Zucker-Aktien als Resistenz-Kandidaten

Die Wertpapierkurse der Zuckerproduzenten liegen der Entwicklung weit zurück. Die Vorteile dieses Anlagesegments könnten bald zum Tragen kommen. Der Fall der Zuckermarktregelung bringt Bewegung in den Markt.

Das Umfeld wird für Zuckerhersteller herausfordernder, aber in Zukunft auch spannender und chancenreicher. Mit 1. Oktober fiel die europäische Zuckermarktordnung. Zu den garantierten staatlichen Mindestpreisen an die Bauern, war bisher ebenso eine innereuropäische Erzeugung von 85 % des Verbrauchs festgeschrieben. Entsprechend düster und depressiv wurde seit geraumer Zeit in der Branche das künftige Preisgefüge gesehen. Und entsprechend tief wird derzeit der süße Rohstoff am Weltmarkt mit umgerechnet 0,31 USD/kg gehandelt. Unter der absehbaren Zucker-Neuordnung in Europa ging die Zahl der EU-Rübenbauern seit 2010 um nicht weniger als 85 % auf nun 4.750 zurück. Mit dem Fall der Quoten gehören aber auch die Exporteinschränkungen (WTO-Regelung) der Vergangenheit an. Damit verbunden wird eine Nachfragestimulation als Gegengewicht zu gefallenen Rübenpreisen und eines Überangebots und Preisdrucks erwartet.

Verdaute Unsicherheiten
Ein weiterer Strukturwandel ist in der Zuckerbranche vorauszusehen. Konzentrationsprozesse dürften in Gang gesetzt werden und es ist eine zunehmende Dynamik zum Erreichen einer steigenden Profitabilität der dominierenden mitteleuropäischen, börsennotierten Unternehmen zu erwarten. Einer verstärkt gesellschaftlich kritischen Sicht zum Zuckerkonsum (Markteintritt von Flüssigzucker – hergestellt aus Mais) in Lebensmittelprodukten, steht nach wie vor ein wachsender Verbrauch entgegen. Regelungen zu behördlichen Vorgaben sind aber heute kaum absehbar.

In den Aktienkursen dürften längst jene Kriterien eingepreist sein, die zu den neuen Gegebenheiten negativ bewertet werden. Vor allem die eigenen Exportambitionen gewinnen in der Geschäftsplanung der Aktiengesellschaften zunehmend an Gewicht, steigt doch außerhalb der EU – trotz aller politischen Erdbeben – der Anteil an einer kaufkräftigeren Mittelschicht. Wenn auch im Geschäftsfeld der Hersteller längst eine breite Diversifizierung des Angebotssortiments und dessen Vermarktung stattgefunden hat, dominiert das Basisgeschäft und der aktuelle Zuckerpreis (trotz Hedging-Strategien) das Geschehen in den Bilanzen nach wie vor. Oft weit unterschätzt werden die, bei Gesellschaften nun anvisierten Hebungen des Optimierungspotentials der Produktion und der Logistik, im operativen Tagesgeschäft. Kostensenkungen werden stets durch neue Technologie-Verfahren in die Erkennung der Kapazitäts- und Bedarfskennzahlen der Zuckerwerke und den Erntemengen auf den Feldern der Lieferanten erzielt.

Attraktive Bewertungen
Die Agrana Beteiligungs AG, die den heimischen Bauern 400.000 Tonnen Zuckerrüben pro Jahr abnimmt, weist eine Marktkapitalisierung von 1,69 Mrd Euro bei einem Jahresumsatz von 2,56 Mrd Euro und eine Bruttomarge von 6 % auf. Eine Eigenkapitalquote von 54 %, ein KGV von 12 sowie eine Dividendenrendite von knapp 4 %, wirken im teuren Marktumfeld entsprechend attraktiv.

Die Mannheimer Südzucker AG (ISIN: DE0007297004) erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen moderaten Umsatzanstieg. Das operative Ergebnis soll vor allem im Kernbereich weiter anziehen. Lediglich in der „Spezialitäten“-Sparte ist ein Knick zu erwarten. Die Erwartung zum Geschäftsergebnis 2017: Dividendenrendite 2,95 %, KGV 14, Eigenkapitalquote-Quote 56 %, Marktkapitalisierung zum Umsatz 0,56.

Die Aktien der Schweizer Zuckerfabriken (CH0006234 014, vormals Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld), werden nur außerbörslich über die Zürcher Kantonalbank gehandelt. Die Mehrheit befindet sich im Eigentum diverser Gemeinden, Kantone und den Zuckerrübenbauern selbst. Nach dem Abdriften in rote Zahlen und einem Kurseinbruch von 2013 bis 2015 um bis zu 70 %, hat das Papier seitdem einen guten Teil unterdessen aufgeholt und wird aktuell um 26 CHF gehandelt.

Autor: Roman Steinbauer (redaktion@boersen-kurier.at