Staatsanleihen zur Absicherung nutzen

Obwohl Anleger auch 2018 mit Aktien mehr verdienen dürften als mit Anleihen, schätzen Experten ausgewählte Anleihensegmente als attraktiv ein.

Das in der vergangenen Woche veröffentlichte Credit Suisse Global Investment Yearbook 2018 bestätigt einmal mehr, was Lesern des Börsen-Kurier wohlbekannt ist: auf längere Sicht sind Anleger mit Aktien am besten dran. Konkret haben globale Aktien seit 1900 Anleihen und Bargeld (Schatzwechsel) um 3,4 bzw. 4,3 % pro Jahr geschlagen. Aber auch Sammlerobjekte (z.B. Kunst) schnitten mit einer jährlichen Preissteigerung von 2,9 % schlechter ab. Und globale Immobilien haben mit einem qualitätsbereinigten realen Wertverlust von 2 % ebenfalls das Nachsehen gegenüber Aktien.

Auch 2018 sollten Aktien Anleihen outperformen. Allerdings erwarten Experten, dass es – nach dem ruhigen Vorjahr – an den Aktienmärkten etwas turbulenter zugehen werde und vor allem die Volatilität ansteigen sollte. Erstmals seit langem werde die wirtschaftliche Überhitzungsgefahr wieder zum Thema, heißt es etwa bei der Deutsche Asset Management. Allerdings müssten sich Aktionäre auch an ein zweites Novum gewöhnen: Im Vergleich mit US-Staatsanleihen würden sich Aktien nicht mehr als vermeintlich alternativlos darstellen.

Tatsächlich liegen die Renditen zweijähriger US-Treasuries mit mehr als 2 % wieder über der durchschnittlichen Dividendenrendite des S&P 500. Allerdings gehen die Experten der Deutsche Asset Management auch nicht davon aus, dass die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen Ende 2018 bei mehr als 3 % und jene zehnjähriger Deutscher Bundesanleihen bei mehr als 1 % liegen würden. Einmal mehr hätten Staatsanleihen aber bei der Korrektur Anfang Feber ihren Status als sicherer Hafen verteidigt. Dementsprechend wären sie weiterhin ein gutes Absicherungsinstrument.

„An den wenig gefragten USD-Anleihemärkten winkt wieder solides Wertpotenzial“, meint auch Stephen Jones, Co-Head Fixed Income bei Kames Capital. Zum ersten Mal seit 2008 wären zweijährige US-Schatzanleihen billiger als die Gesamtinflation in den USA, während fünfjährige US-Treasuries mit 2,6 % gleichauf mit dem US-BIP liegen würden. Die europäischen Märkte wären – gemessen an Inflationsrate und BIP – hingegen zweifellos überbewertet.

Nicholas Gartside, international Chief Investment Officer der Fixed Income, Currency and Commodity Group von J.P. Morgan Asset Management, ist der Ansicht, dass Anleger selektiver vorgehen müssen, wenn sie heuer mit Anleihen erfolgreich sein wollen. Der Hintergrund: Das spätzyklische Umfeld werde eher „idiosynkratischer“ Natur sein, was bedeute, dass einige Werte mit größerem Risiko behaftet wären als andere. „Angesichts der Herausforderungen, die durch das Ende der lockeren Geldpolitik der globalen Notenbanken zu erwarten sind, sollten alle Anleihenmarktsegmente in die Allokation einbezogen werden“, sagt er.  Mit dem von ihm gemanagten „JPMorgan Funds – Global Bond Opportunities Fund“ (ISIN: LU08 67954 264), der auf Einjahressicht ein Plus von 3,82 % vorzuweisen hat, bevorzugt Gartside aktuell Risikoanlagen wie Hochzinsunternehmensanleihen, ausgewählte Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern und nachrangiges Bankkapital in Europa.

Zu den Favoriten von Theo Holland, Co-Manager des „Kames Emerging Market Bond Opportunities“ (IE00BYNFP378; Performance 2017: 9,5 %) gehören heuer Unternehmens- und Finanzanleihen aus Nigeria sowie Staatsanleihen aus Äthiopien und Senegal. Überzeugt sei er auch von Hochzinssegmenten wie Sri Lanka und der Mongolei, ebenso wie von ausgewählten indonesischen und indischen High-Yield-Unternehmensanleihen.

Autor: Mag. Patrick Baldia  (redaktion@boersen-kurier.at)