Mit Zertifikaten kann man sich für jede Marktlage gut aufstellen

Wichtige Aktienindizes schreiben Höchststände – ist es jetzt für den Einstieg vielleicht schon zu spät? Nein, denn Zertifikate bieten komfortable Absicherungsmechanismen.

Wie und wo kann man nach der strammen Hausse heute noch investieren? Heiko Geiger, Experte für strukturierte Produkte bei Vontobel, fasst im Gespräch mit dem Börsen-Kurier zusammen: „Der Anleger steht vor einem Dilemma: Er schreckt angesichts der hohen Kurse davor zurück, einzusteigen. Gleichzeitig sieht er aber, dass es noch weiter nach oben gehen kann. Deshalb sucht er nach der Möglichkeit mit einer gewissen Absicherung zu investieren.“ In diesem Zusammenhang könnten Express-Zertifikate oder Protect-Aktienanleihen interessant sein. Ein Beispiel für die erste Kategorie ist das „Fixkupon Express Zertifikat auf Euro Stoxx 50“ (Kupon 3,5 %, Barriere 60 %; ISIN: VN8ZQ3). Für die zweit genannten Produktgruppe könnte wiederum Folgendes spannend sein: „Protect Multi Aktienanleihe auf BNP, Commerzbank, Deutsche Bank, Societe Generale“ (Kupon 10,50 %, Barriere bei 62 %; WKN: VN81TB). Immerhin präsentiert sich der europäische Bankenmarkt attraktiv.

Auch Anouch Wilhelms, Zertifikate-Spezialist bei der Commerzbank, kann sich für die aktuelle Börsensituation mehrere interessante Strategien vorstellen: „Viele Anleger haben Bedenken, einzusteigen, nachdem die Aktienmärkte sehr gut performt und neue Höchststände geschrieben haben. Andererseits könnte die Hausse aber vielleicht noch über Jahre andauern, niemand kann das vorhersagen. Dann hätten Investoren das Nachsehen. Ärgerlich!“ Eine Möglichkeit wäre jetzt, ein DAX-Indexzertifikat (DE00 0CD2JKY8) zu zeichnen und mit einem Put-Optionsschein (DE000CE40NR6) abzusichern. Eine Vorgehensweise, die laut dem Experten zur Zeit das „A und O“ sei, um die Vorteile von Zertifikaten zu demonstrieren: „Mit dieser Strategie würde man von einer weiteren Aufwärtsbewegung des deutschen Leitindex profitieren; bei einem DAX-Rückschlag würde das Verlustpotenzial auf nicht mehr als 20 % pro Jahr begrenzt werden. Diese ,Teilkasko-Versicherung’ würde nur 1,8 % der Gesamtrendite kosten (aufgrund des Preises für den Put, Anm.).“ Die Kursverluste können je nach Put natürlich auch mit 10 %, 30 % etc. begrenzt werden.

Als zweite Strategie empfiehlt sich gegenwärtig laut Wilhelms der Einsatz von Discount-Zertifikaten: „Eine interessante Möglichkeit, wenn Anleger davon ausgehen, dass die Börsen nicht stark weiter steigen aber auch nicht extrem fallen. Wenn Aktien oder Indizes tageweise unter Druck geraten, können Discount-Zertifikate für einen günstigen Einstieg genutzt werden.“ Ein gutes Beispiel in den letzten Wochen bot dafür Dialog Semiconductor, das Papier war stark gefallen.

Favoriten: Bonus-Zertifikate & Co.
Mit Blick auf die All-Time-Highs hält Christian-Hendrik Knappe von der Deutschen Bank Bonus-, Discount-, und Express-Zertifikate für interessant: „Wobei ich in der gegenwärtigen Marktsituation vielleicht am meisten zu Bonus-Zertifikaten tendieren würde. Sie sorgen sozusagen für gute Dämpfung auf holprigen Routen – wenn man den Vergleich zum Laufsport heranzieht. Diese Produkte eignen sich für Börsen, die etwas bergauf, seitwärts oder etwas nach unten gehen. Investoren wahren hier die Chance auf Kurssteigerungen und attraktive Bonuszahlungen.“ Als Beispiele nennt der Spezialist etwa ein Bonus-Zertifikat mit Cap auf den DAX (DE000DM1SUW2, Laufzeit: 15. 6. 2018) oder alternativ dazu ein weiteres Bonus-Zertifikat (DE000DM1SVM1, Laufzeit: 21. 12. 2018). Aber auch für die anderen Strategien kann Knappe uns gegenüber interessante Produkte nennen: etwa ein Discount-Zertifikat auf den DAX (DE000DT0N0 L0, Laufzeit: 22. 12. 2017). Für eine europaweite Streuung könnte sich dagegen das Express-Zertifikat auf den EURO STOXX 50 (DE000DB2GWL7, Laufzeit: 15. 6. 2020) eignen.

Stefano Angioni wiederum, Director Equities & Derivatives Societe Generale, beobachtet im aktuellen Umfeld einen regen Kundenzuspruch von institutioneller Seite bei Reverse-Bonus-Zertifikaten. Aber auch Inline-Optionsscheine seien gefragt; der Experte dazu: „Wir sehen das etwa bei Öl-Investments, Inline-Optionsscheine profitieren aber vor allem seit Monaten von der Seitwärtsbewegung des US-Dollar.“ Gute Möglichkeiten sieht der Spezialist nicht zuletzt bei Call-Optionsscheinen aufgrund der niedrigen Marktvolatilität.

Unser Fazit: Fortsetzung der Hausse oder nicht – für Anlagemöglichkeiten ist auf diese Weise gesorgt.

Autor: Mag. Harald Kolerus (redaktion@boersen-kurier.at)