Kryptowährungsblase – so kann es nicht mehr weitergehen

Es herrscht an den Cyberwährungs-Handelsplätzen derzeit eine Stimmung wie am Neuen Markt zur Jahreswende 1999 auf 2000. Nun naht das böse Ende, das sich aus zahlreichen Fakten ableiten lässt.

Wer probiert, mit Monopoly-Geld im Supermarkt Waren einzukaufen, läuft Gefahr in eine geschlossene Anstalt eingeliefert zu werden. Im Prinzip nichts anderes ist Bitcoin, deren scheinbarer Wert auf eine im Computer simulierte Knappheit beruht. Bitcoins werden vereinfacht ausgedrückt durch Lösung einer Rechenaufgabe geschürft. Anfangs konnte dies noch jeder mit dem eigenen Laptop machen. Heute hingegen sind dazu riesige stromfressende Anlagen erforderlich.

Die Basis dafür liefert die Blockchain, eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, genannt „Blöcke“, welche mittels kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Um Manipulationen zu verhindern, kommen die Miner ins Spiel, die für ihre Tätigkeiten in Bitcoins entlohnt werden. Wenn ein Block von Transaktionen generiert wurde, entnehmen die Miner daraus die Informationen und verwandeln mit Hilfe einer mathematischen Formel die Transaktion und weitere Informationen in etwas viel Kürzeres, nämlich eine Aneinanderreihung von Buchstaben und Zahlen (Hash). Dieser Hash wird im Block am Ende der Blockchain aufbewahrt und benutzt auch den Hash des vorigen Blocks. Damit wird bestätigt, dass der aktuelle Block und jener davor gültig sind. Die große Herausforderung der Miner ist: Je mehr sich die Bitcoin-Obergrenze von 21 Mio nähert, desto komplexer werden die für das Erzeugen neuer Bitcoins nötigen Rechenaufgaben.

Mittlerweile sind bereits 16,74 Mio Bitcoins geschürft. Die Kosten pro Transaktion stiegen alleine von 7,43 USD Ende 2016 bis 15. Dezember 2017 auf 109 USD. Ein mangelndes Vertrauen in das Geldsystem ermöglichte letztendlich im Einklang mit der steigenden Rechenkomplexität eine Preisexplosion, die ihresgleichen sucht.

Kritische Fakten und eine Währung mit guten Überlebenschancen
• Mittlerweile vergeht kein Tag mehr, ohne Hype-Meldungen bezüglich der Kursexplosion diverser Kryptowährungen und selbst „in der tiefsten Provinz“ sind immer mehr Multi-Level-Marketing-Systeme rund um den Handel mit Cyberwährungen in Umlauf.

  • Seit der Markteinführung bei BitcoinMarket.com zu 0,3 US-Dollar-Cent am 25. 4. 2010 stieg der Wert einer Bitcoin auf das 6,27-Millionenfache bzw. auf über 18.812 USD (Stichtag 16.12.). Das ist eine höhere Rendite als bei einem Lottosechser. Mittlerweile wollen viele „Währungsschöpfer“ mit ihrer „Better Bitcoin“ am Kryptowährungsboom partizipieren. Insgesamt gibt es per 15. Dezember 2017 bereits rund 1.400 Kryptowährungen mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von ca. 500 MrdUSD. Mit 55,5 % (298,5 MrdUSD) fällt der Löwenanteil davon auf Bitcoin. Weit abgeschlagen ist Ethereum als Nummer Zwei mit einer Marktkapitalisierung von 67 MrdUSD bzw. einem Marktkapitalisierungsanteil von 12,4 %. Zuletzt massiv aufgeholt hat Ripple, die Mitte Dezember binnen 24 Stunden 70 % zulegte und nun mit 31,2 MrdUSD (5,8 % Marktanteil) von auf dem dritten Platz angelangt ist. Ripple versucht im Gegensatz zur Konkurrenz kein eigenes Finanzsystem unabhängig von Banken und Staat zu etablieren, sondern will mit Banken kooperieren. Ziel ist, eine Überweisung in der gleichen Zeit tätigen zu können, die es braucht, um eine E-Mail zu verschicken. Das könnte Ripple sogar langfristig die Existenz sichern. Die nächstgrößeren Währungen sind Bitcoin Cash (29,5 MrdUSD), Litecoin (16,8 MrdUSD) und IOTA (10,7 MrdUSD). Während bei Bitcoin Betroffene bereits über eine Transaktionsdauer von bis zu 33 Stunden klagen, sollte dieses Problem von IOTA durch eine „neue Blockchain“-Generation angeblich gelöst worden sein. Das versetzt Spekulanten in Euphorie. Doch Vorsicht: Generell hat nun der Hype die zweite Reihe der Kryptowährungen erfasst – ein Indikator für eine fortgeschrittene Phase eines Booms.
  • Der Kryptowährungsmarkt ist gemäß dem Motto „Wo kein Kläger, da kein Richter“ anfällig für mögliche Preismanipulationen, denn rund 1.000 Marktteilnehmer besitzen derzeit 40 % aller Bitcoins und die Top 100 17,3 %. Noch stärker ist die Konzentration bei anderen Kryptowährungen. Bei Gnosis, Qtum oder Storj halten die 100 größten Besitzer mehr als 90 % der Währung.
  • Umweltsünder Bitcoin: Das gesamte Mining schluckt enorm viel Strom, nämlich laut Bitcoin Energy Consumption Index jährlich knapp 30 Terrawattstunden (0,13 % des globalen Energieverbrauchs) bzw. mehr als 159 Länder verbrauchen.
  • Bitcoin-Vermögen können Hackerattacken zum Opfer fallen und wer sein Passwort vergisst, hat keinen Zugang mehr, da es keine zentrale Servicestelle gibt, die über jene Kundendaten verfügt

