Russland rückt wieder ins Rampenlicht
Die US-Sanktionen hätten Anleger zu Unrecht aus Russlands Börse verschreckt, meinen Experten. Immerhin gewinnt die Wirtschaft an Fahrt, während die Börse günstig bewertet wird.
Die schwere Rezession hat Russlands Wirtschaft immerhin zurückgelassen. Davon ist jedenfalls Aktienstratege Peter Szopo bei der Erste Asset Management im Gespräch mit Journalisten vergangene Woche, an dem auch der Börsen-Kurier teilnahm, überzeugt. Schuld an dem Abschwung rund um das Jahr 2015 war freilich der Absturz des Ölpreises. Russland sei nun einmal sehr stark von Ölexporten abhängig, so Szopo. Und das hatte folglich auch die Wirtschaft schwer getroffen.
Doch allein heuer, sowie im kommenden Jahr, werde die Wirtschaft des Landes nach aktuellen Prognosen um gut 1,8 % zulegen. Wichtigste Stütze sind die steigenden Rohstoffpreise, allen voran der Ölpreis. Aber nicht nur. Weiterer Rückenwind kommt vom sinkenden russischen Rubel. Denn Rohstoffe werden ja in der US-amerikanischen Währung gehandelt. Und so verdienen russische Energiekonzerne umso mehr, je weiter der Ölpreis und auch der Dollar an Fahrt gewinnen.
Geringe Verschuldung
Es gibt auch noch weitere Faktoren, die für eine Stütze sprechen. Dazu braucht man nur einen Blick auf das Verhalten der US-Notenbank werfen. Während eine Reihe an Emerging Markets von steigenden US-Zinsen und des Dollar negativ betroffen sind, ist Russland diesbezüglich besser gewappnet, betont Szopo. Schließlich weise Russland einen Überschuss bei der Leistungsbilanz sowie ein ausgeglichenes Budget auf. Die Gesamtverschuldung ist in den vergangenen Jahren zudem geschrumpft, die Staatsverschuldung liegt bei 17,5 % des BIP.
Günstig bemessen
Womit die Frage bleibt, welche Perspektiven sich für Anleger eröffnen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Ölpreis gestiegen ist, der russische Aktienmarkt, der vor allem von Energietiteln dominiert wird, aber noch hinten nachhinkt. Das führt Alexandre Dimitrov, Senior Fondsmanager des Espa Stock Russia (ISIN: AT0000A05SA6) auf die Zurückhaltung vieler Anleger zurück, die durch die jüngsten US-Sanktionen ausgelöst sein dürften.
Derzeit sei der Aktienmarkt jedenfalls sehr günstig bewertet, gemessen etwa am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Hier liegt die Zahl bei rund 6, während der Durchschnitt der Schwellenländermärkte doppelt so hoch ist. Auch die Dividendenrendite von gut 6 % ist verlockend hoch.
Energieaktien mit hoher Gewichtung
Dabei haben Fondsmanager einen Spielraum, Energieaktien mehr oder auch weniger, je nach Umfeld, zu gewichten. Alternativ zu einem Fonds können Anleger aber auf die Entwicklung des russischen Aktienmarktes mittels Zertifikate setzen. Mit dem „RTX X-pert“-Zertifikat (DE00077490 04) setzt man auf insgesamt 15 russische Titel. Dazu zählen Energieriesen wie Gazprom, Lukoil und Rosneft, aber auch der Einzelhändler Magnit oder Sberbank sowie VTB-Bank.
Es gibt auch die Möglichkeit auf die Versorger in Russland zu setzen. Schließlich wird bei einem steigenden Wirtschaftswachstum mehr Energie nachgefragt. So bietet die RCB das „Long RTX Energy open end“-Zertifikat (AT0000 A0GV93) an. In dem zugrundeliegenden Index sind sieben Unternehmen enthalten, die in der Energieversorgung des Landes mitmischen. Dazu zählen etwa Rushydro (RU000A 0JPKH7), Unipro RU000A 0JNGA5) sowie Mosenergo (RU0008958863).
Bei allen Investments in der Region müssen Anleger aber bereit sein, gröbere Kursschwankungen und Turbulenzen auf der Währungsseite zu verkraften.
Autor: Mag. Raja Korinek (redaktion@boersen-kurier.at)