Gute Chancen in Spätstarter-Segmenten
Aktien aus Branchen, die im Umfeld haussierender Gesamtmärkte kaum profitierten, könnten im kommenden Jahr favorisiert werden. Heurige Verlierer sind dazu einer Betrachtung wert.
Zu Jahresende hin werden seitens der Fondsgesellschaften gut gelaufene Kursnotizen meist weiter „hinaufgepflegt“ um zum Ende der Berichtsperiode die Auswahl der Depotbestände entsprechend als Gewinner ausweisen zu können. In der Entwicklung zurückgebliebene Aktien erfahren in der Regel unmittelbar vor Jahreswechsel kaum Interesse oder werden im Fall eines Depotbestandteils sogar noch aussortiert.
Dieses Verhalten institutioneller Anleger führt oft vor Jahresende für Privatanleger zu günstigen Einstiegschancen. Angesichts allgemein hoher Bewertungen der Märkte gibt es Branchen, deren Aktien-Performance dem allgemeinen Trend zurückhängen. Dieser Umstand kann fundamental, strukturell, der technologischen Wandlung geschuldet – aber auch nur dem Trendverhalten unterworfen sein.
Vom Versicherer bis zum Autobauer
Betreffend der Versicherungstitel fällt aktuell ein „Schlafmodus“ ausgeprägt auf. Interessant werden diese Dividendenpapiere, sollte sich nach vielen Jahren nun die Zinsspanne auszuweiten beginnen. Die heimische UNIQA weist trotz leicht angezogener Kurse bei einer hohen Dividendenrendite ein moderates KGV von 14 auf. Ein ebenso entsprechendes Bild gibt die Vienna Insurance Group ab. Mit einer weit größeren Kapitalisierung betrifft dies die Triestiner Assicurazioni Generali (IT0000062072), die niederländische Aegon (US0079241032), die Nürnberger Beteiligungs AG (DE0008435967) und die Swiss RE (CH0126881561).
Im Medienbereich bröckelten über Jahre die Notizen des Pro-Sieben-Konzerns (DE000PSM7770) seit 2015 ab, nachdem der Programm-Anbieter im deutschsprachigen Raum davor ein Favorit der Investoren gewesen war.
Die RTL Group (LU00614 62528) war ein Jahr davor nicht mehr erste Wahl – dennoch wurde die Profitabilität nicht beeinträchtigt. Im Handel eröffnet der Rechtsstreit um die Bilanzierung ehemaliger Töchter bei der südafrikanischen Steinhoff International Holdings (NL0011375019) Anlegerperspektiven. Die Papiere des Mutterkonzerns der in Österreich präsenten KIKA-Leiner-Gruppe weisen nun eine attraktive Bewertung auf, die nach einem Abzug der Skandale egalisiert werden könnte. Ceconomy (DE00072 57503) ist ein führendes Electronic-Consumer-Handelsunternehmen, das im Juli 2017
aus der Aufspaltung des Metro-Konzerns und dem herausgelösten Media-Markt-Saturn-Segments entstand.
Die K+S (DE000KSAG888) ist ein weltweit führender Anbieter von kali- und magnesiumhaltigen Produkten für landwirtschaftliche und industrielle Anwendungen. Der einstige Börsendarling ist nach jahrelangen Gewinneinbrüchen auf Rebound-Niveau.
Der frankophone Baumaterialienhersteller Lafarge (CH00 12214059) agiert auch über die Österreich-Tochter Perlmooser und hatte die Mammutfusion mit dem Schweizer Holcim-Konzern zu verdauen. Der Markt wartet bereits länger ab ob sich versprochene Synergieeffekte wirklich zeigen. Der nun entstandene, globale Riese hat in dieser Hinsicht erst entsprechende Ergebnisse zu liefern, erhöhte aber stets die Dividendenzahlung. Aus der Pharmabranche fällt Sanofi-Aventis (FR00001205 78) als möglicher Spätzünder auf. Die Pariser, die in den Bereichen Onkologie, Herz-Kreislauf und zentrales Nervensystem tätig sind, konnten zuletzt mit stetig steigenden Ergebnissen überzeugen.
Der Automobil- und Industriezulieferer Schäffler (DE000SHA0159) stellt Systeme für Motoren, Getriebe und Fahrwerke her und hat sich noch neu auszurichten. Die Kurs-Lähmungsphase könnte bald enden. Nicht zuletzt ist eine Änderung der Investoren-Stimmung auch im heimischen Dienstleistungssektor bei DO & CO (nach den Problemen im Türkei-Geschäft) nicht mehr fern.
Autor: Roman Steinbauer (redaktion@boersen-kurier.at)