Mit den Reichen reicher werden
Firmen unter Führung der Eigentümerfamilien bringen, wie wir bereits in der Vorwoche zeigten, höhere Renditen als der Marktdurchschnitt. Darunter sind vor allem europäische Firmen, die noch über Aufholpotenzial verfügen. Eine Schweizer Fondsgesellschaft deckt diese Thematik mit lukrativen „Nischenfonds“ ab.
Die Unternehmer der Forbes-Liste vermehren ihren Wohlstand teils in erstaunlichem Tempo – und das oft mit börsennotierten Firmen: So bescherte der 1909 vom Chemiker Eugene Schueller gegründete Haarkosmetik-Konzern, L’Oreal (ISIN: FR0000120321), seiner Tochter, der heute 94-jährigen Liliane Bettencourt, ein Vermögen von 39,5 MrdUSD. Bernard Arnault, CEO und Chairman des Luxus-Konzern LVMH (FR0000121014), vermehrte sein Vermögen von 1997 bis 2017 um 13,9 % p.a. von 3,1 auf 41,8 MrdUSD; und Inditex-Gründer Amancio Ortega (zu Inditex (ES014839 6007) gehört unter anderem die Bekleidungs-Marke Zara), machte von 2007 bis 2017 aus 24 insgesamt 71,3 MrdUSD.
Auf der Überholspur
Das Erfolgsgeheimnis: Im Gegensatz zu „Institutionalbürokratien“ verfolgen familien- und eigentümergeführte Unternehmen eine nachhaltigere Geschäftsstrategie mit Forcierung organischen Wachstums. Das führt zu überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalquoten von bis zu mehr als 60 %.
Dazu Birgitte Olsen, Lead Portfoliomanagerin der Schweizer Fondsgesellschaft Bellevue Asset Management, zum Börsen-Kurier: „Diese solide Kapitalausstattung infolge der eigenen Rücklagen erlaubt es Familienunternehmen, antizyklisch zu investieren, vor allem in Krisenzeiten, in denen es schwieriger ist, an Fremdkapital zu gelangen. Die akribische Kostenkontrolle kommt den Anlegern ebenso zugute wie niedrige Löhne und Managerboni.“ Laut einer Studie des Credit Suisse Research Institute brachten es Familienunternehmen mit mindestens 1 MrdUSD Marktkapitalisierung in den neun Jahren bis Ende April 2015 gegenüber dem MSCI ACWI Index auf eine jährliche Outperformance von rund 4,5 %.
Noch größer sind die Chancen bei marktführenden Nischenunternehmen, die sich durch hohe Rentabilität, niedrige Verschuldung sowie solides Gewinn- und Cashflow-Wachstum auszeichnen. Genau nach solchen Firmen hält Olsen in ihren Fonds Ausschau. „Alle von Bellevue verwalteten Entrepreneur Fonds fokussieren auf einer Selektion der fundamental attraktivsten börsennotierten eigentümergeführten Unternehmen in Europa und der Schweiz“, so Olsen. Die jeweiligen Portfolios enthalten 30 bis 40 Firmen mit vertrautem Geschäftsmodell, wobei Familien und Unternehmensgründer mindestens 20 % der Stimmrechte halten und eine aktive Rolle im Management oder Aufsichtsrat ausüben müssen. „Mit Abstand am höchsten gewichtet sind aktuell Industrieunternehmen, gefolgt von IT-nahen Unternehmen, zyklischen Konsumgütern und Finanzwerte. Geographisch sind die Fonds breit diversifiziert mit einer Präferenz für Frankreich, Italien und Spanien, sowie Deutschland
und Skandinavien“, erläutert Olsen die aktuelle Aufteilung.
Der BB Entrepreneur Europe Small erhielt dieses Jahr den Lipper Award für den besten europäischen Nebenwertfonds über eine Periode von drei Jahren. Er brachte es in den vergangenen fünf Jahren auf ein Plus von 167,76 % (per 20. 7.). Mit einer durchschnittlichen Marktkapitalisierung von 1,4 MrdEuro konzentriert sich der Fonds auf europäische kleinstkapitalisierte Unternehmen. Genau diese Aktiengruppe hat gegenüber US-Werten noch Aufholpotenzial zumal die von Staatsschulden und europäischen Banken ausgehenden Risiken gesunken sind und nun die Fundamentaldaten stimmen.
„So sind die Bewertungen – etwa gemessen am KGV – in Europa deutlich günstiger und dies bei einem durchschnittlichen dynamischeren Wachstumsprofil“, erläutert Olsen.
Als Portfolio-Favoriten hob Olsen die dänische Asetek (DK0060477263) mit einer neuen kostengünstigen Technologie zur Wasserkühlung von Computergeräten und Datenzentren, die deutsche Isra Vision (DE0005488100, bild-gesteuerte Qualitätskontrolle von Produktionsprozessen) und den spanischen Schwimmbadausrüster Fluidra (ES0137 650018) hervor. Zu den bedeutendsten Positionen im BB Entrepreneur Europe Fonds zählen indessen beispielsweise der globale Containerspezialist AP Maersk (DK0010244425), der Luxusuhrenhersteller Swatch (CH0012255151) und die spanische Hotelgruppe NH Hoteles (ES0161560018).
Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)