Aufbruchsstimmung in Afrika

Dank seines tiefgreifenden Strukturwandels und üppiger Rohstoffvorkommen gilt der schwarze Kontinent als unterschätzter Markt mit Aufholpotenzial. Anleger sollten jedoch die Risiken im Blick behalten.

Geht es um Afrika, drückt sich Oliver Bell gern bildhaft aus. „Nach der Dürre und der wirtschaftlichen Stagnation im vergangenen Jahr könnte 2018 das Jahr sein, in dem sich Afrika wirtschaftlich erholt“, glaubt der Manager des „Frontier Markets Equity Fund“ von T. Rowe Price (ISIN LU1079 765662 ).
Mit dieser Meinung steht der Schwellenländer-Experte nicht allein. Die Weltbank sagt dem Kontinent mit Blick auf das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr ein Plus von 3,2 und 3,5 % in 2019 voraus. Auslandsinvestitionen wie etwa aus Indien oder China, Reformen und die Verbreitung einer stärker marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung in vielen Staaten sind der Nährboden für Wachstum und Wohlstand.

Junge Bevölkerung

Während viele Länder heute vor dem Dilemma einer alternden Bevölkerung stehen, ist die Mehrheit der 1,2 Mrd. Afrikaner jung, ehrgeizig und unternehmerisch. Mehr als 300 Mio Menschen zählen mittlerweile zur Mittelschicht, die zunehmend kaufkräftiger wird – abzulesen an den stark steigenden Zahlen der Mobiltelefone und Autos.

Dieses Umfeld lockt Anleger aus der ganzen Welt. Der S&P Pan Africa-Index aus zwölf afrikanischen Staaten – darunter Südafrika, Marokko und auch die Elfenbeinküste – legte auf Jahressicht gut 16 % zu. Zum Vergleich: Wer sein Geld in dieser Zeit breit gestreut in Dividendentitel des Weltaktienindex MSCI World investierte, muss sich mit knapp 11 % begnügen.

„Die globale Liquiditätswelle erreicht nunmehr auch die afrikanischen Märkte: Dabei sind die Bewertungen im Vergleich zu den globalen Märkten vergleichsweise tief“, sagt Malek Bou-Diab, Lead Portfolio Manager für den Bereich New Markets bei Bellevue Asset Management – und attestiert ausgewählten afrikanischen Ländern entsprechend gutes Potenzial für Kurssteigerungen. In seinem „BB African Opportunities-Fonds“ (LU043 3847240) favorisiert er derzeit vor allem Ägypten und Südafrika, in puncto Sektoren gefallen ihm in erster Linie Finanzen und Basiskonsumgüter.

Auf schmalem Grat

Anleger, die diesen Optimismus teilen, sollten breit gestreut investieren, denn einzelne Afrika-Aktien zu kaufen, ist ebenso schwierig wie riskant, zumal der Handel teils sehr dünn ist. Zu den einträglichen aktiven Fonds zählt der „JP Morgan Africa Equity“ (LU03 55584466), der es auf Sicht von einem Jahr auf ein Plus von knapp 24 % brachte. Der „BB African Opportunities“ des Schweizer Fondshaus Bellevue schaffte 22 %. Eine passive Anlagelösung bietet der „Xtrackers MSCI Africa Top 50-ETF“ (LU0592217524), der die Entwicklung der 50 größten Unternehmen aus sechs Staaten abbildet und in den vergangenen zwölf Monaten rund 16 % an Wert gewann.

Wer am Aufschwung in Afrika teilhaben will, sollte gleichwohl vorsichtig agieren. Die Länder des riesigen Kontinents sind höchst unterschiedlich, einige leiden unter politisch und wirtschaftlich instabilen Verhältnissen. Auch Korruption, Intransparenz und Kapitalflucht sind nach wie vor nicht auszuschließen.

Für Afrika-Kenner Bou-Diab ist daher klar: „Anleger sollten immer im Auge behalten, dass Aufschwünge vereinzelt auf schmalem Grat stehen – und entsprechend anfällig gegenüber äußeren Einflüssen sein können.“

Autor: Christian Euler (redaktion@boersen-kurier.at)