„Aus Spieler S Immo ist Spielball geworden“

Wenig überraschend war die zunehmend unübersichtliche Beteiligungssituation zwischen S Immo, Immofinanz und CA Immo ein großes Thema bei der Hauptversammlung. Das Management zeigte sich wenig auskunftsfreudig.

Ich möchte mich bei allen Mitarbeitern der S Immo für ein sehr gutes Geschäftsjahr bedanken – auch wenn 2017 „nur“ das zweitbeste Jahr der Unternehmensgeschichte war“, eröffnete ein Aktionär am vergangenen Donnerstag die Generaldebatte bei der HV im Wiener Marriott Hotel. Tatsächlich war das abgelaufene Geschäftsjahr einmal mehr von starken Zahlen sowie zahlreichen Highlights – unter anderem betreffend Projektentwicklungen und Transaktionen – begleitet. Und auch der Ausblick für 2018 passt – CEO Ernst Vejdovszky kündigte gar ein „super Ergebnis an“. Nicht ausklammern wollte besagter Aktionär allerdings die letzten drei Wochen, in denen sich „die Ereignisse überschlagen“ hätten.


Zur Erinnerung: Seit Mitte April ist die Immofinanz mit 29,4 % größter Aktionär der S Immo. Damit steht – nach der gescheiterten Fusion zwischen Immofinanz und CA Immo – nun ein Zusammenschluss zwischen beiden Immobiliengesellschaften im Raum. „Angesichts der Beteiligung der S Immo (hält rund 12 % an der Immofinanz sowie 6 % an der CA Immo, Anm.) stellt sich die Frage, ob aus dem Spieler S Immo ein Spielball geworden ist“, so der Aktionär, der den Verlust der „stabilen Kernaktionäre“ Erste und VIG bedauere.

„S Immo kein Spieler“

„Wir haben uns nie als Spieler gesehen“, entgegnete Aufsichtsratsvorsitzender Martin Simhandl. Zuvor sprach bereits Vejdovszky im Zusammenhang mit den genannten Beteiligungen an den beiden Mitkonkurrenten von „reinen Finanzinvestments“. Ob die Immofinanz ein Übernahmeangebot für die S Immo legen werde, müsse man die Immofinanz fragen, meinte etwa der CEO. Weder der Aufsichtsratsvorsitzende noch der CEO wollten in weiterer Folge nähere Details zur Beteiligungssituation nennen – auch nicht, als sie ein anderer Aktionär aufforderte, „die Karten auf den Tisch zu legen“.

Einen interessanten Blick in die Glaskugel wagte ein bekannt redseliger Aktionär aus Oberösterreich. „Vielleicht werden sie die neuen Vorstände der Immofinanz“, wendete er sich an Vejdovszky und Co-Vorstand Friedrich Wachernig. Weiters sei er sich zu 100 % sicher, dass in diesen Zusammenhang in drei bis vier Monaten eine neuerliche HV der S Immo stattfinden werde. Darüber hinaus wollte er auch wissen, an wen das OMV-Hauptquartier, das für jährliche Mieteinnahmen in der Höhe von 8,9 Mio Euro sorgte, verkauft wurde. Von Wachernig war zu erfahren, dass das rund acht Jahre alte Gebäude an einen DEKA-Fonds ging.

Ein Aktionär stieß sich daran, dass die den HV-Unterlagen beigefügten Lebensläufe der beiden Kandidatinnen Hanna Bomba und Karin Rest nicht ausführlich genug wären – vor allem auf jenen von Rest, über deren Aufsichtsratsmandat bei der Wien Holding er sich zudem kritisch äußerte, treffe dies zu. „Etwas mehr Auskünfte für Aktionäre wären angemessen“, meint er. Dahinter steckten offensichtlich Zweifel an den Qualifikationen der Kandidatinnen – sowie im Übrigen auch Kritik, dass zwei Frauen in den Aufsichtsrat aufgenommen werden sollen, bezeichnete er doch das Aufsichtsratsquotengesetz als „Diskriminierung der Männer“.

Hohe Immobilien-Expertise

„Es ist eine Zumutung in der heutigen Zeit anzunehmen, dass Frauen nur in einen Aufsichtsrat aufgenommen werden, weil sie Frauen sind“, so Simhandl. Er verwies auf die „hohe Immobilien-Expertise“ von Bomba und Rest, ebenso wie auf deren einschlägiges rechtliches Knowhow. Beide wurden vorgeschlagen, weil die Satzung der S Immo nun mal vorschreibe, auszuscheidende Aufsichtsräte nachzubesetzen. Nachsatz des Aufsichtsratsvorsitzenden: „Wir können in Zukunft gerne über die Satzung diskutieren.“

Bei der anschließenden Abstimmung gab es seitens der anwesenden Aktionäre und deren Vertreter sehr hohe Zustimmung für die Tagesordnungspunkte. Lediglich auf die Abstimmung über die Änderung von §13 der Gesellschaftsordnung, die das Stimmrecht einzelner Aktionäre oder Aktionärsgruppen, die gemeinsam vorgehen, auf 15 % beschränkt, traf das nicht zu. Die einfache Mehrheit der Stimmen konnte zwar erreicht werden, die Dreiviertelmehrheit wurde hingegen knapp verfehlt.

Autor: Mag. Patrick Baldia  (redaktion@boersen-kurier.at)