisch und expansionsbedingte Wachstumspolitik überzeugt dank der guten Aufstellung in puncto Produkte und Regionen.“

Für den auf 20 Werte konzentrierten ATX-Index reichen die Schätzungen bis März 2018 jedenfalls von 2.800 – dem aktuellen Niveau – bis 3.400 Punkte: Roland Neuwirth, Fondsmanager bei Salus Alpha, meint, dass „wir jetzt vier Monate lang vom Glück verwöhnt wurden, Aktienveranlagungen per se allerdings mit der aufkeimenden Zinserhöhung Gegenwind bekommen könnten.“

Während Neuwirth also kurz- bis mittelfristig auf der Bremse steht, bleibt Wolfgang Matejka, Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE, zuversichtlich: Er rechnet für 2017 und 2018 mit Gewinnzuwächsen von jeweils 9,5 %, was sich dementsprechend positiv auf die Indexentwicklung auswirken sollte – wobei die positiven Signale aus Osteuropa noch nicht berücksichtigt sind.

Selektive, fundamental gerechtfertigte Investments an der Wiener Börse, die zu 75 bis 80 % von der Ostfantasie und im Übrigen von den heimischen, global verankerten Nischenplayern getrieben wird, dürften sich jedenfalls lohnen.

Autorin: Mag.Caroline Millonig (redaktion@boersen-kurier.at)