Industriemetalle vor neuem Glanz

Politische Entscheidungen und sinkende Vorkommen fördern die Preise von Industriemetallen auf der Angebotsseite. Der wachsende Bedarf an Infrastruktur bietet eine zusätzliche Stütze.

Noch vor wenigen Jahren kamen Meldungen über die Konjunkturverlangsamung Chinas wenig gut in der Finanzwelt an. Das galt freilich auch für den Handel mit Industriemetallen. Immerhin ist das Reich der Mitte der weltweit wichtigste Käufer, die Metalle werden schließlich gebraucht um das gigantische Wachstumsprogramm kräftig voranzutreiben. Die Folgen des Nachfragerückgangs waren deutlich zu spüren, so sackten die Notierungen für Kupfer, Nickel und Co. kräftig ab.

Inzwischen zeichnet sich eine Trendwende ab. Sie setzte bereits im Vorjahr ein – und ist dabei auf eine Mischung von Ereignissen zurückzuführen. Chinas Wirtschaft wächst schließlich stärker als ursprünglich befürchtet. Erst vor wenigen Wochen kündigte Chinas Premier Li Keqiang wesentliche Wachstumsziele und Reforminitiativen an, unterstreicht etwa Mike Shiao, Chief Investment Officer Asia ex Japan bei Invesco. Zu den Prioritäten zählt insbesondere der Abbau von Überkapazitäten etwa in der Kohle- aber auch der Stahlindustrie. In den USA möchte Donald Trump bekanntlich eine Menge Geld in die Infrastruktur investieren. Das hatte bereits kurz nach seinem Wahlsieg für einen Preisschub bei den Branchenmetallen gesorgt.

Allerdings handelt es sich dabei grundsätzlich um kurzfristige Preistreiber. Es gibt aber auch langfristige Faktoren, die den Notierungen eine wichtige Stütze bieten. Auf diese Faktoren verweist Rainer Bunge, Professor für Rohstoffe und Verfahrenstechnik an der Schweizer Hochschule für Technik Rapperswil, im Rahmen eines Investorengesprächs von ETF Securities, an dem auch der Börsen Kurier teilnahm. Er sieht vor allem den „Nachschub“ schwinden und verdeutlicht die Situation anhand eines Beispiels.

Während das Kupferinventar in den Industrienationen bei rund 300 Kilo pro Kopf gesättigt sei, werde es in Schwellenländern wie China gerade erst aufgebaut, unterstreicht Bunge. Hier liege das Inventar bei rund 35 Kilo pro Kopf. Gleichzeitig gingen aber mit dem fortschreitenden Bergbau die Reserven allmählich aus. So gebe es zum Beispiel genug Kupfer, mittlerweile aber nur in sehr minderwertigen Erzen. Man muss also immer mehr fördern, um auf die gleiche Menge an Kupfer zu kommen.

Allerdings spielt auf der Angebotsseite nicht nur der Nachschub eine Rolle. Die Politik scheint ebenfalls immer öfters mitzumischen. So hatten etwa in Chile die Kupferminenarbeiter einen Streik eingelegt, mit entsprechenden Folgen auf die Notierung. Immerhin ist das Land der weltweit größte Kupferproduzent. Zwar zeichnet sich in der Kupfermine Escondida ein Ende des Streiks ab. „Allerdings müssen Verhandlungen innerhalb der nächsten 18 Monate erneut aufgenommen werden“, erklärt Achim Wittmann, LBBW-Analyst. Seit Kurzem erlauben zudem die Philippinen einigen Nickelminen wieder Erze zu exportieren. „Dies dürfte jedoch nur zu einer geringfügigen und temporären Entspannung auf der Angebotsseite beitragen, da grundsätzlich das Förderverbot bestehen bleibt“, so Wittmann.

Womit sich ein Blick auf ausgewählte Produkte für risikobereite Anleger lohnt. Von BNP Paribas gibt es etwa das RICI EnhancedSM Industrial Metals (ISIN: DE000PB8R 1M6) ETC, ein Zertifikat, das aber mit einer Besicherung unterlegt ist, um das Emittentenrisiko zu minimieren. Ähnlich das Prinzip hinter einem Zertifikat von ETF Securities, dem ETFS Industrial Metals (DE000A0K RKG7). Vom ETF-Anbieter Lyxor gibt es den Lyxor ETF S&P GSCI Industrial Metals 3 Month Forward ETF (LU0692030603). Bei allen Produkten müssen Anleger das USD-Risiko beachten.

Autor: Mag. Raja Korinek (redaktion@boersen-kurier.at)