Tipps den Umgang mit Dividendentiteln
Für Morningstar ist die Thesaurierung von Ausschüttungen das Erfolgsrezept der Aktienanlage. Bei den meisten Dividendenfonds handelt es sich jedoch um ausschüttende Fonds.
Die heurige Dividendensaison hat(te) es in sich an der Wiener Börse: Mit 2,8 Mrd Euro, was einem Plus von 28 % gegenüber dem Vorjahr entspricht, haben die ATX-Unternehmen für das Geschäftsjahr 2017 mehr Dividenden ausgeschüttet als je zuvor. Dahinter stehen ein gut brummender Konjunkturmotor und – damit einhergehend – satte Unternehmensgewinne. Insgesamt verzeichneten die 20 im heimischen Leitindex gelisteten Firmen 2017 einen Gewinnanstieg von 28 % auf 6,1 Mrd Euro. Stark: Nicht weniger als 60 % der ATX-Unternehmen konnten ihre Ergebnisse steigern.
Erfogsfaktor: Zinseszins-Effekt
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch anderswo in Europa – allein in Deutschland schütten die örsenkonzerne heuer den Rekordwert von 52,6 Mrd Euro an ihre Aktionäre aus. Angesichts der nach wie vor niedrigen Leitzinsen sind das gute Nachrichten für Aktienanleger. „Insgesamt sind Dividenden für die Aktien-Performance von eminent wichtiger Bedeutung“, so Ali Masarwah vom Analysehaus Morningstar in Deutschland. Er verweist darauf, dass der DAX inklusive Dividenden in den vergangenen 20 Jahren um 141 % (4,5 % p. a.) zulegte, ohne hingegen nur um 46 % (1,9 % p. a.).
Dieser Unterschied ist laut Masarwah auf den Zinseszins-Effekt zurückzuführen. „Die Thesaurierung von Ausschüttungen, das so genannte Compounding, ist das Erfolgsrezept der Aktienanlage“, so der Experte. Dasselbe gelte im Übrigen auch für Aktienfonds bzw. die in den vergangenen Jahren stark nachgefragten Dividendenfonds, was sich im Rahmen einer aktuellen Morningstar-Untersuchung bestätigt habe. Das Problem bei der Sache: Bei den meisten Dividendenfonds handelt es sich um ausschüttende Fonds, denen damit auch der „Zauber des Zinseszinseffekts“ fehlt.
„Dass Dividenden einen Großteil der langfristigen Aktien-Performance ausmachen, bedeutet nicht, dass im Umkehrschluss Aktien mit besonders hohen Dividendenrenditen eine überdurchschnittliche Performance erwirtschaften“, so Masarwah. Auch das Argument, dass Dividenden bei fallenden Märkten einen Puffer bilden, sei ebenfalls mehr Legende als Wahrheit. Es komme vielmehr auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen im Fonds an, nicht auf die Frage, ob sie Dividenden ausschütten oder nicht.
Aber bringt es angesichts dieser Tatsachen überhaupt etwas, sich mit Dividendenstrategien auseinanderzusetzen? Diese Frage kann sicherlich mit ja beantwortet werden. Sie könnten etwa als Qualitätsfilter dienen. „Fondsmanager, die auf Unternehmen setzen, die eine jahrelange Dividendenkontinuität aufweisen, landen in der Regel bei stabilen Geschäftsmodellen mit hohen freien Cashflows“, erklärt Masarwah, der in diesem Zusammenhang Unternehmen wie Nestlé, Novartis, Pfizer, Daimler, BMW oder Allianz nennt.
Ausschüttungsquote beachten
Auf der anderen Seite gebe es auch Investoren, wie etwa Pensionisten, die hohe laufende Ausschüttungen benötigen. Für sie stellt die Dividendenrendite das entscheidende Kriterium dar. Zu hoch sollte diese allerdings nicht sein bzw. muss man sich dann genau anschauen, wieso das der Fall ist. Vielmehr muss man auch die Ausschüttungsquote unter die Lupe nehmen, um einschätzen zu können, ob sich das Unternehmen überhaupt eine so hohe Dividende leisten kann. Eine hohe Dividendenrendite kann jedenfalls zwei Ursachen haben: Der Markt geht davon aus, dass sich die Dividende eines Unternehmens nicht nachhaltig entwickeln wird oder etwas stimmt bei der betreffenden Firma nicht.
Autor: Mag. Patrick Baldia (redaktion@boersen-kurier.at)