Österreichische Banken und Versicherungen sind Cash Cows

Die heimischen Banken sind auf Erholungskurs und ihre Sicherheit nimmt stark zu. Auch die Versicherer sollten wieder rentabler werden. Hohe Dividendenrenditen bei Versicherungsaktien und relativ hohe Zinsen nachrangiger Schuldverschreibungen von Banken ermöglichen „Top-Erträge“.

Der enttäuschende Bankenstresstest vom Sommer 2016 ist längst Schnee von gestern. Die Kreditinstitute konzentrieren sich auf ihre Kerngeschäfte und die Versicherungskonzerne haben schon längst die Weichen für effizientere Abläufe und eine ertragreichere Zukunft gestellt. Daraus resultieren Chancen am Aktien- und Anleihenmarkt.

Top-Dividenden
UNIQA verkauft ihre Mehrheitsbeteiligung von 99, 7 % an der UNIQA Assicurazioni SpA für 295 Mio Euro vor Transaktionskosten an einen italienischen Versicherungsverein. Dies belastet zwar über Firmenwertminderungen das Ergebnis, stärkt jedoch die ökonomische Kapitalquote. Ein Veräußerungsgewinn von 47,6 Mio Euro hingegen winkt aus der Veräußerung der 29,63-%-Beteiligung an der Medial Beteiligungs-GmbH, die wiederum zu 38,29 % an der Casino Austria beteiligt ist. Das Anfang 2016 gestartete 500 Mio-Euro-Innovationsprogramm (Überarbeitung des Geschäftsmodells und moderne IT-Systeme) ist zu einem guten Teil 2016 ergebniswirksam. Doch nach vorübergehenden Belastungen soll es wieder aufwärts gehen. Auf jeden Fall beabsichtigt UNIQA die jährliche Ausschüttung je Aktie im Rahmen einer progressiven Dividendenpolitik in den kommenden Jahren kontinuierlich zu steigern. Auf Basis eines Kurses von 7,16 Euro liegt die aktuelle Dividendenrendite bei sensationellen 6,6 %!

Ein Marketing, das regionale Marktgegebenheiten berücksichtigt zahlt sich bei der Vienna Insurance Group (VIG) aus. Die verrechneten Prämien konnten in den ersten 3 Quartalen 2016 um 0,7 % auf 6,96 Mrd Euro gesteigert werden, wobei besonders starke Zuwächse in den Märkten in Rumänien (+30,3 %), Türkei/Georgien (+15,6 %) und Ungarn (+14,2 %) erzielt wurden. Beinahe alle regionalen Segmente trugen positiv zum Konzernergebnis bei, das nach der Bilanzbereinigung 2015 um 67,8 % auf 219,8 Mio Euro anstieg. Auf Basis eines Kurses von 22,65 Euro liegt die erwartete Dividendenrendite bei 3,5 %. Für die kommenden Jahre erscheinen Steigerungen wahrscheinlich.

Ertragreiches Franken-Investment
Veranlagungen in der „Aufwertungs-Währung“ Schweizer Franken bieten in der Regel kaum Zinsen. Ausnahme: Man geht mit nachrangigen Anleihen ein höheres Risiko ein. Über ein nach derzeitigem Stand relativ gutes Chancen/Risiko-Verhältnis verfügt eine CHF-Anleihe der Raiffeisen Bank International (RBI), die auf Basis eines Kurses von 108,15 eine Rendite von 3,15 % p. a. aufweist. Es handelt sich dabei um die nachrangige Anleihe mit Kupon 4,75 % und Fälligkeit 24. 10. 2022 (ISIN: CH0194405343).

Die RBI strukturiert erfolgreich um. Der Verkauf der polnischen Leasinggesellschaft Raiffeisen Leasing Polska, eine weitere Reduktion der risikogewichteten Aktiva, und satte Gewinne sowie positive Wechselkursentwicklungen trugen im 4. Quartal 2016 zu einer Stärkung der Kernkapitalquote bei. Die CET1-Ratio (fully loaded) stieg, gemäß vorläufigen Zahlen für 2016, vom 30. 9. bis 31. 12. 2016 von 12,3 auf 13,5 % und somit auf einen Level über Markterwartungen.

Darüber hinaus stieg das Ergebnis nach Steuern 2016 von 435 auf 574 Mio Euro. Am 26. Jänner 2017 stufte S&P sein langfristiges Counterparty-Credit-Rating für RBI von BBB auf BBB+ hoch und jenes der nachrangigen RBI-Emissionen von BB+ auf BBB- (Aufstieg zu Investmentgrade!).

Ebenfalls interessant erscheint die „Erste Group 4,00 % nachrangige Anleihe 2014 – 2015“ (AT0000A19NR2). Sie wies laut Website der Erste Group zuletzt (Info am 24. 2.) eine Rendite von 3,57 % p.a. auf. Die kleinste Stückelung liegt bei 1. 000 Euro. Die Erste Group ist mit einer CET-1-Ratio (aktuell) von 13,2 % im September 2016 solide aufgestellt. Die NPL-Quote liegt bei überschaubaren 5,5 % und dies bei einer NPL-Deckung von 67,7 %. Die Erste Group ist bei S&P und Moody’s jeweils mit einem Rating von BBB+ und Baa1 eingestuft, nachrangige Emissionen (in EUR) des Emittenten mit jeweils BBB- bzw. Ba1.

Fazit
Solange selbst die Renditen 10jähriger niederländischer Staatsanleihen nur bei 0,5 % liegen, erscheinen die Erträge genannter Alternativen relativ attraktiv. Allerdings sollten bei einer erkennbaren erneuten Verschlechterung der Ertragslage sowohl die betreffenden Aktien als auch Anleihen schnell abgestoßen werden.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kruier.at)