Kursplus von 33 %: Austria the better Germany?

Während es der DAX binnen eines Jahres nur auf ein Plus von rund 14 % brachte, konnte der ATX-Prime satte 33 % zulegen. Die Spitzenreiter haben sich sogar mehr als verdoppelt.

Die solide Binnenkonjunktur ist sowohl für den österreichischen als auch den deutschen Aktienmarkt positiv. Doch die ATX-Prime-Rallye ist auf eine Sonderkonstellation zurückzuführen. Einige Indexschwergewichte gehen besseren Zeiten entgegen. Restrukturierungs- und Turnaround-Erfolgsstorys sind dabei Performance-Driver.

Die mit 18,64 % unter den 39 ATX- Prime-Werten am stärksten gewichtete Erste Group konnte binnen eines Jahres um 33,3 % (Stichtag 6. 9.) steigen. Nach dem Verlustjahr 2014 hat sich die Ertragslage nachhaltig verbessert. Kreditportfolio und Kundeneinlagen expandieren und das Ziel einer Eigenkapitalrentabilität von 10 % motiviert Anleger.

Mit 13,67 % am zweitstärksten gewichtet ist die OMV-Aktie, deren 12-Monats-Performance bei 86,8 % liegt, was einen Index-Performance-Beitrag von 11,9-%-Punkten bedeutet! Zwar belasten negative Sondereffekte aus dem Verkauf der türkischen OMV Petrol Ofisi, doch das Unternehmen profitiert von höheren Marktpreisen für Öl und Raffinerieprodukte. Diese Entwicklungen führten dazu, dass im 1. Halbjahr 2017 bei 24 % Umsatzanstieg das relevante CCS-Ergebnis je Aktie vor Sondereffekten von 1,21 auf 2,40 € stieg. Während die Umsatzseite stark von der weiteren Ölpreisentwicklung abhängt, peilt die OMV für 2017 gegenüber 2015 eine Kostenreduzierung um 250 Mio€ an. Laut Equity Weekly vom 1. September 2017 trauen die Analysten der Erste Group der OMV von 2017 auf 2018 einen Gewinnanstieg von 2,93 auf 3,56 €/Aktie zu, was bei einem Kurs von 48 € einem Forward-KGV 2018 von 13,5 entspricht.

Die mit 9,17 % im ATX-Prime am drittstärksten gewichtete voestalpine verzeichnete einen überdurchschnittlichen Kursanstieg von 39,7 %, während die RBI mit einem Kursanstieg von 112,6 % in den vergangenen Monaten der absolute Spitzenreiter war. Aufgrund einer Gewichtung von 7,76 % im ATX-Prime lag ihr Performance-Beitrag bei 8,7 %-Punkten. Die RBI hat umstrukturiert und ist in Osteuropa wieder auf Erfolgskurs. Der Nettogewinn stieg im 1. Halbjahr um 149,1 % auf 587 Mio€, da die Kreditrisikovorsorgen um 81,1 % auf 76 Mio€ zurückgingen. Vor allem in Osteuropa verbessert sich die Qualität des Kreditportfolios. Analysten rechnen in den kommenden Jahren mit kontinuierlichen Gewinnanstiegen. Auf Basis eines Kurses von 27,13 € liegt das erwartete Forward-KGV 2019 bei 9,5.

Weitere Gipfelstürmer waren auf Jahressicht der Luftfahrt-Zulieferer FACC (+101,5 %), der Automobil-Zulieferer Polytec (+99,7 %) und Warimpex (+96,9 %). AMAG und Telekom Austria brachten es noch auf 64 bzw. 58,1 %.

FACC hat sich vom „Fake-President-Betrug“ gut erholt. Das EBIT hat sich im ersten Quartal 2017/18 mehr als verfünffacht und zuletzt überraschte das Unternehmen mit einem Großauftrag von Airbus in Höhe von 500 Mio€.

Polytec hat indessen sämtliche Ängste im Zusammenhang mit dem VW-Skandal zerstreut und seine hohe Unterbewertung abgebaut, da das Unternehmen auf Wachstumskurs ist. Im 1. Halbjahr konnte bei 6,7 % Umsatzplus das EBIT um 54,4 % gesteigert werden. Die EBIT-Marge verbesserte sich um 2,8 %-Punkte auf 9 %. Auf Basis der Gewinnschätzung der Analysten der Erste Group liegt bei einem Kurs von 16 € das Forward-KGV 2018 bei 10,7.

Warimpex konnte im 1. Halbjahr 2017 durch den Teilverkauf von acht Hotelbeteiligungen, die rund die Hälfte des Immobilienvermögens ausmachten, einen positiven Ergebnisbeitrag von 21,4 Mio€ generieren. Die Mittelzuflüsse ermöglichten eine vorzeitige Rückzahlung von teuren Anleihen.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)