Die bunte Welt der Dividendenfonds
Was auf den ersten Blick wie eine komplett homogene Anlageklasse aussieht, ist auf den zweiten ziemlich heterogen.
Ausgerechnet das Flaggschiff unter den Dividendenaktienfonds, der „DWS Top Dividende LD“ (ISIN: DE0009848119) aus dem Fondshaus der Deutschen Bank AG, fällt auf Einjahressicht negativ auf: Der mit 18 Mrd Euro an verwaltetem Volumen größte Fonds seiner Vergleichsgruppe rangiert laut Morningstar mit einem Kursrückgang von 5,39 % per 8. 2. 2018 unter den Underperformern. Ganz vorne unter jenen, die seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, liegen der aus dem deutschen Pullach nahe München gemanagte „DJE – Dividende & Substanz P“ (Euro) (LU0159550150, Fondsvolumen: 1,3 Mrd Euro) mit einem Plus von 6,93 % in der thesaurierenden Tranche, der britische „Invesco Global Equity Income“ (LU0607513230, Fondsvolumen: 940 Mio Euro) mit +5,81 % (Thesaurierer) und der Österreicher „3-Banken-Dividendenaktienstrategie“ (AT0000A0XHJ8, Fondsvolumen: 190 Mio Euro) mit +4,28 % in der ausschüttenden Variante. Allein diese wenigen Zahlen lassen erahnen, wie unterschiedlich die einzelnen Strategien angelegt sind, weshalb Investoren genau abwägen sollten, wofür sie sich entscheiden.
Der feine Unterschied
Alois Wögerbauer, der Geschäftsführer der 3-Banken-Generali-Investment-GmbH, erklärt sein Performanceplus so: „Breiter aufgestellte Dividendenfonds, die 2017 etwa auch in Finanz-, Industrie- und Rohstofftitel investiert waren, haben sich deutlich besser entwickelt als jene, die auf defensive Branchen wie Nahrung und Gesundheit konzentriert waren.“
In der Tat zeigt die aktuelle Morningstar-Studie über die Gewichtung der einzelnen Sektoren „defensiv“ (Basiskonsum, Gesundheit, Versorger), „konjunktursensitiv“ (Telekom, Energie, Industrie, Technologie) und „zyklisch“ (Rohstoffe, zyklischer Konsum, Finanz, Immobilien) gerade beim „3-Banken-Aktienstrategie“ mit je knapp einem Drittel eine ausgewogene Verteilung, während das deutsche Schwergewicht, der „DWS Top Dividende“, mit einem Anteil von rund 43 % an defensiven Investments weit über dem Median von 28 % liegt.
Was freilich der langfristig ausgerichteten Anlagestrategie mit geringer Umschlagshäufigkeit (zuletzt 16 %) entspreche, wie Denise Kißner, Investmentspezialistin für aktives Aktienmanagement bei DWS, betont: „Wir achten auf eine vorsichtige Positionierung mit Fokus auf defensive Sektoren wie Basiskonsum und Gesundheit.“ Nichtsdestoweniger werde der Markt genauestens beobachtet und Engagements je nach Konjunkturlage und stets auf Basis strenger Analysekriterien wie robustem Geschäftsmodell und steigender Rentabilität aktualisiert, wie der Ausbau an Beteiligungen im Energie- und Bankensektor 2017 zeige. Invesco etwa war 2017 schwerpunktmäßig in den Sektoren Finanz (26 %), Industrie (17 %) und Energie (15 %) investiert.
Die Währungskomponente
Ein weiterer Knackpunkt ist die Währungskomponente. Fonds, die mehrheitlich in Firmen aus dem US-Dollar-Raum investieren bzw. überhaupt in US-Dollar notieren, bringen Euro-Investoren zeitweise keine Freude: „Der starke Euro hat zuletzt einen Großteil der zweistelligen Aktienperformance überlagert“, zieht Kißner für das vergangene Jahr, als rund 36 % im US-Dollar veranlagt waren, Bilanz. Demgegenüber punktete der DJE-Fonds mit einer klaren Untergewichtung Nordamerikas und dem Fokus auf die EU-28-Länder.
UBS-Equity-Specialist Urs Raebsamen kategorisiert die Dividendenstrategien in drei Ansätze: Kombination von hoher Dividende mit hoher Unternehmensqualität, Konzentration auf defensive Aktientitel und Überlagerung der Investments mit Derivaten zur Absicherung – eine Option, die sich auch Wögerbauer offen lässt: „Wir wollen einfach nicht gezwungen sein, immer voll im Markt zu sein.“ Das wolle auch der Kunde nicht, würde aber erst in einem Bärenmarkt als Trumpf ausgespielt werden können. Jedenfalls ließe sich so die Volatilität reduzieren – und das Nervenkostüm schonen.
Unser Fazit
Den Dividendenfonds ist in der Regel eines gemein: Sie sind benchmarkunabhängig – und somit eine aktive Wette auf die Börse. Wer sich darauf einlässt, hat gute Chancen auf eine Mehrrendite aus Kurs- und Dividendengewinnen. Aber er sollte einen längeren Atem haben.
Autor: Mag. Caroline Millonig (redaktion@boersen-kurier.at)