Worauf es bei der Dividenden-Jagd ankommt
Die aktuellen Dividendenerhöhungen heimischer Firmen sind ein gutes Indiz für ihre verbesserte Profitabilität. Wichtig: Die Ausschüttungen sollten vom Cashflow unterstützt werden.
Die Aktionäre vieler heimischer Unternehmen können sich für das Geschäftsjahr 2016 über höhere Dividenden freuen. Von den Firmen, die bislang Anhebungen angekündigt haben, sticht vor allem die Erste Group heraus, die nach einem Milliardengewinn die Ausschüttung von 0,50 auf 1 Euro pro Aktie verdoppeln will. Lenzing will wiederum mit 3 Euro pro Anteilsschein um 50 % mehr ausschütten als für das Geschäftsjahr 2015 – ganz zu schweigen von der geplanten Sonderdividende von 1,20 Euro pro Aktie. Die Dividenden erhöhen wollen unter anderem auch OMV (+20 % auf 1 Euro sowie Wienerberger (+35 % auf 0,27 Euro).
„Wir sehen, dass sich die Profitabilität der Unternehmen am Wiener Markt weiter verbessert“, sagt dazu Andreas Wosol, Manager des Pioneer Funds Austria – Austria Stock, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Viele hätten sich in der Krise refinanziert, würden jetzt starke Cashflows aufweisen und könnten Dividenden ausschütten. Für Anleger bedeutet das wiederum, dass die Jagd nach Dividendenrenditen eröffnet ist. Auf Basis der von Analysten für 2016 erwarteten Dividenden stechen bei dieser Kennzahl derzeit die UNIQA mit 6,8 % sowie die Österreichische Post mit 5,6 % heraus.
Für Norbert Janisch, Manager des Raiffeisen-TopDividende-Aktien, macht es Sinn, sich auf die Aktien von Unternehmen zu konzentrieren, die ansehnliche Dividendenrenditen bieten und gleichzeitig auch ihre Ausschüttungen kontinuierlich erhöhen. Ein Zeichen für eine gute Geschäftsentwicklung sowie eine solide Bilanz sei in diesem Zusammenhang eine Historie von mindestens fünf, idealerweise aber zehn Jahren mit kontinuierlichen Dividendenerhöhungen. „Allerdings darf das Dividenden-Commitment keineswegs auf Kosten notwendiger Investitionen gehen und die Hauptattraktivität eines Unternehmens ausmachen“, warnt der Experte.
Sich ausschließlich auf die Höhe der Dividendenrenditen zu konzentrieren, kann jedenfalls gefährlich sein. So kann diese oft nur aufgrund des stark gefallenen Aktienkurses hoch sein, was wiederum ein Hinweis dafür sein kann, dass das betreffende Unternehmen in Schwierigkeiten steckt und die Ausschüttungen künftig kürzen könnte. Eine hohe Dividendenrendite könnte aber auch darauf zurückzuführen sein, dass die Verschuldung erhöht wird, um die Dividende zu finanzieren oder von Investitionen abgesehen wird.
„Die Dividenden steigen am Wiener Markt, weil die Unternehmen Gewinne machen, und nicht, weil sie ihre Verschuldung erhöhen oder von wichtigen Investitionen absehen“, so Wosol. Zudem sehe man an der Wiener Börse auch nicht extrem hohe Dividendenrenditen von 8 bis 10 %. Dividenden wären seiner Meinung nach nur dann gerechtfertigt, wenn sie vom Cashflow unterstützt würden. Nachsatz des Fondsmanagers: „Auch Unternehmen, die stark investieren – wie etwa die AMAG – können ihre Verschuldung im Griff haben und gute Cashflows aufweisen.“
Als „gesund“ bezeichnen Experten eine Ausschüttungsquote von 30 bis 50 % des Gewinns. Vor der Hauptversammlung eine Aktie zu kaufen, um die Dividende zu lukrieren, könne wiederum eine gefährliche Strategie sein. Einerseits dürfe man nicht vergessen, dass man nicht immer dividendenberechtigt sei bzw. gewisse Fristen einzuhalten seien. Andererseits könne der Kurs in der Phase bis zur Ausschüttung schwanken. Roland Zauner, Manager des Kepler Österreich Aktienfonds, weist zudem darauf hin, dass Ausschüttungen den Portfoliowert in der Höhe der Dividende verringern. „Geld wandert von der ,linken Tasche’ (vom Depot) in die ,rechte Tasche’ (aufs Konto)“, warnt er.
Autor: Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier)