Volatilität spricht für Wandelanleihen

Wandelanleihen, die Zwitterwesen aus Aktien und Anleihen, fristen sowohl unter heimischen börsennotierten Firmen als auch Anlegern ein Schattendasein. Dafür gibt es gute Gründe.

Wandelanleihen spielen in Österreich sowohl unter den börsenotierten Unternehmen als auch unter Privatanlegern eher eine untergeordnete Rolle. Laut Horst Simbürger, Managing Director beim heimischen Wandelanleihenspezialisten Convertinvest, gibt es am Wiener Marktplatz aktuell nur drei nennenswerte Emissionen – und zwar zwei der Immofinanz und eine der CA Immo. Dazu komme noch eine Wandelanleihe der an der Schweizer Börse notierten ams, die im vergangenen September sehr erfolgreich platziert wurde.

Vorteile für Firmen und Anleger

Worauf ist dieses Schattendasein zurückzuführen? „Österreichische börsennotierte Firmen finanzieren ihre Wachstumsinvestitionen in der Regel entweder über Kapitalerhöhungen oder über Bankkredite“, nennt Simbürger im Gespräch mit dem Börsen-Kurier einen Grund. Dabei hätten Wandelanleihen viele Vorteile für die Emittenten. Sie würden sich vor allem für Wachstumsfirmen, die schwer an Bank-kredite kommen, eignen. Auch müssten im aktuellen Zinsumfeld – abhängig von der Bonität des Unternehmens – den Investoren nur geringe Kupons bezahlt werden.

„Ein Vorteil ist, dass man schon bei der Emission weiß, dass man zu einem gewissen Zeitpunkt mit einer Wandlung und damit auch zusätzlichen Eigenkapital rechnen kann – und zwar dann, wenn der Aktienkurs am Laufzeitende über dem Wandlungspreis liegt“, so Simbürger. Falls es tatsächlich zu einer Wandlunge komme, so merke man das auch meistens nicht so stark in der Kursentwicklung. „Bei einer Kapitalerhöhung über das Eigenkapital wird das Unternehmen hingegen abgestraft“, so der Experte der in diesem Fall von Kursverlusten in der Regel zwischen 5 und 10 % spricht.

Für die traditionell risikoaversen heimischen Privatanleger sind Wandelanleiheninvestments wiederum gerade im aktuellen – von zunehmender Volatilität geprägten – Umfeld eine interessante Option. Der Hintergrund: Einerseits ist man in seitwärts tendierenden Aktienmärkten für einen Aufschwung positioniert. Zu Zeiten fallender Börsenkurse kommt wiederum dem so genannten „Bond Floor“ die Rolle eines Auffangnetzes zu. „Den Zinskupon können Anleger wenn es nicht zu einer Wandlung kommt so oder so lukrieren“, erklärt Simbürger.

Das verhaltene Interesse der Anleger hat aber vor allem einen guten Grund: die hohe Mindeststückelung. Bei der Wandelanleihe der CA Immo liegt sie beispielsweise bei 100.000 Euro, bei jener der AMS sogar bei 200.000 USD. Aber auch bei internationalen Emissionen sind die Mindeststückelungen hoch. „Eine Streuung ist daher für den Kleinanleger meist nicht möglich“, sagt Martin Rupp, Fondsmanager bei der 3Banken-Generali Invest, gegenüber dem Börsen-Kurier.

Tipp: Fondslösung

Für Rupp spricht aber auch die mit dem Anlageinstrument verbundene Komplexität gegen ein Direktinvestment seitens von Privatanlegern – sowie im Übrigen für eine Fondslösung. „Da eine Wandelanleihe eine Kombination aus Anleihe sowie der Option auf eine Umwandlung zur Aktie darstellt, ist auch ein Verständnis optionstheoretischer Aspekte notwendig, um das konvexe Kursverhalten des Kapitalmarktinstruments überhaupt verstehen zu können“, so der Fondsmanager.

Nachsatz: „Das geht meist weit über das Verständnis eines Privatanlegers hinaus.“

Autor: Mag. Patrick Baldia  (redaktion@boersen-kurier.at)