Ein gutes Jahr für Hochzinsanleihen

Experten bleiben weiterhin positiv für High-Yield-Anleihen aus den USA und Europa. Sie verweisen auf das Niedrigzinsumfeld sowie das „solide“ Wirtschaftswachstum. (08.06.)

Mit einem durchschnittlichen Ertrag von rund 14 % wird das Jahr 2016 High-Yield-Investoren in ganz guter Erinnerung geblieben sein. Die gute Nachricht: Experten erwarten, dass sich Unternehmensanleihen von Emittenten mit einem Rating von weniger als BBB auch heuer positiv entwickeln werden.

Zinsniveau Haupttreiber

Bei der britischen Fondsgesellschaft Kames Capital ist man weiterhin „konstruktiv“ für das High-Yield-Segment eingestellt. „Wie auch in den vergangenen Jahren ist das Niedrigzinsumfeld einer der Haupttreiber für die Assetklasse, ebenso wie die Tatsache, dass Investoren mit Staatsanleihen nichts verdienen können“, sagt Senior Fixed Income Specialist Adrian Hull gegenüber dem Börsen-Kurier. Ein weiterer Treiber sei auch das sich verbessernde makroökonomische Umfeld. „Sowohl in den USA als auch in Europa sehen wir solides Wirtschaftswachstum“, hält er fest.

Auch bei der Erste Asset Management verweist man darauf, dass sich die wirtschaftlichen und unternehmensspezifischen Fundamentaldaten in den letzten Monaten in Europa stark verbessert haben. „Und zwar auch in der Peripherie“, so Bernd Stampfl, Senior Fondsmanager des ESPA Bond Europe-High Yield. Die europäischen Unternehmen würden gut arbeiten und weiterhin versuchen, ihr Geschäft ins Reine zu bringen. Positiv ausgewirkt habe sich darüber hinaus, dass nach den Wahlen in Frankreich die politische Unsicherheit stark zurückgegangen sei.

Trotz der positiven Rahmenbedingungen ist auch Vorsicht angebracht. Kames-Experte Hull macht derzeit etwa eine „Junk-Rallye“ aus. „Mehr und mehr zweitklassige Unternehmen versuchen das positive

Umfeld zu nutzen und emittieren Anleihen“, sagt er. Er warnt etwa vor CCC-Emissionen ohne vertraglich festgeschriebene Kupons, bei denen der Emittent die Anleihegläubiger statt in bar mit noch mehr Anleihen bezahlen will – was nie ein gutes Zeichen sei. Vorsicht angebracht sei auch bei Anleihen, die von hochriskanten zweitklassigen privaten UK-Kreditnehmern zur Finanzierung von Darlehen begeben würden.

Schlechter performt haben in den vergangenen drei Jahren US-High-Yield-Bonds. Stampfl führt dies auf den hohen Anteil an Energietiteln im US-Hochzinsuniversum zurück. Diese Papiere würden darunter leiden, dass der Ölpreis trotz der jüngsten Förderungskürzung der OPEC zurückgegangen sei. „Das ist eine bestimmende und positive Entwicklung für den europäischen High-Yield-Markt“, so Stampfl. Er verweist darüber hinaus auf die stärkere M&A-Tätigkeit in den USA. Viele Unternehmen würden sich verschulden, um andere Firmen zu kaufen oder um Aktienkurspflege zu betreiben.

Auch US-Markt attraktiv

Aber auch am US-Markt dürfte für Investoren weiterhin etwas zu lukrieren sein. Für die Experten von J.P. Morgan Asset Management erscheinen US-Hochzinsanleihen weiterhin attraktiv, da sich das Wachstum in den USA gegenüber seinem Trendniveau verbessern dürfte, weil eine Steuerreform, weniger Regulierung sowie höhere Staatsausgaben erwartet würden. „Wir gehen davon aus, dass die meisten Emittenten weiter gute Fundamentaldaten aufweisen werden, denn das Ertragswachstum hat sich in den positiven Bereich bewegt“, sagt Michael Schoenhaut, Fondsmanager für Income-Strategien.

Bei Kames Capital bevorzugt man derzeit USD-Renditen. „Wir sind aber auch bereit, in Europa Chancen wahrzunehmen“, sagt Hull.

Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)