Die Jagd nach den Schnäppchen

Die Anfangseuphorie rund um Donald Trumps Wahlsieg ist an der Börse längst verflogen. Das meint man beim Investmenthaus T. Rowe Price, wo man sowieso lieber nach unbeliebten Wachstumskandidaten sucht.

Die jüngsten Nachrichten rund um die Wahlen in Großbritannien sorgten kurzzeitig zwar für neue Schlagzeilen. Doch wirklich richtungsweisend bleiben die Geschehnisse jenseits des Atlantiks. Allein nach dem Wahlsieg Donald Trumps im vergangenen November legten zahlreiche Anleger große Hoffnungen in seine Ankündigungen. Das reichte von Investments in die Infrastruktur bis hin zur Reform des Steuersystems und des Gesundheitswesens. Nicht ohne Grund fand auf den Aktienmärkten eine Rotation von sogenannten Growth-Aktien in Value-Aktien, also in „werthaltige Titel“ statt. Letztere Gruppe umfasst eine Menge zyklischer Titel. Auch Finanz- und Energietitel waren nach dem Novemberereignis gefragt. Selbst bei russischen Aktien wurde zugelangt. Schließlich hatte der damals neu gewählte US-Präsident eine Besserung der Beziehungen mit Russland angekündigt.

Inzwischen scheint die Anfangseuphorie rund um Trumps Sieg an den Börsen wieder zu schwinden. Das zeigt sich etwa daran, dass allein seit Jahresbeginn 2017 Growth-Aktien wieder auf der Überholspur sind, und eine bessere Wertentwicklung zurückgelegt haben als Value-Aktien, zeigt Laurence Taylor, Aktien-Portfoliospezialist bei T. Rowe Price auf. Beim Global Focused Growth Equity Fund (ISIN: LU0143551892) seiner Gesellschaft habe man sich von den Rotationen ohnedies nicht beirren lassen, und blieb stets bei der Wachstumsstrategie. Dabei hebt Taylor hervor: „Grundsätzlich sind wir gegenüber der weiteren Preisentwicklung bei Öl und anderen Rohstoffen negativ eingestellt. Und viele Industrietitel sind uns schlicht zu teuer.“

Schließlich gibt es einen Überhang beim weltweiten Ölangebot. Daran konnte selbst die Verlängerung der Produktionskürzungen durch die Opec-Staaten und Russland nichts ändern. Die Notierung hat seit dem kurzen Anflug auf die Marke von 55 USD zu Jahresbeginn wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Zudem sinkt Chinas Appetit auf Industriemetalle, denn das Land wandelt sich von der Billigwerkbank der Welt hin zu einer Wirtschaft, in der der Dienstleistungssektor eine immer wichtigere Rolle spielt.

Im Fonds habe man Growth-Aktien sogar noch aufgestockt. Dazu zählen der süd-koreanische Handyhersteller Samsung Electronics (US7960502018) sowie der chinesische Online-Händler Alibaba (US01609W1027) aus Asien. Tatsächlich hat die IT-Branche eine besonders hohe Gewichtung im Fonds. Die Branche sei derzeit relativ günstig bewertet, der Abverkauf vor mehr als einem Jahr übertrieben gewesen, begründet Taylor die Aufteilung.

Unlängst habe man auch die Position beim japanischen Spielehersteller Nintendo (JP3756600007) aufgestockt und weiters Salesforce.com (US79466L3024) gekauft. Der US-Konzern bietet Unternehmen Cloud-Computing-Lösungen an. Nach enttäuschenden Zahlen gab es bei der Aktie einen Kursknick, den nutze man eben geschickt aus, umschreibt der T. Rowe-Price-Experte seinen Ansatz gegenüber dem Börsen-Kurier.

Auch im diskretionären Konsum – also jene Waren, die nicht unbedingt essentiell sind – findet das Fondsmanagement derzeit interessante Chancen. Hier findet gerade ein Wandel vom Einkauf in physischen Geschäften hin zum Online-Einzelhandel statt. Davon will man mit Aktien von Unternehmen wie dem Online-Reisebüro Priceline.com (US7415034039) und Amazon (US0231351067) profitieren.

Bleibt noch die Frage, wie lange die Rallye anhalten könnte. Derzeit geben sich die Experten zuversichtlich. Aus globaler Sich habe sich das Wachstumsumfeld verbessert. „Das globale BIP-Wachstum ist auf ein Plus von 3,5 % angestiegen. Für die Unternehmensgewinne bedeutet das, dass wir für 2017 nach Jahren der Stagnation einen positiven Trend erwarten“, meint Tilmann Galler Kapitalmarktstratege bei JP Morgan AM. Und das, so Galler, sollte die Aktienmärkte vorerst noch weiter unterstützen.

Autor: Raja Korinek  (redaktion@boersen-kurier.at)