Nur Frage der Zeit, bis Goldpreis wieder steigt
Nach Einschätzung von Experten leidet der Goldpreis im bisherigen Jahresverlauf vor allem unter der Stärke der Aktienmärkte.
2017 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht als Jahr des Goldes in die Annalen eingehen. Vielmehr erlebt der Goldpreis nach einem relativ starken Vorjahr seit Jahresbeginn eine Konsolidierung und ist bislang wiederholt am Versuch gescheitert, die Marke von 1.300 USD pro Unze nachhaltig zu knacken. „Derzeit ist das Interesse an Gold eher gering, der Fokus der Anleger richtet sich vielmehr auf die starken Aktienmärkte“, sagt Andreas Böger, Senior Fund Manager bei C-QUADRAT, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier.
Kosten im Griff
Dennoch gibt sich Böger, der für den C-QUADRAT Gold & Resources Fund (ISIN: AT0000A07HF4) verantwortlich zeichnet, positiv gestimmt, dass sich die Ausgangslage bald ändern könnte. „Vor dem Hintergrund der überschuldeten Wirtschaft ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Goldpreis wieder steigt“, sagt der Experte. Weiters glaube er, dass Zinsanhebungszyklen den Goldpreis nur vorübergehend negativ beeinflussen dürften. Der Hintergrund: Seit der Jahrtausendwende wären die Realzinsen – und damit ein Treiber des Goldpreises – eher negativ, was mit der Überschuldung der Wirtschaft im Zusammenhang stehe und den Goldpreis strukturell stütze.
Die derzeitige Verfassung der Goldminenunternehmen schätzt Böger jedenfalls als gut ein. „Viele Player haben in den vergangenen Jahren ihre – zuvor hohen – Kosten in den Griff bekommen.“ Das hänge auch damit zusammen, dass der Kostendruck aufgrund von Überkapazitäten im allgemeinen Minensektor in den letzten Jahren nachgelassen habe. „Unternehmen, die bereits jetzt profitabel arbeiten, sollten bei einem steigenden Goldpreis – ohne, dass dabei die Kosten im selben Ausmaß steigen – ihre Gewinne überproportional steigern können.“
Auf der Rechnung hat Böger derzeit vor allem mittelgroße Unternehmen. „Große Goldminenunternehmen kämpfen mit dem Problem, dass sie die Explorationstätigkeit in den vergangenen Jahren zurückgefahren haben bzw. keine großen Funde gemacht haben“, sagt er. Namen wie Iamgold Corp (CA4509131088), Kirkland Lake Gold (CA49741E1007) oder B2Gold Corp (CA11777Q2099) – im Übrigen die derzeit größten Positionen im C-QUADRAT Gold & Resources Fund – würden attraktivere Wachstumsprofile haben als große Player wie Barrick Gold (CA0679011084) und Goldcorp (CA3809564097).
Argumente für Gold
Das zunehmende Interesse an Kryptowährungen bestätigt für die Experten von Banque de Luxembourg Investments jedenfalls die Besorgnis zahlreicher Goldanleger – vor allem angesichts der explodierenden Notenbankbilanzen, der Negativzinsen und der Gerüchte über eine schrittweise Abschaffung des Bargelds. „Angesichts des beeindruckenden Kursanstiegs mancher Kryptowährungen mag Gold wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirken, zumal der Goldpreis heute weit entfernt ist von seinem Höchststand vor sechs Jahren, als er bei 1.880 je Unze lag“, heißt es in einer aktuellen Marktanalyse.
Nichtsdestoweniger biete Gold eine Reihe von Vorteilen gegenüber den neuen virtuellen Währungen – allen voran die deutlich weniger volatile Entwicklung des Goldpreises. Dazu komme, dass Gold Eigenschaften aufweise wie Dichte, begrenzte Verfügbarkeit und Unveränderlichkeit, die dazu führen, dass es weltweit als wertvoll angesehen werde. Drittens möge zwar das Angebot einer Kryptowährung begrenzt sein, die Zahl potenziell konkurrierender Kryptowährungen sei jedoch unbegrenzt.
Autor: Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)