„Kein Grund zur Sorge bezüglich Russland-Portfolio“

Warimpex-CEO Franz Jurkowitsch im Gespräch mit dem Börsen-Kurier über die Aussicht auf eine Dividende für 2017, mögliche Zukäufe sowie einen weiteren Anstieg der Eigenkapitalquote.

Börsen-Kurier: Herr Jurkowitsch die Warimpex hat zuletzt wieder gute Zahlen geschrieben. Wie nachhaltig ist dieser Trend einzuschätzen und können ihre Aktionäre für 2017 mit einer Dividende rechnen?

Franz Jurkowitsch: Die in Bau befindlichen Entwicklungen in Lodz und Krakau sowie unsere Landreserve, die uns in den kommenden Jahren weitere Entwicklungsschritte ohne hohe Kosten erlaubt, stimmen uns sehr zuversichtlich, dass der zuletzt positive Zahlentrend weiter anhalten wird. Für das Geschäftsjahr 2017 werden wir der Hauptversammlung im Juni eine Dividende vorschlagen. Wir gehen davon aus, dass dies die Zustimmung aller Aktionäre finden wird.

Börsen-Kurier: Viele Aktionäre schätzen das mit dem hohen Portfolioanteil von Russland (rund 40 %) als zu hoch ein. Wie überzeugen sie sie vom Gegenteil?

Jurkowitsch: Unsere Mieterträge haben sich auch während der letzten schwierigen Jahre als stabil und nachhaltig erwiesen. Zudem befinden sich die Mietpreise auf einem Niveau, das es uns erlaubt etwaige Fremdwährungsschwankungen abzufedern und dennoch Geld zu verdienen. Unsere beiden russischen Bürohäuser in der Airport City St. Petersburg sind voll vermietet und die Mieten wurden durch alle Höhen und Tiefen der letzten Jahre immer bezahlt. Darüber hinaus ist auch die Performance unseres dortigen Hotels sehr zufriedenstellend verlaufen. Insgesamt sehen wir also keinen Grund zur Sorge bezüglich unseres Russlandportfolios.

Börsen-Kurier: Werden die verbliebenen Immobilien bzw. Neuentwicklungen die Lücke, die durch die jüngsten Verkäufe entstanden ist, wirklich füllen können?

Jurkowitsch: Durch den Verkauf des Hotel-Portfolios fällt ein freier Cashflow von 12,5 Mio Euro weg. Unsere drei polnischen Entwicklungen für die wir ab 2019 mit einer Vollver-mietung rechnen, werden dies aber in etwa ausgleichen können. Der Cashflow wird also sukzessive zunehmen, ohne, dass wir die Verschuldung erhöhen müssen. Darüber hinaus generieren wir bereits seit Juli mit unserem neuen Parkhaus in der Airport City St. Petersburg Mieteinnahmen.

Börsen-Kurier: Sind mit den Erlösen aus dem Portfolio-Verkauf auch Zukäufe geplant?

Jurkowitsch: Was die Verwendung der Mittel aus dem Portfolio-Verkauf betrifft, haben wir den Großteil verwendet, um alle Bankkredite auf Holding-Ebene zurückzuzahlen. Darüber hinaus haben wir Bonds mit einem Volumen von 40 Mio Euro vorzeitig getilgt. Ausständig sind nur mehr 12 Mio Euro. Das verbliebene Kapital werden wir für neue Developments sowie den Kauf von Grundstücken oder Assets, die vor dem Turnaround stehen, verwenden.

Börsen-Kurier: Bei der letzten Hauptversammlung im Juni haben einige Aktionäre kritisiert, dass sie nur die guten Hotels verkauft und die weniger guten – etwa die zwei Pariser Hotels – behalten haben. Ist diese Einschätzung vertretbar?

Jurkowitsch: Unsere zwei Pariser Hotels, die wir gemeinsam mit der UBM entwickelt haben, haben in den vergangenen zehn Jahren hervorragende Cashflows geliefert. Nur 2016 war das – bedingt durch die Terroranschläge in Frankreich – nicht mehr der Fall. Da es keinen Sinn ergibt, einen Verkauf zu einem Zeitpunkt sinkender Einnahmen voranzutreiben, haben wir uns entschlossen zuzuwarten. Wir rechnen mit einem Verkauf in Laufe des kommenden Jahres.

Börsen-Kurier: In Budapest werden Sie ein Hotel mit angrenzenden Wohnungen errichten? Ist ein verstärktes Engagement im Wohnbereich eine mögliche künftige Option für die Warimpex?

Jurkowitsch: Wir sind kein Wohnungs-Developer und realisieren und vermarkten Wohnungen nur in Kombination mit Hotels, wie etwa bei den Serviced Appartments in den oberen Geschoßen des Palais Hansen Kempinski in Wien, welche separat verkauft wurden oder im Hotel InterContinental in Warschau, wo einige Etagen mit Services Appartements durch das Hotel vermietet werden.

Börsen-Kurier: Die Eigenkapitalquote wurde – nicht zuletzt durch den Portfolioverkauf im ersten Halbjahr – zuletzt wesentlich verbessert. Sehen Sie hier weiteren Spielraum?

Jurkowitsch: Die Eigenkapitalquote von 35 % gilt mit Ende Juni. Erst danach haben wir die Bonds zurückbezahlt. Die Eigenkapitalquote wird sich also im laufenden Geschäftsjahr weiter erhöhen. Wir haben bereits in den späten 90iger Jahren bis zur Lehman-Krise und den darauf folgenden Verwerfungen in der CEE-Region mit einer Eigenkapitalquote von 40 % gelebt, was uns auch geholfen hat die Krise gut zu überstehen. Mit dieser Höhe haben wir uns immer wohl gefühlt und wir arbeiten auch daran, sie wieder zu erreichen.

Das Interview führte Patrick Baldia (redaktio@boersen-kurier.at)