Alleine diese Fakten lassen erkennen, dass hier von stabiler Währung, Wertaufbewahrung und geeignetem Tauschmittel jegliche Spuren fehlen. Vielmehr erinnert das Ganze an Pyramidensysteme bei denen frühere Einsteiger enorme Profite auf Kosten der nachfolgenden machen.

Regulierung – die Maschen werden enger gezogen
Für Goldman Sachs CEO Lloyd C. Blankfein sind Cyberwährungen „ein Werkzeug, um damit Verbrechen zu verüben“. Auf jeden Fall werden „Underground-Geschäfte“ mit Bitcoin und Co abgewickelt. Langsam reicht es den Regulatoren. China hat bereits ICOs und den Handel mit Kryptowährungen verboten. Nun will auch Südkorea regulativ aktiv werden, gefolgt von Malaysia. Und in Großbritannien will das Finanzministerium, dass in Zukunft bei virtuellen Währungen ebenfalls die Gesetze zur Bekämpfung von Geldwäsche- und Terrorfinanzierung angewandt werden. Anbieter britischer Online-Wallets müssen damit rechnen, dass sie auf Wunsch der Behörden die Identität ihrer Kunden preisgeben und verdächtige Transaktionen haben sie proaktiv zu melden.

Hierzulande äußert sich OeNB-Experte Beat Weber am 9. Dezember zum Thema Regulierung gegenüber der Tageszeitung Kurier wie folgt: „Die Ausgabe von Kryptowährungen könnte man gar nicht regulieren, die Schnittstelle zu den offiziellen Währungen aber schon. Mit der nächsten EU-Geldwäsche-Richtlinie müssen Bitcoin-Plattformen ihre Kunden kennen. Darauf bereiten sich viele jetzt schon vor.“ Hinzukommt, dass die Steuerbehörden bald aktiv werden: In den USA stehen streng betrachtet pauschal alle Kryptowährungs-User unter Generalverdacht der Steuerhinterziehung. So verlangte die US-Steuerbehörde IRS vom Handelsplatz Coinbase Informationen bezüglich Identität und Transaktionsgeschichte (2013 bis 2015) sämtlicher US-Kunden, die Transaktionen in Höhe von mehr als 20.000 USD durchführten. Das Rechtsmittel namens „John-Doe-Vorladung“ richtet sich gegen Steuerzahler, deren Namen nicht bekannt sind und wurde erstmals 2008 eingesetzt, um das Schweizer Bankgeheimnis zu brechen.

Fazit: Die Kombination aus einem Hype, der im Medienmittelpunkt steht mit ersten Regulierungsbestrebungen und Ermittlungen von Behörden ist eine gefährliche Marktkonstellation, die auf erhöhte Crashgefahr hindeutet.

Autor: Michael Kordovsky (redaktion@boersen-kurier.at)