Nach Silvester kündigt sich eine Marktdelle an

Selbst die letzten Handelswochen sind von zahlreichen Höchstständen führender Aktien-Indizes westlicher Börsen geprägt. Die überkaufte Situation eröffnet Chancen zum Neueinstieg.

Abgesehen vom ATX befinden sich die Börsenindizes im deutschsprachigen Raum wiederum auf oder nahe an den historischen Rekordständen. Die richtungsweisenden US-Börsen markieren im Umfeld eines regelrechten Kaufrausches weiter täglich neue Hochs, immer noch getrieben durch eine nun realistische, nahende Umsetzung der Steuerreform.

Ein zumindest kurzfristiger Rückzug in die Zuseherposition könnte für Anleger dabei schon in Kürze lukrativ werden, denn es „riecht“ nach dem Jahreswechsel förmlich nach einer Wiederholung des derben Starts 2016. Es waren  jene Tage, an denen nervöse und bereits skeptische Marktteilnehmer nach monatelangen Kursanstiegen kräftig aus dem laufenden Aufwärtstrend geschüttelt wurden – erschien es doch zu dieser Zeit plausibel, sich aus der bereits über Jahre dauernden Aktienhausse zurückzuziehen. Günstig war der Markt zudem nicht mehr. Umgehend liefen in der Folge den ausgestiegenen Anlegern die Kurse aber galoppierend davon. Es war davor kaum einzuschätzen, dass die Dynamik der Gewinnentwicklung der Gesellschaften nochmals anziehen würde und mit den Bewertungen schritt hielt.

Dieses kurze, scharfe „Sell off“-Verhalten führte zu einer der wenigen Mini-Korrekturen, die der Markt überhaupt seit 2009 gesehen hat. Die aktuell ersichtliche Zuspitzung der Wertpapierkäufe in diesen letzten Tagen des Jahres fordert Gewinnmitnahmen während des ersten Jänner-Drittels regelrecht heraus. Wir nähern uns diesem Szenario geradewegs an. Die jüngste Zinserhöhung der US-Notenbank überraschte zwar nicht, der Unterbau der Hausse wird aber fragiler, abgesehen von der Möglichkeit einer eintretenden volatilen Seitwärtsbewegung oder gar einer Trendumkehr an den Märkten.

Die Investment-Umschichtungen institutioneller Anleger werden während der ersten Börsensitzungen zu hohen Umsätzen und einer steigenden Volatilität führen. Ein breiter, kurzer Rückzug aus den bereits mondän bewerteten Aktientiteln bietet sodann die Chance eines Neuerwerbs zu günstigeren Kursen bereits gehaltener Positionen. Dies setzt aber den Glauben voraus, dass der Gesamtmarkt nach einem Abverkauf und einem nervösen Sentiment-Zeitabschnitt erneut und rasch wieder an Kraft gewinnt und den Haussetrend prolongiert. Ein weiteres Hineinwachsen der steigenden Profitabilität in das reife und hochpreisige Bewertungsumfeld der Aktienwelt ist nicht auszuschließen. Analysen weisen für 2018 sowohl für europäische als auch für US-Unternehmen wiederum auf steigende Gewinne im hohen einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich hin.

Das Setzen von Verkaufsorders bis 31. Dezember um wenige Prozentpunkte über den derzeitigen Kursen könnte durchaus noch zu Ausführungen kommen. Scharf limitierte Jänner-gültige Kauforders um einen klaren Abschlag haben möglicherweise bessere Chancen zugeteilt zu werden wie kaum zuvor.

Die Schwierigkeit im Falle einer Korrektur liegt natürlich in der Unmöglichkeit, das Ausmaß eines deutlichen Rücksetzers abschätzen zu können. Die Beobachtung der Volumina dient als relativ gutes Werkzeug, wenn auch dieser Faktor dann zumeist vom einhergehenden negativen Meldungswulst überlagert wird. Rasch führt dies dazu, „Gefangener“ des psychologischen Aspektes zu werden – und, wie die Mehrheit, sich nicht gegen das aktuelle Geschehen stellen zu können.

Eine Alternative liegt in einem anderen Segment: Gegen den Trend musste der Goldpreis seit Jahren Federn lassen. Auf eine kurze Gegenbewegung als Kontrapunkt zu setzen kann zudem als „heißer Parkplatz“ dienen.

Autor: Roman Steinbauer (redaktion@boersen-kurier.at)