Vom Boom bei Smartphones & Co profitieren

Wenn der Strom nicht aus der Steckdose kommt, stammt er von Batterien – sie halten beispielsweise auch unsere moderne Form der mobilen Kommunikation am Laufen. Aber wie nachhaltig sind diese Speichermedien eigentlich?

Das „Internet der Dinge“ ist keine Zukunftsversion, sondern steckt in Form des Smartphones bereits in unserer Jackentasche. Natürlich würden diese Mini-Computer ohne Akkus nicht funktionieren, ebenso wie Laptops, Notebooks, Digitalkameras usw. Diese tragbaren Geräte mit hohem Energiebedarf werden von Lithium-Ionen-Batterien (bzw. Lithium-Ionen-Akkus gespeist), weil „herkömmliche“ Batterien hier zu groß und zu schwer ausfallen würden. Nachdem der Trend zur Vernetzung mobiler Geräte mit dem Internet hurtig weiter gehen wird, ist es logisch, dass auch moderne Batterien vor einer Wachstumsstory stehen. Weiterer Rückenwind kommt vom Vormarsch der Elektro-Mobilität: So schätzt die Internationalen Energieagentur die Anzahl globaler Verkäufe von E-Autos auf 9 bis 20 Mio bis 2020 und auf 40 bis 70 Mio bis 2025. Und natürlich kommt auch der schönste E-Bolide ohne leistungsstarke Batterie nicht vom Fleck.

Dass sich das Batterien-Thema für Investments trefflich eignet, wurde bereits erkannt, so ist von Vontobel im Vorjahr das „Partizipationszertifikat auf den Solactive Battery Energy Storage Performance-Index“ lanciert worden (ISIN: DE000VL53BE7). Anleger partizipieren hier an einer Auswahl von Unternehmen, die die Wertschöpfungskette des Batterien-Geschäfts abdecken. (Zum Beispiel Samsung, Panasonic oder Tesla, aber auch weniger bekannte Titel wie der Chemiespezialist Albemarle und der Produzent von Hochleistungsbatterien Energizer Holdings.)

Für ethisch denkende Investoren stellt sich an diesem Punkt allerdings die Frage, wie nachhaltig Batterien tatsächlich sind? Das beginnt bei der „Grundzutat“, dem Leichtmetall Lithium. Wie lange ist dieser Rohstoff überhaupt verfügbar? Dieser Frage wurde auch auf der Diskussionsveranstaltung „Vom Rohstoff zum Werkstoff“ in Wien nachgegangen, die vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie der Industriellenvereinigung initiiert wurde. Hier kamen beruhigende Worte von
Roland Pomberger, Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft: „In Europa stagniert derzeit die E-Mobilität, in den großen Automobilmärkten USA und China ist aber eine Beschleunigung zu beobachten. Ich sehe aber derzeit keinen Engpass an Lithium für den Automarkt. Es gibt nämlich auch für die Zukunft ergiebige Lithiumquellen, nämlich Salzseen und die Weltmeere.“ Sein Kollege Helmut Antrekowitsch, ebenfalls von der Montanuniversität Leoben (Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie), konnte dem nur beipflichten: „Derzeit liegt die jährliche Lithiumproduktion bei 36.000 Tonnen. Beim aktuellen Verbrauch würde der Lithiumvorrat noch für 1.450 Jahre reichen! Steigt der Bedarf langfristig auf eine halbe Million Tonnen pro Jahr, würden die Reserven in 108 Jahren ausgehen.“

Möglicher Konfliktrohstoff

Einen Haken hat die Sache aber doch: Lithium könnte sich zu einem Konfliktrohstoff (Förderung in Hochrisikogebieten) entwickeln. So wird das Leichtmetall auch aus Mineralien gewonnen – und das im Kongo, wo Arbeitsrechts- und Umweltstandards oft nur auf dem Papier existieren. Pomberger dazu: „Lithium befindet sich am Sprung in Richtung kritischer Rohstoffe, wann es tatsächlich dazu werden könnte, dazu existieren sehr unterschiedliche Prognosen. Es könnte demnach zwischen 2030 und 2050 soweit sein.“ Könnte Batterie-Recycling einen Ausweg bieten? Hier winken Experten eher ab, denn beim Recycling der Batterien stehen andere Rohstoffe im Vordergrund – einfach weil Lithium günstig am Markt zu bekommen ist. Das ist kein Grund, um die Lithium-Ionen-Batterie zu verdammen, bewusst sollte man sich dieser Problematik aber dennoch sein.

Autor: Mag. Harald Kolerus  (redaktion@boersen-kurier.at)