Aufsichtsräte im Fokus der Aktionäre

Dass die CA Immo gut aufgestellt und auch „stand alone“ erfolgreich sein könnte, betonte der Vorstand bei der HV mehrmals. Der geplante Merger mit der Immofinanz war dennoch das dominierende Thema. Ein Bericht von der 30. o. HV der CA Immobilien Anlagen AG.

Eigentlich sprechen die Zahlen für sich: Vor allem die deutlichen Zuwächse bei FFO und NAV dürften die Aktionäre freuen, resultiert daraus doch die Erhöhung der Dividende um 30 %. Und auch für das laufende Jahr hat sich das Vorstandsduo – CEO Frank Nickel und CFO Hans Volckens – eine wieder höhere Dividende zum Ziel gesetzt.

Die „solide Steigerung des Sharehold Value“ (Nickel) ist natürlich auch dem für Immobilien hervorragenden Umfeld zu verdanken, vor allem dem „anhaltenden Boom am deutschen (Büro-)Immobilienmarkt“. Dass diese Entwicklung sich nicht ewig fortsetzen wird, ist dem Vorstand bewusst. Deshalb sei es wichtig, „auf der Passivseite der Bilanz wetterfest“ zu sein, so Volckens.

Die auch von IVA-Vertreter Florian Beckermann als „positiv, konsequent, sehr solide“ gelobte Arbeit des Vorstands trägt erste Früchte, betonte Nickel: Das starke operative Geschäft, Aktienrückkäufe, die Dividendenerhöhung sowie „viel und transparente Kommunikation“ fänden im Aktienkurs ihren Niederschlag.

Merger als Thema Nr. 1
„Die Gespräche sind ruhend gestellt“, ging Nickel auf das für Aktionäre wahrscheinlich interessanteste Thema des Nachmittags ein. Und zwar so lange, bis die Immofinanz ihr Russland-Portfolio verkauft hätte. Auf eine spätere Aktionärsfrage, warum der Verkauf zur Bedingung für einen Zusammenschluss gemacht werde, antwortete Nickel, dass gerade auch die Immofinanz von Anfang an diese Vorgangsweise gewünscht hätte.

Dennoch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so bleibt es nach wie vor wahrscheinlich, dass aus CA Immo und Immofinanz ein österreichischer Immobilienriese wird. In einer solchen Situation sei die persönliche Ebene besonders wichtig, betonte Nickel: „Ich habe mit Schumy (Immofinanz-CEO, Anm.) im letzten Jahr öfter gefrühstückt als mit meiner Frau.“

Dass der geplante Zusammenschluss nicht bei allen Aktionären auf Gegenliebe stößt, zeigte sich dann aber in der Generaldebatte. Michael Sieghart, Managing Director bei Petrus Advisers, ortete eine „Lähmung des CA-Immo-Managements“, das „schutzlos der Immofinanz ausgeliefert“ sei und „keinen eigenen Handlungsspielraum“ habe, worauf Nickel konterte, dass man derzeit ja „stand alone“ unterwegs sei. Sieghart kritisierte vor allem die Rücktritte der Aufsichtsräte Wolfgang Ruttenstorfer und Maria Doralt im vergangenen November sowie die Existenz der „Golden shares“ (jene vier Namensaktien, die dem Inhaber, aktuell der Immofinanz, das Recht auf Entsendung von Aufsichtsräten einräumen). Schließlich forderte Sieghart von der Immofinanz ein Übernahmeangebot zum Kurs von 23,50 Euro.

Diskussion um Aufsichtsrat
Besonders der Aufsichtsrat wurde in der HV zur Zielscheibe der Aktionärskritik. Der Immobilienexperte Rainer Altmann, der für die Donau Universität Krems im Vorjahr die Qualität von Aufsichtsräten österreichischer Immobiliengesellschaften untersucht hat, kritisierte vor allem das Wirken des früheren Großaktionärs O1 Group – dieses hätte dazu geführt, dass die CA Immo bei dieser Untersuchung an drittletzter Stelle lag. Gleichzeitig begrüßte er die Nominierung der neuen Aufsichtsräte.

Dass zwei der drei Nominierten – die beiden Universitätsprofessoren Sven Bienert und Klaus Hirschler – bereits bis­her auf Basis der Golden Shares dem Aufsichtsgremium angehörten und nun zu von der HV gewählten AR-Mitgliedern werden sollten, traf bei mehreren Aktionären auf Kritik. Dadurch werden nämlich zwei Plätze auf den Golden Shares frei, die jederzeit wieder nachbesetzt werden könnten. Wichtig: An der Qualifikation der Kandidaten – neben Bienert und Hirschler noch die
Risikospezialistin Gabriele Düker – bestand dabei kein Zweifel, wie auch die späteren Abstimmungen zeigten; die Vorgangsweise störte. Diese wurde von Nickel mit der „positiven Zusammenarbeit und der Expertise“ der Kandidaten begründet.

Weitere Themen in Aktionärsfragen, wie die großen Landreserven (800.000 m² Fläche mit einem Asset-Volumen von 2 Mrd Euro), mögliche Investments in Ostdeutschland (Nickel: „Städte in Osteuropa versprechen mehr“) oder die Nachnutzung des Post-Areals in Wien-Erdberg (Nickel: „Wir haben etwas vor damit“) rückten dabei naturgemäß in den Hintergrund.

Interessanterweise fand die zuvor geäußerte Kritik nur wenig Niederschlag in den Abstimmungen: Mit rund 2,9 % die meisten Contra-Stimmen gab es bei der Entlastung des Aufsichtsrates, während bei den drei Neuwahlen nur 0,02 bis 0,03 % der anwesenden Stimmen „nein“ votierten.

Autor: Marius Perger (mp@boersen-kurier.at)