Die Inflationsrate und damit auch die Zinsen sinken weiter

Sowohl der Bond- als auch der Aktienmarkt in Mumbai locken mit interessanten Chancen. Schließlich bietet das anhaltende Wirtschaftswachstum ein solides Umfeld.

Die Zahl ist beachtlich. Indiens BIP ist inzwischen auf 2,5 BioUSD angeschwollen. Allein für heuer wird das Wirtschaftswachstum auf 6,8 % geschätzt, „wobei die Regierung sogar 8 % anstrebt“, erklärt Sujoy Das, Leiter Fixed Income bei Invesco. Schließlich lebten 1,7 Mrd Menschen in Indien, „die Hälfte davon ist jünger als 25 Jahre“.  Und für sie müssten neue Jobs geschaffen werden, vor allem abseits des stark subventionierten Landwirtschaftssektors, in dem ein Großteil der Bevölkerung tätig ist.

Hinzu kommt eine erfreuliche Entwicklung bei der Inflation. Bis 2013 bewegte sie sich zwischen 8 und 11 %. Inzwischen ist die Inflation auf rund 4 % gesunken, damit dürfte es auch mit den Zinssenkungen weitergehen. Dazu hat freilich der starke Ölpreisrückgang gegenüber 2014 beigetragen. Einzig die Einführung der neuen, landesweiten Mehrwertsteuer (GST bzw. General Sales Tax) vergangenen Sommer, sowie die steigenden Nahrungsmittelpreise könnten für einen leicht inflationären Druck sorgen. Doch das dürfte ein vorübergehendes Phänomen sein, meint der Invesco-Experte.

Obendrein hat die indische Rupie gegenüber dem Dollar seit 2015 um fast 20 % zugelegt, ein Trend der Sujoy Das zufolge anhalten könnte. Zuvor wurde die Währung allerdings von der Krise auf den weltweiten Märkten hart getroffen.

Indische Bonds im Fokus
Für den Invesco-Experten gibt es jedenfalls ausreichend Gründe, sich den indischen Rentenmarkt näher anzusehen. Dieser umfasst ein Gesamtvolumen von 1,7 BioUSD. Allein bei den 10jährigen Staatsanleihen (mit einem Rating von BBB-) liegt die Rendite bei gut 7,3 %. Weitere Zinssenkungen könnten die Kurse stützen. Auch ein Blick auf das Segment für Unternehmensanleihen lohnt sich: 40 % entfallen auf den Finanzsektor, gefolgt von den Bereichen Infrastruktur, Telekom und Versorger.

Doch es gibt eine Besonderheit an Mumbais Bondmarkt: Ausländische Anleger können nur begrenzt investieren. Bei Staatsanleihen dürfen höchstens 6 %, bei Unternehmensanleihen maximal 10 % des ausstehenden Volumens in ausländische Hände wandern. Erweitern lässt sich das etwa mit einem Fondsinvestment. Im „Invesco India Bond Fund“ (ISIN: LU0996662002) entfallen übrigens rund 50 % auf staatliche und staatsnahe Emissionen, der Rest auf Unternehmensanleihen.

Aktien im Aufwind
Auch für Aktienanleger bietet die Börse reichlich Chancen. Davon ist Ihab Dalwai, Co-Portfoliomanager des „Nordea 1 – Indian Equity Fund“ (LU06 37335638), überzeugt. Immerhin dürfte heuer der Gewinn je Aktie bei den größten indischen Titeln um 9 %, im kommenden Jahr sogar um 18 % im Schnitt zulegen. Vor allem im Bankensektor würden die Gewinne steigen, „da die Kreditvergabe an Unternehmen wieder zunimmt“, erklärt Dalwai. Gefallen findet man etwa bei der ICICI Bank (US45104G 1040) oder der Axis Bank (US05 462W1099).

Auch der Gesundheitssektor sei gut aufgestellt. 70 % aller in den USA verkauften Generika werden in Indien produziert. Als vor wenigen Jahren zahlreiche Patente ausliefen, verzeichneten indische Generikahersteller einen großen Schub – auch auf der Börse. „Inzwischen haben die Kurse korrigiert, und wir nutzten das zum Einstieg“, sagt der Nordea-Experte.

Selbst der Telekomsektor steht im Fokus. „2017 stieg der mobile Datenverkehr aufgrund der Zunahme des 3G- und 4G-Datenverbrauchs um 144 %“, rechnet Avinash Vazirani, Fondsmanager des „Jupiter India Select SICAV“ (LU0 329070915), vor. Dabei beschränke sich der Trend nicht nur auf die Städte. „Auch am Land wird Technologie verstärkt genutzt“, sagt Vazirani.

Dennoch sollte man die Risiken nicht übersehen, zu denen ein stark steigender Ölpreis zählen würde. Zudem finden 2019 Wahlen statt. „Und hier gibt es ein Risiko, dass die amtierende Bharatiya Janata Party nicht die absolute Mehrheit erzielt“, fügt Dalwai noch hinzu.

Autorin im Börsen-Kurier: Mag. Raja Korinek