Privatisierung sind Erfolgsgeschichten

Der Börsen-Kurier zeigt Langzeit-Privatisierungserfolge mit weiterem Potenzial. Einer neuen Regierung sollte das Auftrag sein, dem Thema mehr Raum in der Diskussion zu geben.

(Teil-)Privatisierte Unternehmen sind im ATX mit 40,2 % gewichtet und prägen somit den Börsenalltag. Erfolgsentscheidend für Unternehmen dieser Gruppe war vor allem eine marktwirtschaftlichere Orientierung des Staates, der ein effizienteres Management unter privater Einfluss-Sphäre zuließ. Dies schuf die Grundlage einer Reihe erfolgreicher (Teil-)Privatisierungen. Dazu folgende Beispiele: Der 1995 von der Berndorf AG übernommene Richtbohr-Spezialist SBO, der 1988 aus der VEW (Vereinigte Edelstahlwerke) ausgegliedert wurde, ging im Juni 1997 an die NASDAQ Europe. Am 27. März 2003 erfolgte die Erstnotiz im Prime Market der Wiener Börse. Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer bei Hochpräzisionskomponenten für die Ölfeld-Service-Industrie, Hochleistungsbohrmotoren und bei Spezialtools für die Untertage Zirkulations-Technologie. Nach längerer Flaute hat sich der Auftragseingang im 1. Halbjahr 2017 verdoppelt und das Betriebsergebnis war im 2. Quartal erstmalig nach zwei Jahren der Krise wieder positiv. Ein starker US-Markt und weltweites Nachholpotenzial bei Ölförder-Investitionen stimmen zuversichtlich. Seit Erstnotiz in Wien liegt die Aktienperformance bei 15,4 % p.a.

Im 1. Halbjahr 2017 operativ eine positive Ertragswende verzeichnet auch die OMV als integrierter Ölkonzern mit langer Börsengeschichte. Im Dezember 1987 platzierte die ÖIAG 15 % des Grundkapitals am Aktienmarkt. Inklusive Dividenden lag vom 14. 12. 1987 bis 20. 10. 2017 die Performance bei 12,8 % p.a. Noch heute hält die ÖBIB (Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH, ehemals ÖIAG) 31,5 % und hat einen Syndikatsvertrag mit der IPIC (International Petroleum Investment Company, Abu Dhabi), die ihrerseits 24,9 % der Anteile hält.
1996 wurde die AMAG im Zuge eines Management-Buy-out von Klaus Hammerer (40 %) mit Beteiligung von Constantia (40 %) und Arbeitnehmer Privatstiftung (20 %) privatisiert. Im April 2011 folgte der Börsengang mit einem IPO-Preis von 19 Euro/Aktie. Seit dem Börsengang liegt die Performance inklusive Dividenden bei 21,4 % p.a., was jedoch auch mit dem allgemeinen Aufschwung der Aktienmärkte zusammenhängt.

Die voestalpine bringt es hingegen seit Erstnotiz am 9. Oktober 1995 inklusive Dividenden auf eine Performance von 13,3 % p.a. Waren unmittelbar nach dem IPO noch 43,4 % der Aktien im Staatsbesitz, so ist der Konzern zehn Jahre später bereits vollständig in privater Hand. Die Wertschöpfungskette wurde in Richtung Verarbeitung verlängert und es folgte ein Wandel zum internationalen Technologie- und Industriegüterkonzern, was Konjunkturzyklen abfederte. In allen Geschäftsjahren von 2005/06 bis 2016/17 schrieb das Unternehmen schwarze Zahlen und zahlte Dividenden. Vor wenigen Wochen eröffnete das Unternehmen in Leoben-Donawitz ein vollautomatisches Drahtwalzwerk, während in Texas die Eisenschwammproduktion bereits erfolgreich anlief. Die hohen Investitionen der vergangenen Jahre beginnen nun zurückzufließen, was einen Ertragssprung für das Geschäftsjahr 2017/18 bedeuten sollte.

Zu 52,9 % in der Hand der ÖBIB befindet sich die Österreichische Post, die von 2010 bis 2016 den Gewinn/Aktie um 4,4 % p.a. steigern konnte und seit Erstnotiz am 31. 5. 2006 eine Performance (inklusive Dividenden) von 11,8 % p.a. erzielte. Die Post profitiert im Paketgeschäft vom Wachstum des Online-Handels.

Ein Blick sollte noch auf den 1994 privatisierten Leiterplattenhersteller AT&S geworfen werden, der mit neuen Technologien und Produktionslinien über Wachstumspotenzial verfügt.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)