Bankaktien haben weiterhin Potential
Trotz der guten Vorjahresperformance, sind Experten für Wiener Bankaktien positiv gestimmt. Sie profitieren etwa vom positiven konjunkturellen Umfeld.
Bankaktien sind bekanntlich lange Zeit nicht besonders hoch in der Gunst der Anleger gestanden. Das hat sich spätestens seit dem Vorjahr grundlegend geändert. So zählten die Werte im Vorjahr zu den Gewinnern des Jahres in Europa. Auch an der Wiener Börse entwickelten sie sich stark: Mit einer Kursentwicklung von +63 bzw. +40 % zählten Raiffeisenbank International (RBI) und Erste Group auf Einjahressicht zu den Top-Performern am Wiener Börseparkett. Nichtsdestoweniger glauben Experten, dass der Sektor durchaus noch Potenzial hat. Allerdings sollte man die Bewertungen im Auge behalten.
Gutes Zeugnis
In einer aktuellen Analyse stellen die Experten der Landesbank Baden Württemberg (LBBW) den heimischen Banken ein durchaus gutes Zeugnis aus. So biete sich durch den unerwartet starken Konjunkturaufschwung vom Vorjahr, der auch 2018 anhalten sollte, die Chance, die begonnenen Strukturreformen weiter fortzuführen, heißt es dort. Die Konsolidierung im Bankenmarkt habe Fortschritte gemacht und die Restrukturierungen, die in den vergangenen drei Jahren zu hohen Sonderbelastungen geführt haben, wären weitgehend abgeschlossen. Weiters wurden die Kapitalpuffer deutlich gestärkt und die Kreditqualität klar verbessert.
Allerdings stelle die Niedrigzinsphase die Banken weiterhin vor große Herausforderungen, so die LBBW-Analysten weiter. Da der Wettbewerb in Österreich intensiv und margenarm sei, bilde das Engagement in Zentral- und Osteuropa weiterhin eine wichtige Ertragsstütze – auch wenn es mit vergleichsweise höheren Kredit- und Währungsrisiken verbunden sei. Ein weiterer Pluspunkt: Die Risiken aus Immobilienfinanzierungen bleiben für das österreichische Bankensystem bislang begrenzt.
Abschlag zu hoch
Für viel Aufsehen sorgte Ende Oktober der IPO der BAWAG Group – im Übrigen der größte Börsegang in der Geschichte der Wiener Börse. Wenig später hat die Raiffeisen Centrobank (RCB) die Coverage des Unternehmens mit einer Kaufen-Empfehlung (Kursziel: 50 Euro) aufgenommen. Für den Analysten Stefan Maxian ist der rund 15 %ige Abschlag gegenüber der Konkurrenz sicher zu hoch. Er verweist auf das solide Kapitalwachstum, den starken Track Record, was die Umwandlung einer vormals verlustbringenden Gewerkschaftsbank in eine der profitabelsten und best-kapitalisierten heimischen Privatbanken betrifft sowie die Fähigkeit diesen Restrukturierungserfolg auch bei künftigen
Übernahmen zu wiederholen.
Positiv gestimmt ist Maxian offensichtlich auch für die Erste Group – der Analyst hat die Empfehlung für die Aktie Anfang November von halten auf kaufen hinausgestuft und das Kursziel von 40 Euro bestätigt. Zu den Stärken des Instituts zählt der Experte unter anderem die verbesserte Kapitalisierung, das positive Umfeld mit Hinblick auf die Risikokosten, die signifikante Reduzierung der Bankensteuer in Ungarn sowie die hohen Retail-Marktanteile in defensiven CEE-Ländern wie Tschechien und der Slowakei. Demgegenüber stehe unter anderem die Herausforderung, die negativen Zinsen im Retailbereich weiterzugeben sowie das Risiko einer Bankensteuer in Tschechien.
RBI bleibt attraktiv
Für die Analysten der Erste Group zählt wiederum die RBI zu den Favoriten für 2018. Für die gelisteten heimischen Banken insgesamt spreche eine wahrscheinliche Verschiebung der Zinskurve, so Christoph Schultes. „CEE wächst besonders stark, daher bleibt auch die RBI attraktiv“, meint er. Was kann man sich von der Aktie erwarten? Trotz der außerordentlichen Performance – allein auf Einjahressicht steht ein Plus von rund 63 % zu Buche – sehe er weiteres Potenzial. Positiv: Die Experten der Erste Group gehen davon aus, dass die RBI mit den Gewinnen für 2017 die Dividendenzahlungen wieder aufnehmen wird. Prognostiziert wird eine Ausschüttung von 1,21 Euro pro Aktie.
Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)