Comeback der Dividendentitel
Die ATX-Unternehmen haben 2017 um 35 %mehr Dividenden ausgeschüttet als 2016. Ausschließlich an der Höhe der Dividenden sollten sich Anleger aber nicht orientieren, so Experten.
Auch wenn Sorgen um eine Zinserhöhung zuletzt auch dem ATX ihren Stempel aufgedrückt haben, so spricht nach wie vor einiges für österreichische Aktien. Einerseits sollte die gute Konjunktur zu steigenden Unternehmensgewinnen und in weiterer Folge auch zu steigenden Aktienkursen führen. Aber auch der immer noch „sehr hohe“ Spread zwischen ATX-Dividendenrendite (3 %) und den Renditen zehnjähriger österreichischer Bundesanleihen (0,8 %) spricht nach Ansicht von Christoph Schultes, Analyst bei der Erste Group, für die Attraktivität von Aktieninvestments.
Was die Dividendenrendite betrifft, muss der ATX den internationalen Vergleich jedenfalls nicht scheuen: So liegt etwa die DAX-Dividendenrendite bei 2,65 %. „Beim S&P 500 sind es 1,9 %, was auch darauf zurückzuführen ist, dass im US-Leitindex Tech-Werte eine wichtige Rolle spielen“, so Schultes gegenüber dem Börsen-Kurier. Unternehmen wie Apple, Alphabet oder Facebook, die stark in Wachstum investieren, würden in der Regel vergleichsweise geringere Dividenden ausschütten.
Anleger, die in ATX-Aktien investiert sind, konnten sich jedenfalls im Vorjahr über saftige Ausschüttungen freuen. Laut einer Analyse der Oberösterreichischen Nachrichten wurden Dividenden in der Höhe von 2,2 Mrd Euro ausbezahlt, was einem Plus von 35 % gegenüber 2016 entspreche. Stark: Wie Günther Schmitt, Manager des „Raiffeisen Österreich Aktien“, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier erklärt, liegt die durchschnittliche Ausschüttungsquote der ATX-Unternehmen bei 40 %. Und wie Schmitt einräumt, stelle die Dividende für ihn durchaus einen wichtigen Aspekt dar, sei aber nicht der Hauptgrund, wieso er eine Aktie kaufe. „Vielmehr Augenmerk schenke ich den Gewinnzahlen und ob sich daraus ein Kursanstieg ergeben könnte“, so der Experte. Aber auch die jeweilige Marktphase spiele eine Rolle. Dass er etwa in den vergangenen Jahren den Dividenden weniger Beachtung geschenkt habe, sei vor allem auf einen Grund zurückzuführen: die positive Kursentwicklung an der Wiener Börse.
„Angesichts der aktuellen Korrektur und der damit verbundenen größeren Unsicherheit bezüglich der weiteren Börseentwicklung könnten die Dividenden aber wieder wichtiger werden“, meint Schmitt. In schwierigen Marktphasen würden bekanntlich defensivere Aktien, die normalerweise auch höhere Dividenden bieten, stärker in den Fokus der Anleger rücken.
Worauf müssen Anleger beim Dividend-Investing achten? „Um eine hohe Dividende auszahlen zu können, muss sowohl der Cashflow passen als auch die entsprechende Bilanz-Qualität gegeben sein“, so Schultes. Weiters sei zu beachten, dass ein Unternehmen, das eine Dividende ausbezahle, weniger Mittel für Investitionen zur Verfügung stehen habe.
Die uneingeschränkten ATX-Dividenden-Kaiser sind aktuell die Österreichische Post (Dividendenrendite 2018e: 5,4 %) und UNIQA (5,6 %). „Die Post hat sich von Anfang an als Dividenden-Play positioniert und kommuniziert, dass man rund 70 % des Gewinns ausschütten will“, so Schmitt. Aufgrund des zurückgehenden Briefgeschäfts, das von den Zuwächsen im Paketbereich mehr oder weniger kompensiert werde, sei bei der Post insgesamt mit keinem starken Wachstum zu rechnen, weshalb sie den Aktionären auch etwas bieten müsse. Insgesamt sollte man sich jedoch nicht nur an der Höhe der Dividendenrendite orientieren. „Man muss sich auch die Ausschüttungsquote ansehen, also nachprüfen, ob sich das Unternehmen so eine hohe Dividende auch leisten kann.“
Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)